Forderungen der Unternehmen - PCK-Zulieferer wollen auch mit unter den Raffinerie-Schutzschirm

Di 27.09.22 | 20:43 Uhr | Von Georg-Stefan Russew
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Symbolbild: Das Logo der PCK Raffinerie GmbH in Schwedt (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 27.09.2022 | Georg-Stefan Russew | Bild: dpa/Patrick Pleul

Nach der Bestandsgarantie für das PCK zeigen sich viele Zulieferer der Raffinerie verunsichert, dass sie nicht mit unter den Schutzschirm können. Unruhe kommt zudem auf, weil Polen die Treuhänderschaft nicht ausreicht. Von Georg-Stefan Russew

Die Sorgen um das PCK in Schwedt reißen nicht ab. Obwohl die Unternehmensanteile des russischen Ölmultis seit 16. September unter deutscher Treuhand-Verwaltung durch die Bundesnetzagentur gestellt wurden, verlangt Polen indirekt eine Verstaatlichung der Raffinerie, so unter anderem die Nachrichtenagentur Reuters. So müsse nach Vorstellung des polnischen Klima-Ministeriums Rosneft Deutschlands komplett von der PCK-Gesellschafterliste gestrichen werden.

Ohne diesen Schritt will das Nachbarland eine Rohölversorgung über Danzig nicht sicherstellen. Diese wäre aber überlebenswichtig, weil das PCK über Rostock bislang nur zu 50 Prozent versorgt werden könne. Trotz der Bestandsgarantie für das PCK und deren knapp 1.200 Beschäftigte durch den Bund wäre dies eine kritische Situation.

Etwa 90 Zulieferer existieren im PCK-Umfeld

Unruhe machte sich vor allem unter den Zulieferern und Dienstleistern der Raffinerie breit. Um die 90 Unternehmen haben sich im und am PCK angesiedelt. Laut Uckermärkischem Unternehmerverband gibt es Firmen, die mehr als die Hälfte ihres Jahresumsatzes mit der Raffinerie machen. So auch die Firma EPT-Umweltschutztechnik für Lagertanks. "Aktuell sind es 70 Prozent unseres Jahresumsatzes", sagt EPT-Chrfin Joanna Hajnaj dem rbb.

Das Unternehmen stellt mit 25 Beschäftigten auf dem PCK-Areal neuartige Tankabdeckungen aus GFK-Kunststoffen her, die Ausdünstungen aus den riesigen Tanklagern massiv reduzieren. Marktüblich waren bislang freischwimmende Deckel aus Stahl. Zum einen sei der GFK-Deckel sehr viel leichter und rentiere sich schnell durch seine Bauweise für den Betreiber.

Bereits einige EPT-Projekte durch Treuhand-Verwaltung auf Eis gelegt

Durch die Untertreuhandstellung hat EPT bereits Nachteile in Kauf nehmen müssen. "Aktuell sind hier mehrere Projekte, die hier geplant waren auf Hold gesetzt und damit gestoppt worden", erklärte Hajnaj. Zusammen mit Rosneft seien viele nachhaltige Projekte auf dem Areal des PCK geplant gewesen. Diese waren zwischen EPT und dem PCK-Mehranteilseigner schon vereinbart. "Jetzt hoffen wir, dass die Nachfolger auch in Nachhaltigkeit investieren", so Hajnaj.

Aber, wenn es jetzt nicht gelingen sollte, über Danzig Rohöl in Schwedt anzulanden, kann es für PCK-Zulieferer schnell eng werden. Sie fallen nicht unter den vom Bund gespannten PCK-Rettungsschirm, können derzeit keine finanziellen Hilfen vom Staat erwarten.

Kommunalpolitiker fordern Hilfen auch für Zulieferer

Für Schwedts Bürgermeisterin Annekathrin Hoppe ist dies ein Unding, denn 2.500 Arbeitsplätze wären bedroht. "Wir fordern, dass der Schutzschirm noch erweitert wird, dass alle Firmen hier am Standort eine Überlebenschance haben", betonte Schwedts Stadtoberhaupt.

Und auch Uckermark Landrätin Karina Dörk (CDU) pocht auf schnelle Hilfe für die Zulieferer. "Es ist eine politische Entscheidung. Dann müssen auch die politisch dafür Verantwortlichen auch dafür sorgen, dass auch die Dienstleister, die fürs PCK arbeiten, genauso abgesichert werden“, betonte Dörk.

Vermittelte Wirtschaftskontakte durch den Bund würden EPT sehr helfen

Und geht es nach der Firma EPT, muss die Hilfe nicht unbedingt aus Geld bestehen. Vermittelte Geschäftskontrakte in die ganze Welt durch den Bund würden da schon weiterhelfen. Denn EPT verfüge laut Hajnaj über ein einmaliges Produkt, dass in Raffinerien auf der ganzen Welt eingesetzt werden könne. "Egal was mit dem PCK passiert, die positiven Referenzen bleiben für EPT", sagte Hajnaj.

Das PCK war die weltweit erste Raffinerie, die sich auf die Kunststoffdeckel eingelassen und damit laut Hajnaj nur gute Erfahrungen gemacht hat. Von daher glaube Joanna Hajnaj nicht, dass bei ihr im Unternehmen die Lichter ausgehen werden.

