Deutsche Industriemalerei - Neue Ausstellung zu Romantiker Carl Blechen in Eberswalde

Im Museum Eberswalde startet am Freitag eine Ausstellung zu dem Maler Carl Blechen. Der Cottbuser war bekannt für seine Bilder von Landschaften. Die Industralisierung prägte den Romantiker - dabei spielte seine Reise nach Eberswalde eine Rolle.
Eine Ausstellung mit Werken des Malers Carl Blechen wird am Freitag um 18 Uhr im Museum Eberswalde (Barnim) eröffnet. Der in Cottbus geborene Künstler gilt neben Caspar David Friedrich als bedeutendster Landschaftsmaler der Romantik. Die Arbeiten sind Leihgaben aus der Blechen-Sammlung im Schloss Branitz in Cottbus.
Carl Blechen war ein Pionier: Vierzig Jahre bevor Adolph Menzel sein Eisenwalzwerk in den 1870er Jahren malte, brachte Blechen schon Hallen und Schloten auf Papier. 1798 in Cottbus geboren, reiste Blechen durch Deutschland und Italien, bis er in Berlin landete. Dort förderte ihn der Meister des Klassizismus Karl Friedrich Schinkel: Blechen wurde Professor für Landschaftsmalerei.
Er zeigte, was er sah
"Naturidylle und Industriewirklichkeit" heißt die neue Ausstellung im Museum Eberswalde. Der Romantiker Blechen ist für die Darstellung dieser zweien Welten bekannt. Zunächst machte er mit seinen neuartigen Landschaftsbildern die Kunstwelt auf sich aufmerksam. Diese stammen vor allem aus Italien. Sonnenlicht, Schatten und eine besondere Farbigkeit: In seinen Bildern zeigte er, was er sah. Die Kritiker waren gespalten: Für die einen waren seine Bilder nahezu "göttlich", für die anderen "wilde Kleckerei".
Doch dann wollte Blechen zeigen, wie die Natur von der Industrialisierung verändert wurde. Trotzdem blieben seine Industriebilder farbig. Auf seinem berühmten Bild vom Walzwerk Neustadt-Eberswalde machen sich im Vordergrund Fischer auf dem Finowkanal an einem Boot zu schaffen. Abendlicht färbt den Himmel gelblich, der sich im Kanal spiegelt, zum Wasser hin wirft das Werk einen dunklen Schatten, aus einem Schornstein quillt dunkler Rauch.
Das berühmte Bild aus Eberswalde
Blechen hatte den Auftrag für dieses Bild etwa um 1830 bekommen. Er sollte für einen Jahreskalender eine Illustration vom Gesundbrunnen in Eberswalde zeichnen. Also reiste er von Berlin aus dorthin – und wanderte dabei auch durch das Finowtal. Dort reihte sich zu jener Zeit Fabrik an Fabrik. In Eberswalde begann die Industrialisierung dieser Region: Es entstanden nahezu zeitgleich Messingwerk, Kupferhammer und Eisenspalterei. Mit Hallen und Schloten, die man so noch nie gesehen hatte.
Davon beeindruckt fertigte Blechen unzählige Skizzen. Aus einer entstand dann 1830 sein berühmtes Gemälde Walzwerk Neustadt-Eberswalde, das als frühestes Industriegemälde der deutschen Malerei gilt. Heute gehört das Bild der Nationalgalerie in Berlin. Das bekannteste Gemälde über Eberswalde wird in der Ausstellung digital zu sehen sein: Das Original ist inzwischen so fragil, dass die Nationalgalerie es nicht mehr herausrückt. Die Besucher können sich trotzdem eine Kopie von Karl Hilliges in der Dauerausstellung des Museums anschauen.
Die Bilder der Ausstellung sind Leihgaben von der Fürst-Pückler-Stiftung im Cottbusser Ortsteil Branitz. Diese hat eine der größten Blechen-Sammlungen, die vor hundert Jahren in der Heimatstadt Blechens begann.
Die Ausstellung wird bis zum 24. März im Museum Eberswade zu sehen sein. Für besonders Interessierte bietet die Kunsthistorikerin Iris Berndt zwei spezielle Führungen an, am 6. und am 27. Februar, jeweils um 15 Uhr.
Sendung: Antenne Brandenburg, 28.01.2022, 14 Uhr