Alternative Einheitsfeier - Ostalgiker feiern 70. Jahrestag der DDR-Gründung

Mo 07.10.19 | 19:18 Uhr | Von Michel Nowak
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Symbolbild: Zwei Männer fahren mit einem Tatra 603 und wehender DDR Flagge übers Land. (Quelle: imago images/Jens Koehler)
Audio: Antenne Brandenburg | 07.10.2019 | Michel Nowak | Bild: imago images-Symbolbild/Jens Koehler

Mit einer "Alternativen Einheitsfeier" hat ein Zusammenschluss von ehemaligen DDR-Vereinigungen am Montag des 70. Jahrestages der DDR-Gründung gedacht. Die Feier bedient ordentlich Ostalgie und auch Kritik an der aktuellen Politik. Von Michel Nowak   

Der 70. Jahrestag der DDR-Gründung am 7. Oktober 1949 ist für das sogenannte Ostdeutsche Kuratorium von Verbänden nach wie vor ein feierlicher Anlass. Der Zusammenschluss von ehemaligen DDR-Vereinigungen hatte jedenfalls zur "Alternativen Einheitsfeier" eingeladen. Die Feier in Neuenhagen (Märkisch-Oderland) bei Berlin sollte dabei auch ein Protest gegen die aktuelle Politik sein.  

Hans Modrow redet bei den Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag der DDR-Gründung
Bild: rbb/Michel Nowak

Stargast Hans Modrow stellt die Friedensfrage

Im vollbesetzten Festsaal des Neuenhagener Bürgerhauses warten 500 Gäste - nahezu ausschließlich im fortgeschrittenen Alter - auf den Beginn der alternativen Einheitsfeier: Sie beginnt tatsächlich mit der DDR-Nationalhymne. So etwas wie der Stargast ist Hans Modrow, letzter Vorsitzender des DDR-Ministerrats. Der inzwischen 91-Jährige spricht über vertraute Themen: Frieden und Antifaschismus.

Die Friedensfrage sei bis heute die wichtigste, so sieht es Modrow, mittlerweile Vorsitzender des Ältestenrats der Linken: Deutschland werde nur "als antifaschistisches demokratisches Deutschland" in Europa einen geachteten Platz haben.

Sehnsucht nach Geborgenheit und Gemeinschaft

Deutlich drastischere Sätze fallen danach bei Anja Mewes von der Berliner Friedensglockengesellschaft. "Mit dieser feindlichen Übernahme der DDR durch die BRD hat man mir meine Heimat genommen", sagt sie. "Aber eines hat man mir nicht nehmen können: die Sehnsucht nach dem Gefühl von Geborgenheit und Gemeinschaft."

Die ehemalige DDR sei heute so etwas wie eine Kolonie Westdeutschlands, heißt es in einer Erklärung. Gegen diese Ungerechtigkeit müsse protestiert werden, so Joachim Bonatz vom Präsidium des Ostdeutschen Kuratoriums. "Es geht darum: Tu etwas, dass soziale Gerechtigkeit und die Versprechungen eingelöst werden."

Hans Modrow redet bei den Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag der DDR-Gründung
Bild: rbb/Michel Nowak

Wohlfühlprogramm zwischen Jähn und Ulbricht

Diese Botschaft - eingepackt in ein Wohlfühlprogramm mit Konzert und Foto-Präsentationen mit Kosmonaut Sigmund Jähn oder DDR-Staatschef Walter Ulbricht - kommt bei den Gästen an. Sie finden hier die eigene Vergangenheit.

Mit Friedenslied und Willkommenserklärung endet die Alternative Einheitsfeier nach zweieinhalb Stunden. Wie oft es sie noch geben wird, ist angesichts des Alters vieler Teilnehmer ungewiss. Die sehen sich übrigens nicht als ewig Gestrige. Mit dem Deutschland des Jahres 2019 sind sie aber alles andere als einverstanden.

Beitrag von Michel Nowak

51 Kommentare

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  1. 51.

