Corona-Tests bei Kleinkindern - Bei Brandenburger Kitas sind vor Einführung der Testpflicht noch viele Fragen offen

Di 11.01.22 | 11:41 Uhr
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Ein Kita-Kind wartet auf das Ergebnis eines Corona-Selbsttests. (Quelle: dpa/Friso Gentsch)
Audio: Antenne Brandenburg | 10.01.2022 | Marie Stumpf | Bild: dpa-Symbolbild/Friso Gentsch

Angesichts steigender Fallzahlen soll der Corona-Test ab Februar auch in Brandenburger Kindertagesstätten zwei Mal pro Woche zur Routine werden. Allerdings fehlt es bislang besonders bei Durchführung und Beschaffung noch an klaren Absprachen.

Seit Dezember wird bereits in Berliner Kindertagesstätten auf das Coronavirus getestet. In Brandenburg soll das ab Februar zur Praxis werden. In Sachen Umsetzung herrscht allerdings in vielen Einrichtungen noch Ratlosigkeit. Unklar ist etwa, wer die Tests beschafft oder wer die Kosten trägt. Am Dienstag berät der Landtag über das Thema.

Fürstenwalder Kita mit 8.800 Euro in Vorleistung

In der Kita Schmusebacke in Fürstenwalde im Kreis Oder-Spree wartet Leiterin Kerstin Krause auf eine Großlieferung der sogenannten Lolli-Tests. Insgesamt hat sie für ihre 125 Kita-Kinder 3.000 Stück geordert. Dafür musste sie in Vorkasse gehen. "Die Kosten belaufen sich auf 8.800 Euro. Für mich als kleiner Träger war es schwierig. Ich habe abends zu Hause gesessen und im Internet geschaut, wo ich die richtigen Tests bekomme, da laut Landkreis nur zwei angeboten werden, die man kaufen darf."

Erzieherin Knüttel: Kinder sollen Kinder sein dürfen

Zwei Mal die Woche sollen alle Kita-Kinder ab einem Jahr laut dem Brandenburgischen Bildungsministerium auf Corona getestet werden. Die Kosten will das Land tragen. Doch wie und wann das Geld fließen soll, ist noch unklar. Genauso offen ist die Frage, ob die Erzieher vor Ort oder die Eltern vorab zu Hause die Tests durchführen sollen. Kerstin Krause von der Kita Schmusebacke hat da eine deutliche Präferenz: "Eine Mutter hat mir gesagt, dass sie das nur zu Hause machen möchte und verbietet uns das in der Kita. Ich sagte ihr, dass wir das auch gar nicht möchten. Es ist ja auch ein Eingriff, wenn man mit dem Stäbchen im Hals oder der Nase rumwurstelt."

Dass die Testpflicht für Kita-Kinder notwendig ist, verstehe die Leiterin. Sie und ihre Erzieherin Christin Knüttel bleiben trotzdem skeptisch. "Es sind immer noch Kinder. Mittlerweile werden sie schon fast mit Corona groß. Sie kennen uns alle nur noch mit Mundschutz, und jetzt noch die Tests. Sie sollen ja auch immer noch ein bisschen Kinder sein.", sagt Knüttel.

Lieferzeit zwischen vier bis acht Wochen

Viele Elternvertreter in Brandenburg begrüßen die Testpflicht aber dennoch. Doch um testen zu können, muss auch das Material da sein. Wer die Tests beschaffen soll, ist aber auch noch nicht geklärt. Geht es nach dem größeren Kita-Träger, dem Deutschen Roten Kreuz, gibt es nur zwei Möglichkeiten, so Stefan Bley vom Kreisverband Märkisch-Oder-Havel-Spree. "Unsere favorisierte Lösung wäre, das Land, beziehungsweise die Landkreise, bestellen und wir bekommen sie geliefert oder holen sie ab. Wenn wir sie selber kaufen und die Logistik übernehmen, hätte das einen deutlichen Mehraufwand."

Momentan liege die Lieferzeit Bley zufolge aber zwischen vier bis acht Wochen. Auch er sieht aktuell ein wirtschaftliches Risiko bei der Selbstbeschaffung der Einrichtungen mit hohen Beträgen in Vorleistung zu gehen, falls das Land die Beschaffung im Nachhinein nicht übernimmt. Der Gesundheitsdezernent von Märkisch-Oderland, Friedemann Hanke, sieht bislang keine Probleme. "Die Träger der Kindertagesstätten besorgen die Tests und bekommen diese vom Land über den Landkreis erstattet." Vorgaben, welche Tests zu verwenden sind, gebe er derweil nicht.

Wie Kita-Leiterin Krause, sieht DRK-Sprecher Stefan Bley die Erzieherinnen und Erzieher vor erheblichen Herausforderungen. "Ein fünf- bis sechsjähriges Kind kann sich vielleicht auch selbst testen. Aber bei Kindern zwischen einem und drei Jahren ist das ein erheblicher Eingriff. Wie bei meinem Kind, würde das vermutlich auch in der Kita zu erheblichen Tränen führen. Was passiert, wenn vor allen anderen Augen ein Kind positiv getestet wird, könnte Probleme mit sich bringen."

