Energieeffiziente Sanierungen - Bund ändert überraschend Kriterien für Zuschuss zur Gebäudesanierung

Fr 29.07.22 | 15:05 Uhr
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Symbolbild: Dachdecker er neuern Schornsteine und Firstziegel auf dem steilen Dach eines Altbaus. (Quelle: dpa/W. Rothermel)
Audio: Antenne Brandenburg | 28.07.2022 | Franz Paul Helms | | Bild: dpa/W. Rothermel

Das Bundeswirtschaftsministerium hat die Regeln für die Gebäudeförderung angepasst. Es sollen zwar mehr Fördergelder ausgegeben werden - doch in Einzelfällen gibt es weniger. Die plötzliche Reform sorgt in der Baubranche für Kritik.

Es tut sich etwas bei der Gebäudesanierung: Seit Donnerstag gilt eine Anpassung der Förderungen. Am Dienstag gab das Bundeswirtschaftsministerium das Vorhaben bekannt, die Förderbedingungen für Anträge bei der staatlichen Förderbank KfW für Komplettsanierungen anzupassen. Demnach soll es mehr Fördergelder für Sanierungen geben, dafür sollen die Fördersätze in einzelnen Programmen sinken.

Mit der Reform sollen jährlich nach Angaben des Ministeriums Bewilligungen von 13 bis 14 Milliarden Euro möglich werden, davon 12 bis 13 Milliarden für Sanierungen - vier Milliarden mehr als im vergangenen Jahr. Der Schwerpunkt der Ausgaben soll die energetische Sanierung von Gebäuden sein. "Weniger Energie zu verbrauchen ist der günstigste und effizienteste Beitrag zu mehr Unabhängigkeit und Klimaschutz und hilft, bei den Energiekosten zu sparen", sagte der Bundeswirtschaftsminister, Robert Habeck.

Doch trotzdem sorgt die Reform für Schock in der Baubranche. Denn insbesondere die Sanierung von Altbauten wird nach der Reform erheblich schwerer. Zuvor gab es für die Sanierung eines Altbaus Kredite bis zu 120.000 Euro mit einem Tilgungszuschuss von 27,5 Prozent. Doch nun entfällt die Förderung komplett für Altbauten mit der geringsten Energieeffizienz. Zudem werden Wärmepumpen und Dämmungen gefördert und Anlagen, die beispielweise mit Gas verbrauchen, erhalten keine Zuschüsse mehr.

Reform aufgrund des russischen Angriffskriegs

Hintergrund der Anpassung seien die angespannte Lage der Energieversorgung, aber auch die hohen Preise infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, hieß es. Mit der Reform wolle die Bundesregierung die Gebäudesanierung in den Vordergrund stellen, denn Neubauten werden meist sowieso nach hohen Energiestandards gebaut. Die geförderten Sanierungen sollen für mehr Energieffizienz sorgen, teilte das Bundeswirtschafsministerium mit.

Durch die Reduzierung der Fördermengen kommt weniger beim Einzelnen an, dafür verspricht man sich aber eine breitere Teilnahme. Doch gerade auf Grund der steigenden Preisen, Kreditraten und Mangel an Baupersonal, trifft die Reform den Einzelnen hart.

Wie Oliver Funke, Geschäftsführer der Eisenhüttenstädter Gebäudewirtschaft GmbH: Seine Firma wolle im nächsten Jahr über die KfW ein Wohnhaus mit 50 Wohnungen bauen, sagt er, doch mit diesen Bedingungen müsse man diese Pläne nochmals überdenken.

Auch Uwe Graber, Architekt und Energieberater aus Eisenhüttenstadt (Oder-Spree) sieht die Lage kritisch. "Wenn die Leute wissen, dass sie viel weniger Geld zur Verfügung haben, dann wird sich so manch einer überlegen, ob er es überhaupt macht", sagte er dem rbb. Doch die notwendige Sanierung alter Wohnhäuser könne nicht abgebrochen werden. In solchen Fällen würde man jetzt auf eine Alternative hoffen: "Das sind jetzt mindestens 30.000 Euro, die da weg sind", so Graber.

