Ausstellung in Eisenhüttenstadt - Bilder vom Krieg und von der Freundschaft zur Sowjetunion

Mo 18.05.20 | 20:22 Uhr | Von Sabine Tzischke
Thomas Ziegler: Die große Teekanne (1985)
Audio: Antenne Brandenburg | 18.05.2020 | Autorin: Sabine Tzischke | Bild: Kunstarchiv Beeskow © VG Bild-Kunst, Bonn 2020

Das Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR in Eisenhüttenstadt zeigt in "Kunst der Erinnerung" Bilder über Freundschaft, Befreiung und Krieg. Diese Kunst der 1980er Jahre offenbart Zwischentöne jenseits des antifaschistischen Mythos. Von Sabine Tzitschke  

Im Rahmen des Themenjahres "Krieg und Frieden. 1945 und die Folgen in Brandenburg" befasst sich das Dokumentationszentrum in Eisenhüttenstadt (Oder-Spree) in seiner neuen Ausstellung mit der Befreiung vom Nationalsozialismus und der Freundschaft zur Sowjetunion. Themen, die auch in der Identität und Ideologie der DDR entscheidende Rollen spielten. Darum beauftragte die Gesellschaft für deutsch-sowjetische Freundschaft Kunstschaffende im Sozialismus mit Auftragsarbeiten, die den Leitlinien folgten.

Verschwunden, aber nicht vergessen

Mit der deutsch-deutschen Einheit wurden Tausende Werke abgehangen und verschwanden in Depots. In der Burg Beeskow etwa bewahren die Archivare 17.000 Objekte aus 40 Jahren DDR-Geschichte für die Nachwelt auf. Aus diesem riesigen Fundus konzipierte nun der Kurator Axel Drieschner mit seinen Kollegen die Eisenhüttenstädter Ausstellung.

Heidrun Hegewald: Kassandra sieht ein Schlangenei (1981)
| Bild: Kunstarchiv Beeskow © VG Bild-Kunst, Bonn 2020

Werke abseits der Parteilinie

Gezielt hatte Drieschner in der Auftragskunst nach Bildern gesucht, die eben nicht der offiziellen Staats- und Parteilinie folgten, und sich auch trauten, die verordnete deutsch-sowjetischen Freundschaft ironisch zu überzeichnen. Ein mutiges Unterfangen unter den strengen Augen der Auftraggeber. Dem Kurator zufolge zeigt die aktuelle Auswahl im Dokumentationszentrum, dass viele Künstler durchaus sensibel für die damaligen gesellschaftlichen Probleme waren. "Rassistisches und Militaristisches Gedankengut war in den 1980er Jahren der DDR spürbar", so Drieschner.

Spiel mit der Symbolik

Besonders in den letzten zehn Jahren der DDR entstanden so Kunstwerke, die mit Symboliken und Mythen der Regime spielten und mit vielschichtigen Zwischentönen auch heute noch zum Nachdenken einladen. Die ästhetischen Mittel sind dabei in den unterschiedlichen Bildern so breit gefächert wie die Themen, die sie behandeln.

Versteckte Botschaften

Bei seiner Suche stieß der Kunsthistoriker unter anderem auf den Maler Thomas Ziegler. Üblicherweise zeichnete Ziegler gern Soldaten in staatsmännischer Pose auf großen Portraits. Dass er auch anders kann, zeigt sein Gruppenbild "Die große Teekanne" von 1985. Auf dem treffen sich Sowjetsoldaten und DDR-Bürger bei Tee und Keksen. Ein subversiver Volltreffer, der Menschen und nicht nur Parteikader in Szene setzt. Drieschners Kommentar dazu: "Informelle Kontakte zwischen Soldaten und der Bevölkerung waren in der Staatenfreundschaft eigentlich nicht vorgesehen. Es gab sie aber immer wieder."

"Potenzial, aus dem wir heute schöpfen können"

Aber auch andere Künstler wie Heidrun Hegewald und Norbert Wagenbrett haben sich unter drohenden Repressionen mit ihren Werken weit getraut. Über die Bedeutung einzelner Bilder lässt sich aus heutiger Sicht oft nur spekulieren. Denn einige Maler haben ihre Gemälde mit der Zeit vergessen. Doch über die neue Ausstellung und die Wertschätzung mehr als 30 Jahre nach dem politischen Umbruch würden sich die Gestalter heute sicherlich freuen, sagt Kurator Axel Drieschner. "Wir wollen die Bilder hier nicht als verstaubte Kunst von gestern zeigen, sondern als Potenzial, aus dem wir auch heute noch schöpfen können."

Nicht verstaubt, aktuell und doch vor Jahrzehnten in der DDR entstanden. Ein Spagat, den Künstler gemacht und das Dokumentationszentrum mit viel Hintersinn zusammengestellt haben. Besucher können sich seit dieser Woche in Eisenhüttenstadt selbst erzeugen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 18.05.2020, 14:20 Uhr

Beitrag von Sabine Tzischke

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