    Nun, da brauche ich mich nicht zu "erkundigen". Die "Ossis", denen ich begegnet bin und das sind teils teils (Studierte und Nicht-Studierte) haben KEINE gute Allgemeinbildung.
    Vielleicht kommt es allerdings auf den Standpunkt drauf an, von dem aus man guckt.

  2. 50.

    Der Westen hat den Anschluss nur mit Lügen von Blühenden Landschaften und keinem wird es schlechter gehen ermogelt.

  3. 49.

    Auch wenn der ein oder andere es nicht wahr haben will, vielen in Osten geht es heute witschaftlich sau schlecht.

  4. 48.

    Ist nicht Ihr Ernst, oder sind Sie einfach nur sehr sehr jung und eigentlich nicht an Geschichte interessiert? Die aktuellen Demos in Berlin wären in der ehem. DDR mit Panzern und Soldaten beantwortet worden. Erkennen Sie den Unterschied?

  5. 47.

    Liebe Vera, ganz Ihrer Meinung, allerdings bekommt man den Eindruck, dass da doch wieder die gleichen Leute in der Regierung sitzen.

  6. 46.

    Ich denke, wir haben in unserer Demokratie eine hervorragende Meinungsfreiheit, ohne dass man Angst haben muss - egal, wie man Frau Merkel findet (dass muss Frau Merkel halt aushalten). Hätte man früher gesagt, Herr Honecker ist doof, dann konnte man nie wissen, was einem passieren wird. Demokratie bedeutet auch, etwas dafür zu tun und "rummeckern" ist auch ein Teil davon. Und wenns einem nicht passt, kann man ja wählen gehen.

  7. 45.

    Welche Meinungsfreiheit? Es wird doch trotzdem vorgeschrieben, was man sagen kann oder nicht. Für mich ist es kein Unterschied. Es sind nur andere Leute an der Regierung und machen jetzt ihre Vorschriften und Regeln. Bei denen hätte es wohl keinen friedlichenWechsel geben.

  8. 44.

    In Summe ist das wohl der erste Beitrag von Ihnen, dem ich mal beipflichten muss. Lediglich zwei Punkte sehe ich anders. Wagenknecht ist wohl die einzig wirkliche und glaubhafte Person in dieser Partei und dafür habe ich durchaus Bewunderung, obwohl ich ihren politischen Standpunkt nicht teile. Mit rechtspopulistischen Narrativen hat das aber nicht das Geringste zu tun. Sie lehnt Zuwanderung ja nicht generell ab, sie lehnt sie aber ab, wenn sie zu Lasten von gering qualifizierten Arbeitnehmern geht. Das ist eine zutiefst linke Einstellung. Und zum Zweiten: ob die Polizeireform in Brandenburg wirklich grundgesetzwidrig ist oder nicht vielmehr den aktuellen Gegebenheiten Rechnung trägt, müsste das Verfassungsgericht entscheiden. Ich bin hier anderer Auffassung als Sie.

  9. 43.

    Sorry, muss mich korrigieren. Bisky ist nicht drin, hab ich verwechselt. Aber zu Ihrem Vorwurf der einseitigen Westperspektive: Mitherausgeber Hartmut Zwahr stammt aus der ehem. DDR und hat zuletzt in Leipzig gelehrt.

  10. 42.

    Nehmen Sie doch mal die Scheuklappen runter. Sie hätten es selbst wissen können, so kundig wie Sie sich hier geben. Kaelbles Herausgeber(!)-Werk ist der Klassiker. Auch Lothar Bisky hat sich darin verewigt. Noch Fragen?

  11. 41.

    Je länger etwas zurückliegt, desto güldener erscheint es natürlich in der verklärenden Erinnerung. Außerdem waren diese Herrschaften im Wegschauen, Verdrängen und (Schön-) Lügen schon immer ganz groß. Zum Glück löst sich das Problem mit vielen Ewiggestrigen aber nach einiger Zeit auf natürliche Weise.

    Das kennen wir ja von den Überbleibseln des anderen Sozialismus.

  12. 40.