Für den Zuschuss von Einzelmaßnahmen gilt immerhin eine Übergangsfrist: Einzelne Fenster, Türen oder Heizkessel können bis zum 14. August noch von alten Förderbedingungen profitieren.

"Immer noch eine ganze Menge"

Energieberater Thomas Brauer aus Spreenhagen (Oder-Spree) hat auf jeden Fall am Mittwochabend, kurz vor Mitternacht, noch die letzten Anträge bei der KfW fertiggestellt, die noch nach den alten Förderbedinungen gelten. Und er sieht die Dinge auch nicht ganz so düster. Bisher habe es extrem hohe Förderungen gegeben. "Wenn diese jetzt 15 Prozent weniger ist, dann ist es immer noch eine ganze Menge", so Brauer.

Allerdings bleibt die Lage dynamisch: Im nächsten Jahr ist auch eine Reform der Neubauförderung geplant, teilte das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz mit.

Sendung: Antenne Brandenburg, 28.07.2022, 14:00 Uhr

Mit Material von Franz Paul Helms

33 Kommentare

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  1. 33.

    Nun? "Lauschen" Sie den Kommentaren bis hierhin und Sie werden die Erklärung Ihrer Frage finden.
    Der Eindruck, weniger wäre mehr, verschwindet annähernd geruchlos.
    Weniger Förderung, vor allem für schon eingetaktete Projekte, führen zum Storno. Es wird ergo nix mehr gemacht.
    Weniger Förderung, vor allem hinsichtliche mehr mit weniger zu fördern - findet einfach nicht statt.
    Zusätzlich haben wir ein Thema zu; Liefern, Verfügbarkeit er Handwerksbetriebe usw. Wollen Sie das nicht sehen?
    Übrigens - meine Einschätzung beruht auf betriebswirtschaftliche Erfahrungen aus einem Betrieb mit mehr als 75 Jahren erfolgreicher Geschichte.
    Und jetzt - Konsequenzen bedenken und mal überlegen was für Folgen das alles hat, finden Sie nach der derzeitigen Lage
    Kompetent?
    Verzeihung, das ist geschwurbel - wie wir es von Herrn H. bestens kennen.
    Da hilft, beim besten Willen, auch Ihre Fangemeinde, die den 1. Satz schon Klasse findet nicht weiter.
    Übrigens -Grüne haben schon gute Ideen-nur die Art

  2. 32.

    Nö finde ich nicht. Wenn ich zuhause eine Kilowattstunde Wasserstoff verbrenne, bekomme ich eine Kilowattstunde Wärme. Wenn ich im Kraftwerk eine Kilowattstunde Wasserstoff verbrenne bekomme ich ungefähr eine halbe Kilowattstunde Strom, aus der meine Wärmepumpe zuhause etwa anderthalb Kilowattstunde Wärme macht.

  3. 31.

    Nochmals Danke. Ich hoffe, alles wird gut und Sie fühlen sich in Ihrem Haus pudelwohl.

  4. 30.

    "Ganz weit gefehlt."
    Was haben Sie denn nicht verstanden?
    Vielleicht sollten Sie noch einmal lesen, was ich geschrieben habe.

    Und die Luftfeuchte ist - sorry - schit egal. Interessant wird es, wenn der Taupunkt erreicht wird. Und dann trifft zu, was ich geschrieben habe.

    Aber danke, das Sie mich ja eigentlich bestätigen.

  5. 29.

    Wir heizen seit 16 Jahren mit einer WP und sind top zufrieden! Stromkosten für ca130 qm Wohnfläche = mtl. 90 Euro incl warmwasser ! Das zeig mir mal in einer neubaubude! Da bezahlst du wesentlich mehr! Es kommt auf das Gesamtkonzept an und nicht auf die einzelne Baumaßnahme!

  6. 28.

    Ganz weit gefehlt. Schimmel ist ein mehr und mehr ein neuartiges Problem.