PCK-Chef Schrainer zeigt sich optimistisch

PCK-Chef Ralf Schrainer selbst zeigte sich optimistisch, dass der Bund die aktuellen Unstimmigkeiten mit Polen zu dem Schwedter Besitzverhältnissen beilegen kann. "Fakt ist, dass wir uns auf ein Szenario über eine ausschließliche Rohölversorgung aus Rostock vorbereiten." Schrainer könne nur sagen, dass im Monat September bereits die Hälfte dessen an alternativen Rohölen in das PCK gebracht haben, was man in dem zu erwartenden Szenario benötige. "Ich bin froher Dinge, dass die Rohölversorgung funktionieren wird“, unterstrich der PCK-Chef.

Brandenburger Linke wollen Embargo-Verzicht

Die Linken im Brandenburger Landtag fordern die Bundesregierung auf, auch nach dem Jahreswechsel weiter russisches Öl aus der Druschba-Pipeline zu akzeptieren. Dies sei nötig, um die PCK-Raffinerie in Schwedt zu erhalten, erklärte der Linken-Fraktionschef Sebastian Walter in Potsdam: "Bisher ist theoretisch eine Auslastung des PCK ab 1.Januar von 40 bis maximal 60 Prozent gewährleistet." Das bedeute, dass die Raffinerie nicht wirtschaftlich arbeiten werde. Deshalb werde die Hälfte der Belegschaft in Kurzarbeit gehen. Das müsse verhindert werden. "Und solange es keine Alternative zu russischem Öl gibt, sind wir dafür, dass wir wie die EU im Übrigen gemeinsam entschieden hat, dass auf das freiwillige Embargo in Schwedt zu verzichten", so Walter.

Sendung: Antenne Brandenburg, 27.09.2022, 16:10 Uhr

 

 

7 Kommentare

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  1. 7.

    Wer Polen kennt, der unterstellt ihnen in Frage "Russland" ncicht eienen wirtschaftlichen Eigennutz, dieses Land gehörte zu den Ländern, die keini Vertrauen zu Russland hatten, und spätestens ab 2014 dieses Land als ein Risiko auf allen Ebenen eingestuft haben, genauso tat es Tschechien usw.

  2. 6.

    Punkt 1 Polen hat die Gefahr gesehen, keine Einnahmen mehr aus dem Gas Transit zu erhalten, bzw an uns zahlen zu müssen wenn Nordstream 1 totgelegt worden wäre. Punkt 2 es ist einfach, solch einen Schritt von anderen zu erwarten, wenn man selbst keine Vermögenswerte in Russland hat, die im Gegenzug enteignet werden können.

  3. 5.

    So ist es Brandenburger , warum sich auch vom nächsten Staat wie Polen abhängig machen ? Sollen Sie doch eine neue Leitung parallel zur Rostockerleitung bauen. Wo ist das Problem. Die Grünen wollen es nur nicht .. wie sagen unsere Politiker immer ... der Markt regelt alles.. da muss ich doch lachen. Der Fehler liegt doch schon darin , dass eine Mehrheit von Anteilen ausländischer Investoren überhaupt möglich ist .. 49% da müsste Schluss sein . Punkt

  4. 4.

    Ach, jetzt auf einmal ist Polen auch ein Verbündeter, aber als es von dort wegen des Bau von NS 2 massive Proteste und Warnungen gab, hat Deutschland trotzdem gebaut.
    Das sich nun Polen weigert einem quasi russischen Betrieb zum Öl zu verhelfen ist aus polnischer Sicht nachvollziehbar Konsequent. Den Polen reicht diese sechsmonatige Treuhandverwaltung nicht aus, da ein halbes Jahr in nu vergeht, und was ist dann? Die Polen wissen, dass das GG in dieser Situation durchaus eine Vergesellschaftung erlauben würde, und versteht nicht warum Deutschland den Russen trotzdem diesen systemrelevanten Betrieb nicht dauerhaft entzieht.

  5. 3.

    Es wurde zu lange einseitig von Woidke auf eine fossile Zukunft und Putin gesetzt. Das rächt sich immer wieder. Dass die Linke weiterhin in Russland Öl kaufen will, ist dabei erwartbar. Mit dem Klimaschutz hat diese Partei bei näherem Hinsehen eh wie schon damals nichts im Sinn.

    Dabei werden wieder einmal diejenigen Lügen gestraft, die die Versorgung mit Kraftstoff in Gefahr sehen, wenn Schwedt nicht mehr arbeitet. Die Polen teilen diese Bedenken offensichtlich weiterhin nicht.

    Funfact am Rande: 80 % der Produkte der PCK werden auf der Schiene abtransportiert.

  6. 2.

    Es muss gelingen, über Danzig Öl nach Schwedt zu bringen. Die Polen wollen statt Rosneft ihren eigenen Ölkonzern Orlen. Jeder ist sich selbst der Nächste

  7. 1.

    Die Entwicklung unseres polnischen Nachbarn, nachdem seine Gasversorgung aus Skandinavien, und die Öl Lieferungen über See für ihn sicher gestellt sind, und eine Versorgung der ostdeutschen Region diskutiert wird, ist bedenklich. Oder ist es normal, Verbündete in Kriesenzeiten unter Druck zu setzen?

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