Märkisch-Oderland - Investor plant Rechenzentrum in Hoppegarten und will damit auch Fernwärme erzeugen

Do 25.05.23 | 19:12 Uhr
  4
Rechenzentrum in Hoppegarten. (Quelle: rbb/Philip Barnstorf)
Audio: Antenne Brandenburg | 25.05.2023 | Philip Barnstorf | Bild: rbb/Philip Barnstorf

In Hoppegarten bei Berlin könnte bald ein neues Rechenzentrum entstehen. Neben Steuereinnahmen könnte die Gemeinde auch von der Abwärme der Rechner profitieren – der Investor plant, diese in das Fernwärmenetz einzuspeisen.

Ein Investor will auf einem 10.000 Quadratmeter großen Gelände in Hoppegarten (Märkisch-Oderland) ein neues Rechenzentrum bauen. Das bestätigte de Gemeindeverwaltung am Donnerstag gegenüber dem rbb. Das Rechenzentrum könnte in drei bis vier Jahren fertig sein, heißt es aus der Gemeindeverwaltung.

Aktuell werden deutschlandweit viele Rechenzentren geplant oder gebaut, da mehr Rechenleistung gebraucht wird. Die meisten entstehen im Rhein-Main-Gebiet, doch immer mehr auch in Berlin und im Berliner Speckgürtel. So plant beispielsweise Google ein eigenes Rechenzentrum am Flughafen BER. Im vergangenen Jahr wurde ein Rechenzentrum in Cottbus fertiggestellt.

Abwärme soll in das Fernwärmenetz eingespeist werden

Für den Bau des Rechenzentrums auf dem ehemaligen LPG-Gelände in Hoppegarten müssten eine Kfz-Werkstatt und andere Kleinunternehmen weichen. Der Investor wolle die alten Hallen abreißen und ein Rechenzentrum dort bauen. Die Gemeinde sei schon dabei, die rechtlichen Bedingungen zu schaffen. Laut Hoppegartens Bürgermeister Sven Siebert (parteilos) wird die Fläche auch nachhaltig verwendet: "Zielsetzung dieser Inbetriebnahme ist auch, dass 50 Prozent der Gesamtfläche dort renaturiert werden", sagte Siebert dem rbb.

Das Rechenzentrum selbst soll auf eine andere Weise nachhaltiger werden: Gemeinde und Investor planen die im Rechenzentrum entstehende Wärme etwa für Fernwärme-Heizungen wiederzuverwenden. "Technisch läuft das so, dass die Rechenzentren sowieso diese Wärme sammeln und aus dem Rechenzentrum abführen müssen. Das machen sie halt mit Klimaanlagen in den Rechenzentren", erklärt Ralph Hintemann vom Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit. Diese Abwärme könne theoretisch an ein Fernwärmenetz übergeben werden, so Hintemann.

Nutzung der Industrie-Abwärme noch nicht wirtschaftlich genug

Fernwärme aus Industrie-Abwärme soll ein wichtiger Teil der Heizungswende in Deutschland werden, so Hintemman. Allerdings funktioniere das Ganze bisher oft nur mit Zuschüssen. Bei einem Rechenzentrum sei etwa das Problem, dass dessen Abwärme Wasser nur auf 30 Grad erwärmen kann. Fernwärmenetze bräuchten aber 90 Grad. Deswegen müsse eine Wärmepumpe das Wasser zusätzlich erhitzen. Bessere technische Lösungen, etwa bei den Netzen, sollen das Ganze in Zukunft wirtschaftlicher machen.

Noch sei nicht entschieden, ob die Abwärme im Gemeindeteil Waldesruh, wo das Gelände liegt, oder im angrenzenden Gewerbegebiet in Dahlwitz für dort ansässige Unternehmen nutzbar gemacht werden könnte, sagte Bürgermeister Siebert, der sich auch auf mehr Steuereinnahmen nach Fertigstellung des Projekts freut.

Noch keine Zustimmung des Wasserverbands

Aktuell stellt Hoppegarten einen neuen Bebauungsplan für das Gelände auf. Dabei muss es sich noch mit dem regionalen Wasserverband (WSE) einigen. Der will nämlich wegen angeblich fehlenden Wassers keinen neuen Bebauungsplänen mehr zustimmen. Deswegen gebe es noch "kein Go des WSE" für das geplante Rechenzentrum, sagt Hoppegartens Bürgermeister.

Und nicht alle sind glücklich über die Pläne: "Mein Chef sucht schon nach Ausweichmöglichkeiten, aber bisher gab es nur Gelände, die nicht bezahlbar sind", sagt Alexander Nguyen, der in der Kfz-Werkstatt auf dem Gelände arbeitet. "Wir ziehen irgendwo raus in Richtung Polen. Aber hier in näherer Umgebung ist nicht mehr möglich", so Nguyen. Immerhin müssten er und seine Kollegen nicht sofort umziehen – zunächst müsste der WSE den Plänen zustimmen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 25.05.2023, 16:40 Uhr

Mit Material von Philip Barnstorf

4 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 4.

    Alle mir bekannten Kühlsysteme für Rechenzentren arbeiten mit geschlossenen Wasserkreisläufen. Da kann man nämlich nicht einfach Grundwasser in die Leitungen pumpen, zumindest nicht wenn man will dass das System länger als eine Woche läuft bevor es kaputt ist.

  2. 3.

    90 Grad braucht man auch nicht zwingend zu erreichen.
    Reicht ja wenn man den Rücklauf des Fernwärmenetzes durchs Rechenzentrums durchschleift, dort wieder etwas anhebt bevor er ins HKW zurückfließt.
    Da liegt man dann in dem genannten Bereich von 50-60 Grad.

  3. 2.

    Verstehe ich nicht. Heißt das im Umkehrschluss es müssen Fernwärmerohe neu verlegt werden? Soweit ich weiß ist in Waldesruh nicht wirklich viel... Kritisch sehe ich ebenso den Wasserverbrauch. Der Pegel ist so schon extrem gesunken. Das würde bedeuten das der Grundwasserstand noch weiter sinkt.

    Na mal sehen, ob und was daraus wird. Hoppegarten hat ja bekanntlich schon öfter Projekte (ich sage nur Globus) gegen den Baum gefahren, wegen Kleinigkeiten.

  4. 1.

    „Bei einem Rechenzentrum sei etwa das Problem, dass dessen Abwärme Wasser nur auf 30 Grad erwärmen kann.“

    Das ist zum Glück nicht mehr Stand der Technik. Heute setzen sich immer mehr Warmwasser-Kühlsysteme durch, bei denen die Nutztemperatur 50-60 Grad beträgt. Da kann man mit Industrie-Wärmepumpen, wie sie z.B. in Molkereien und Chemiebetrieben eingesetzt werden, schon richtig was rausholen.

    Und solche Warmwasser-Kühlsysteme arbeiten natürlich mit geschlossenen Kreisläufen. Da sollte dem WSE die Zustimmung leicht fallen.

Nächster Artikel

Bild in groß
Bildunterschrift