    Schimmel-Schäden resultieren aus einer zu hohen Luftfeuchte, die unter anderem durch zu wenig oder falsches Heizen und Lüften entsteht. Eine Luftfeuchte von 65 - 80 Prozent rel. Luftfeuchte sollte in der Wohnung nicht dauerhaft vorhanden sein

    Wenn man bei Altbauten eine Dämmung an der Fassade und Dach anbringt, neue Fenster und Türen einbaut kann die Luftfeuchte nicht mehr so gut entweichen.

    Es hängt nun vielmehr vom Verhalten der Bewohner ab. Vorher hat das Haus durch Undichtigkeiten die Luftfeuchte selbst reguliert. Nun müssen die Mieter ihr Heiz- und Lüftungsverhalten anpassen. Dies funktioniert oftmals nicht und Schimmel kann sich leichter bilden.

    Man erkennt es auch daran das bei Neubauten das Problem mit Lüftungsanlagen gelöst wird.

  7. 27.

    "droht beim luftdichten Dämmen von Außenwänden der Befall mit Schwarzschimmel"
    Der droht auch, wenn Sie nicht dämmen.
    Die Mär vom schwarzschimmligen Haus hält sich wacker und ist nicht weg zu bekommen.
    Wer kein Konzept hat die Luftfeuchte zu regulieren und vielleicht noch seine Innenflächen mit Kunstharz- oder Silikonfarbe anmalt, ist selbst dran schuld.

  8. 26.

    "Dach und Fassade werden komplett gedämmt. Auch wenn es weniger Förderung gibt."
    Da ist ja noch genügend Luft für's KFW-Programm 430.
    https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Bestehende-Immobilie/F%C3%B6rderprodukte/Energieeffizient-Sanieren-Zuschuss-(430) Ansonsten bleibt ja BAFA trotzdem noch für Solar etc.
    Haben wir auch durch - Bei der thermischen Solaranlage hatten wir das Glück das damals noch 50€ je m² Kollektorfläche Fördergeld kam und wir alles selbst machen konnten. Heute bissl komplizierter, aber wenn Sie nen EB haben, wird der hoffentlich auf dem aktuellen Stand sein.
    Aus Erfahrung: Das Häusl hier ist vor 2. WK gebaut. Der EB hat übersehen das zweischalig gebaut wurde. Da passt gut Einblasdämmung rein. Wenn man das weiß, ändern sich die Pläne drastisch. Webtipp zum selber machen, um mal zu sehen, was so ein EB macht ubakus.de
    Viel Erfolg!

  9. 25.

    Klar, die Gesamtbilanz ist entscheidend. Bei normalen Konstellationen ist allerdings die Fußbodenheizung im Nutzungseffekt für den Einsatz einer Wärmepumpe m.E. der wichtigste Faktor. Ob es sich "noch immer lohnt" wird über die Jahresarbeitszahl JAZ ermittelt. Sie ist das Verhältnis der abgegebenen Wärmemenge zur aufgenommenen elektrischen Energie. Bei JAZ = 1 funktioniert die Wärmepumpe wie ein elektrischer Heizlüfter. Wenn das Haus extrem gedämmt ist und ggf. noch Photovoltaik zur Energiegewinnung eingesetzt wird, könnte es klappen. Allerdings droht beim luftdichten Dämmen von Außenwänden der Befall mit Schwarzschimmel

  10. 24.

    Den Antrag bekomme ich in der Zeit nicht mehr hin. Trotzdem werde ich nächstes Jahr die Sanierung in Angriff nehmen. Dach und Fassade werden komplett gedämmt. Auch wenn es weniger Förderung gibt.Fenster sind schon neu. Der Energieberater hat meine Pläne auf dem Tisch. Und ich habe den Vorteil, dass eine Hälfte des Daches in Südausrichtung ist. So kann diese für Solarthermie und Photovoltaik genutzt werden. Wenn es mir dann noch gelingt die Firmen und das Material für nächstes Jahr zu bekommen......

  11. 23.

    Wärmepumpen kann man auch ganz gut ohne Fußbodenheizung installieren. Die Effizienz leidet etwas, aber lohnen tut sich das noch immer.

  12. 22.

