Trauer um Komponisten - Viadrina-Preisträger Krzysztof Penderecki gestorben

So 29.03.20 | 16:07 Uhr | Von Andreas Oppermann
Krzysztof Penderecki (Quelle: imago images/Ludek Perina )
Krzystof Penderecki war einer der wichtigsten modernen Komponisten. | Bild: imago images/Ludek Perina

Sein ganzes Leben habe er sich um die Verständigung zwischen Deutschen und Polen bemüht, sagte der Komponist Krzysztof Penderecki vor einigen Jahren über sein Bestreben. Nun ist er im Alter von 86 Jahren gestorben. Von Andreas Oppermann

Seine Werke werden in den großen Konzerthäusern vor allem in Europa aufgeführt und seine avantgardistischen Kompositionstechniken werden genutzt und kopiert von Musikern auch jenseits der klassischen Bühnen: Krzysztof Penderecki. Nun ist der polnische Komponist im Alter von 86 Jahren in Krakau gestorben, wie seine Familie mitteilte.

Als der Musiker und Musikwissenschaftler vor einigen Jahren in der Frankfurter Konzerthalle mit dem Viadrina-Preis ausgezeichnet wurde, betonte er, dass diese Ehrung eine besondere für ihn sei: "Ich habe mich das ganze Leben um Verständigung zwischen Polen und Deutschland bemüht." Mehrere Jahre habe er in Deutschland gelebt und viele hundert Konzerte habe er dort gegeben, doch viel wichtiger sei ihm, dass er fast die Hälfte seiner Konzerte für deutsche Auftraggeber geschrieben habe.

Schon kurz nach Beendigung seines Studuims 1958 in Krakau war er von 1966 bis 1968 an der Folkwang-Hochschule in Essen Dozent. Dort konnte er auch seine Form der Musik, die polnische Avantgarde, weiterentwickeln. Obwohl Polen dafür in der Musikszene für die neuen Töne gelobt wurde, erhielt er von der kommunistischen Staatsführung in Polen wenig Unterstützung. Kaum Unterstützer, vielfach sogar Ablehnung fand Pendreckis neue Form des Komponierens in der DDR.

Musik zur Erinnerung

Penderecki nahm deshalb auch den Ruf nach West-Berlin dankbar an, obwohl er sich auch in seiner Heimat immer besser etablierte. Von 1972 bis 1987 war er Rektor der Musikakademe in Krakau. Aber immer wieder zog es ihn ins Ausland, nach Deutschland, aber auch in die USA und viele andere Länder.

In vielen seiner Werke versuchte er die fürchterlichsten Menschheitsverbrechen in Töne zu fassen. So komponierte Penderecki für die Opfer von Auschwitz (Dies IraeOratorium zum Gedächtnis der Opfer von Auschwitz) oder die Menschen, die dem Atombombenabwurf von Hiroshima zum Opfer fielen (Threnos (Threnodie) – Den Opfern von Hiroshima) und schrieb später dann Musik für die 3000-Jahr-Feierlichkeiten Jersualems.

Große Wirkung im Film

Die Musik Pendereckis galt als sehr ausdrucksstark. Auch deshalb waren auch viele wichtige Filmregisseure von der Arbeit Pendereckis fasziniert. In "Der Exorzist" ist sie genauso zu hören wie in Stanley Kubricks Verfilmung von Stephen Kings "Shining" oder in Peter Weirs "Jenseits der Angst". 

Abseits des Konzertsaals widmete er sich einer besonderen Liebe: den Bäumen

Besondere Worte hatte Penderecki bei seiner Auszeichnung in der Viadrina auch für Universität selbst gefunden. Er erklärte damals, er freute sich, dass die Viadrina Universität mit ihrer Geschichte Deutschland und Polen historisch verbinde. Und am Rande der Preisverleihungen erzählte Penderecki damals auch von seinem ungewöhnlichen Hobby: Er sammelte Bäume.

Schon 2012 hatte er mehr als 1700 Arten vor allem auf seinem Grundstück bei Zakopane in der Hohen Tatra gepflanzt. Von all seinen Reisen habe er dafür Bäume mitgebracht: "Ich habe viele Bücher studiert und daraus habe ich einen Plan für meinen Park entwickelt. Es sind 1700 Arten, oder auch mehr, auf 30 Hektar gepflanzt." Jedes Jahr kämen 50 bis 100 aus aller Welt hinzu. Früher habe er dafür die Samen und Bäumchen sogar schmuggeln müssen. Viele dieser Bäume seien nun bereits 20 Meter hoch. Und er fügt hinzu: "Das ist eine Passion, die man nicht erklären kann. Der eine sammelt Briefmarken und der andere Bäume. Das ist schon eine Verrücktheit."

Beitrag von Andreas Oppermann

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