Oderland-Gesundheitsdezernent Hanke hält dagegen und geht davon aus, dass die Tests zu Hause von den Eltern durchgeführt werden müssen. "Alles andere würde nicht den Realitäten entsprechen. Jeder der mit kleinen Kindern früh am Kindergarten ist, weiß, es ist illusorisch da die Kinder zu testen."

Sendung: Antenne Brandenburg, 11.01.2021, 07:30 Uhr

Mit Material von Marie Stumpf

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9 Kommentare

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  1. 9.

    Die Kinder sollten nicht von Erziehern getestet werden, eben schon deshalb weil es ein Eingriff ist und sie dafür nicht ausgebildet wurden. Die Stigmatisierung von Kindern die dann tatsächlich vor Ort positiv getestet werden, können traumatisch für die Kinder sein. Abgesehen davon, haben sie eh schon kein Personal, wie sollte das also überhaupt möglich sein! Und Bitte liebe Regierung, wenn sie etwas beschließen, dann sorgen Sie VORHER für das wie und die Planung!!! Das Sie den Kitas mit Ihrer unentschlossen Haltung noch zusätzlich Arbeit aufhalsen und Eltern verunsichert werden ist echt unsinnig. Zu sagen es kam zu plötzlich wäre nun inzwischen eine wirklich schlechte Ausrede.

  2. 8.

    Sie haben vollkommen recht! Den Kindern in der Kita geht es gut so wie es jetzt ist. Es gibt keine 100%ige Sicherheit, dass sollten die Leute endlich mal verstehen.
    Krankheiten in der Kita gehören dazu und trainieren das Immunsystem.
    Wer kann garantieren, dass die Lollitests frei von Verunreinigungen sind?

  3. 7.

    Meine Meinung dazu: Lasst die Kinder in Ruhe. Die Kita ist der einzige Ort wo sie noch Kind sein können,einfach spielen, ihre Fantasie ausleben und soziale Kontakte haben. Wenn ich die Kommentare hier lese wird mir schlecht. wo ist die Menschlichkeit geblieben? Aus der Erfahrung heraus kann ich bestätigen das die Kita ganz sicher kein unsicherer Ort ist. Bei Durchfallerkrankungen oder anderen Viren testet auch keiner die Kinder. Reicht doch schon das wir Erwachsenen gegängelt werden, aber die Kinder sollte man meiner Meinung nach in Ruhe lassen!!!

  4. 6.

    Wird auch Zeit, dass da mal Licht ins Dunkel kommt! In der Kita fängt man sich alles, jeder kennt die Aushänge mit "Wir haben..." , die Inzidenzen der Kinder bis Ende Grundschule sprechen für sich. Mag sein, dass die Kinder nicht schwer erkranken, oder nur seltener - aber deren Großeltern sind über 50 und trotz Impfungen von schweren Verläufen betroffen, weil sich im fortgeschrittenen Alter die Vorerkrankungen einfach häufen.

    Solange aber die Tests zu Hause gemacht werden, bringt das nix, siehe Schulen - die Kinder verplappern sich ja immer wieder, dann kommt raus, dass sie gar nicht getestet werden... nur der Zettel wird abgehakt...

  5. 5.

    Wenn Lollitests ein Eingriff sind, wären es Lollis auch. Oder Essen mit Besteck. Das ist Quatsch. Und außerdem in anderen Bundesländern sein Monaten möglich. Bei 65% Erstgeimpften werden wo auch nur so Pi mal Daumen 65% der Kinder tatsächlich zu Hause getestet werden. Der Rest der Tests landet in den Kleinanzeigen.

  6. 4.

    Die Kinder werden nicht durch eine längst überfällige Teststrategie belastet, sondern dadurch seit Monaten ignoriert zu werden und in Kitas gehen zu müssen, die schlicht nicht sicher sind. Warum die Zahlen bei den Kleinen geringer sind? Weil eben noch nie regelmäßig und verbindlich von Eltern getestet werden musste. #Dunkelziffer Long Covid und Omnikron lassen grüßen! Die Kinder gehören in diese Gesellschaft und damit grundrechtlich bestmöglich geschützt.

  7. 3.

    Was ist denn mit den Lollitests nun geworden? Das klappt mit den ganz kleinen Mäusen auch recht gut - ohne Tränen und Gewurschtel in der Nase. Brandenburg = wie zwei linke Hände und die alle voller Daumen.

  8. 2.

    Alles so ein bodenloser Schwachsinn. Kinder, und jeder der in einer Phobie befangen ist, möge sich die offiziellen Zahlen anschauen, sind nicht an einem pandemischen Geschehen beteiligt. Und jeder der meint, sich besonders schützen zu mögen, steht es frei, sich hierfür impfen zu lassen. Alle andere ist Irrsinn zu Lasten der Kinder.

  9. 1.

    Nach zwei Jahren Pandemie stellen die sich ernsthaft diese Fragen?

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