    Viel Glück mit den Heizkosten und dem Verkaufswert Ihres Hauses. Da wird es wahrscheinlich noch ein böses Erwachen geben bei Ihnen.

  13. 21.

    "Mit Wasserstoff heizen braucht mindestens sechs Mal so viel Energie wie mit einer Wärmepumpe"
    Finden Sie es nicht eigenartig, einen Stoff zu verbrennen um damit irgendwo Strom zu erzeugen, der geregelt, transportiert und umgespannt werden muss, um dann eine Wärmepumpe zu betreiben?

  14. 20.

    Tschuldigung, wenn ich so kleinlich bin. Mit einer Wärmepumpe sollte man niemals heizen, denn dann wird man arm. Weil die WP dann wie ein normales elektrisches Heizgerät funktioniert. Dann kann man sich gleich, wie das im Augenblick wohl etliche tun, im Baumarkt einen Heizlüfter kaufen. Das ist die Crux einer WP. Die soll Energie aus dem Erdreich in die Heizkörper pumpen, aus der Luft gehts zur Not auch, ab da schon wesentlich schlechter. Da mit der Methode nicht so große Vorlauftemperaturen wie bei Öl/Gas-Brenner möglich sind, brauchst du riesige Heizkörper, um die Stube mit pumslauwarmem Wasser warm zu kriegen. Das geht dann nur über eine Fußbodenheizung.

  15. 19.

    Bitte. Gerne. Wenn Sie können, bauen Sie noch einen Antrag zusammen und reichen den die nächsten Tage ein. Drauf achten, das er soweit wie möglich vollständig ist um nicht aus formalen Gründen abgelehnt zu werden.
    Viel Erfolg!

  16. 18.

    Sorry, aber Habeck kommt mir neuerdings vor wie von einem anderen Stern gefallen. Seine Vorhaben sind doch von vornehmen zum Scheitern verurteilt (Beispiel Gasheizungen nicht mehr zulassen, Wärmepumpen.....) Denkt der grüne Minister, der Normalbürger kann sich sein Geld drucken ??




  17. 17.

    Mit Wasserstoff heizen braucht mindestens sechs Mal so viel Energie wie mit einer Wärmepumpe zu heizen. Sowas muss nicht gefördert werden.

  18. 16.

    Wir bauen gerade und es gibt keinen Zuschuss (mehr), nichts, also habe ich umgeplant und baue ohne Dämmung und all den mist (vermutlich auch besser). Das kann man doch alles vergessen mit dem Hin und Her der Förderungen. Am besten man lässt es sein. Das Geld bekommt man bis zur Rente eh nicht wieder rein und das bissel was Dämmung und dicke Wände bringen lohnt den Aufwand nicht.

  19. 15.

    Naja, ich bin wirklich überzeugter Grünen-Wähler, aber diese Änderungen sind Quatsch und kontraproduktiv. Bisher gab es noch nie den Fall, dass die BEG-Fördertöpfe mal leer waren, im Gegenteil. Seit Jahren wird gesagt, es werden zu wenige Altbauten energetisch saniert. Das liegt daran, dass sich energetische Sanierungen erst bei sehr sehr langen Zeitperioden amortisieren und darum geht es ja leider. Mal ein Beispiel (wir sanieren selber gerade ein Haus von 1928), eine Außendämmung des Hauses kosten ca. 40.000€ und spart schlappe 20% Gas.Jetzt rechnen Sie mal bitte, wann sich das rechnet, selbst bei den derzeitigen Gaspreisen. Neben uns baut jemand neu, der zahlt weniger als unsere Sanierung kostet und hat einen deutlich besseren Energiestandard. Wollte ich den mit meinem Haus erreichen, sollte ich es besser abreißen und neu bauen, wäre wirtschaftlicher/günstiger. Dass das aber nicht nachhaltig ist, sollte wohl klar sein. Es braucht also stärkere Anreize, nicht weniger.

  20. 14.

    Das Bild past nicht zur Habeck'schen Wärmepumpe. Vermutlich in den 30igern in Holzkonstruktion errichtet. Da kann man keine Fußbodenheizung einbauen und mithin auch keine Wärmepumpe.

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