Alkohol- und Drogensucht - Wie ein Brandenburger Therapie-Hof mit der Zunahme von Suchterkrankungen umgeht

Mo 13.03.23 | 19:17 Uhr | Von Eva Kirchner-Rätsch und Juan F. Álvarez Moreno
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Therapie-Hof Lobetal
Audio: Antenne Brandenburg | 13.03.2023 | Eva Kirchner-Rätsch | Bild: rbb/Eva Kirchner-Rätsch

In Lobetal werden Menschen mit einer Alkohol- oder Drogensuchterkrankung auf einem Hof betreut. Die Verantwortlichen sehen die Zunahme von Suchterkrankungen in den vergangenen Jahren mit Sorge. Immer mehr junge Menschen seien betroffen.

Auf dem Chirstopherus-Hof in Rüdnitz läutet die Glocke – es ist Essenszeit. Oliver Kortte rührt im mit dem Kochlöffel in einem großen Topf. Der 46-jährige mit der Küchenschürze schaut hinein: "Es gibt heute Rosenkohleintopf mit Kassler." Mittag für alle zu kochen, gehört einmal pro Woche zur Korttes Suchttherapie.

Kortte ist einer von 23 Menschen – zwei Frauen und 21 Männern –, die aktuell auf dem ehemaligen Bauernhof betreut werden. Sie leiden unter Abhängigkeitserkrankungen, die Hofgemeinschaft soll ihre soziale Geborgenheit fördern und ihre Selbstachtung stärken, so die Hoffnungstaler Stiftung Lobetal, die sich um den Hof kümmert.

Konsum von Drogen und Alkohol hat zugenommen

Vor 30 Jahren begann die Alkohol- und Drogenabhängigkeit von Oliver Kortte. Seit fünf Jahren sei er "clean", erzählt er nicht ohne Stolz. Das Leben und die Arbeit auf dem Hof würden ihm dabei helfen: "Ich brauche schon meine Strukturen. Mein Problem ist, mit vielen Menschen umzugehen. Ich habe schon Beziehungsprobleme."

Der Konsum von illegalen Drogen in Deutschland hat unter erwachsenen Menschen aller Altersgruppen in den vergangenen 30 Jahren stark zugenommen, wie Daten der Epidemiologischen Suchtsurvey (ESA) vom Münchner Institut für Therapieforschung zeigen [ddbd.de]. Laut einer Studie der Kaufmännischen Krankenkasse [kkh.de] vom vergangenen Dezember ist der Alkoholkonsum unter Berufstätigen innerhalb von zehn Jahren um fast ein Drittel angestiegen.

Das beobachte die Einrichtungsleiterin Aimée Wasche von der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal auch. Mindestens einmal pro Woche erhält sie eine Anfrage von Menschen, die auf dem Therapie-Hof betreut werden wollen. Das sei weit mehr als noch vor ein paar Jahren. Betroffen seien "Menschen, bei denen das Leben nicht so glatt läuft. Ich glaube, bei denen ist es so, dass der Konsum zugenommen hat", sagt Waesche. Der Weg zu einem schwierigen Konsumverhalten sei dann nicht mehr sehr lang.

Immer mehr junge Menschen suchen Hilfe

Inzwischen sei das Durchschnittsalter der Betroffenen gesunken. "Es hat einen deutlichen Zuwachs an jungen Menschen gegeben, die Unterstützung im Bereich der Eingliederungshilfe brauchen", sagt Waesche. Unter Eingliederungshilfe versteht man eine Reihe von Leistungen zur sozialen Teilhabe und zur Teilhabe an Bildung sowie am Arbeitsleben. Es geht darum, Menschen in die Gesellschaft einzugliedern.

Auf dem Hof in Rüdnitz werden derzeit sechs junge Patienten betreut. Mehr sei nicht möglich, dabei müsste es weitaus mehr Angebote geben, so Waesche.

Sendung: Antenne Brandenburg, 13.03.2023, 16:40 Uhr

5 Kommentare

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  1. 5.

    Warum sollte hier eine Zunahme an Drogenabhängigkeiten indiziert sein?!
    Mariuhana ist doch jetzt bereit ohne Probleme erhältlich? Wenn Sie tatsächlich glauben, dass eine "Freigabe" von Marihuana gleichsam bedeutet, dass Jeder soviel wie nur möglich konsumieren kann, dann haben Sie echt krude vorstellungen. Aber klar, erstmal Blödsinn raushauen. Man erkennt, dass sie sich nicht einmal mit diesem Thema beschäftigt haben. Müssen Sie auch nicht, dafür bleibt Ihre hier offerierte Meinung einfach nur "billig".

  2. 4.

    Ja das stimmt, einfach mal Amsterdam und Groningen anschauen. Sehr viele Junge Drogenabhängige und eine Clankriminalität, dagegen ist Berlin eine sehr ruhige Stadt mit wenig Kriminalität!

  3. 3.

    Das bezweifle ich.
    Prohibition hat noch nie etwas am Drogenmissbrauch geändert.
    Dann müsste man es schon unmöglich machen, an Drogen ranzukommen.
    Sucht ist eine Krankheit, und Krankheiten kann man leider nicht verbieten.

  4. 1.

    Und durch die grüne Freigabe von Cannabis wird die Zahl der Drogenabhängigen noch weiter deutlich steigen!

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