    Tja, doch, ist sehr wohl ernst gemeint! Bin ein Wende-Kind und habe in der 6. (nach Wiedervereinigung) das wiederholt was wir in der 4. (DDR) schon hatten! Das zieht sich bis zum Abitur. Man kann ruhigen Gewissens behaupten das Abiturienten heutzutage sehr viel weniger lernen als damals. Aber wozu auch... Konsumenten die zuviel wissen, kaufen ja fast nichts mehr!

  13. 39.

    Nöö, denen war es egal, solange nicht selbst betroffen. Genauso wie jetzt den meisten Krieg, Waffenhandel, Umweltschutz am Po vorbei geht...
    Sicher jetzt kann man alles sagen, es interressiert bloss keinen

  14. 38.

    Egal wie es gewesen ist.....aber über die Schulbildung in der ehemaligen DDR sollten Sie sich mal erkundigen.Da brauchen Sie nicht zu "schmunzeln"

  15. 37.

    Ich erinnere mich gerne an meine Kindheitstage in der DDR und die Geborgenheit in meiner Familie. Dankbar bin ich vor allen meinen Eltern, dass es ihnen trotz des Eingesperrtseins in einer Diktatur gelungen ist, mich freiheitlich denkend zu erziehen. Dankbar bin ich aber auch gerade den Menschen, die mutiger waren als ich und meine Eltern und auf der Straße mit einer friedlichen Revolution großen Anteil am „Erkämpfen“ auch meiner Freiheit haben. Aufgehoben fühle ich mich in einem Rechtsstaat, der den Ostalgikern zwar ihr Recht gewährt, ihre Meinung zu äußern und mir aber die Angst nimmt, dass Menschen, die Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen haben, sie rechtfertigen oder leugnen, wieder an die Macht gelangen können. Kritik an einer Gesellschaftsordnung darf jeder äußern. Die DDR war aber gewiss nicht die bessere erstrebenswerte Gesellschaftsordnung.

  16. 36.

    Meine Heimat ist die DDR. Leider wurde diese von der BRD annektiert. Aber vergessen wird man sie nie. Da können die Besatzer und ihre ostdeutschen Helfershelfer noch so viel giften und geifern.

  17. 35.

    Ihrere Argumentation zufolge, sind die Bürger der Ex-DDR verführte, unschuldige Kinder. Wie wäre es mal mit Erwachsenwerden? Gitte hat das nachvollziehbar in einfachen Worten auf den Punkt gebracht.

    Das West-Fernsehen kannten viele und damit war auch bekannt, dass nicht alles Gold in der BRD war, was glänzt. Außerdem ursächlich (abgesehen von den Entwicklungen in der UDSSR und Polen) war der tiefe Vertrauensverlust in die DDR-Bonzenriege. Den hat auch die CDU verursacht? Niemand wurde davon abgehalten, die SPD zu wählen oder sich gegen die sog. Wiedervereinigung zu stellen. Die meisten hatten aber keinen Bock auf eine politische Auseinandersetzung und Neugestaltung politischen Lebens in Eigenregie. Das ist das Ergebnis jahrzehntelanger Bevormundung, eine Zivilgesellschaft war praktisch nicht vorhanden, die Widerstandsbewegung hatte wenig Substanz und wurde vor allem von jenen aufgebläht, die weiterhin eine Rundumversorgung wünschten, jetzt im Kapitalismus.

  18. 34.

    Was ist das denn für eine alberne Frage? Werden Sie sich erst mal einig, welche Sozialgeschichte der DDR Sie meinen - Bauerkämper oder Kaelble? Und ja, wenn sie die üblichen Klischees kolportiert, ist sie genau das. Was glauben Sie denn wohl? Bauerkämper ist in Detmold geboren, sein Buch erschien in München und er agitiert an der FU. Kaelble analog. Was erwarten Sie denn da?

  19. 33.

    Wir wollten alle die Freiheit, die ist aber mit Geborgenheit nicht kombinierbar. Das wusste aber damals keiner. Scheinbar wissen es auch jetzt einige nicht. Was ist nun besser ? Beides geht nicht.

  20. 32.

    Wir wollten alle die Freiheit, die ist aber mit Geborgenheit nicht kombinierbar. Das wusste aber damals keiner. Scheinbar wissen es auch jetzt einige nicht. Was ist nun besser ? Beides geht nicht.

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