Interview | Landesjagdverband Brandenburg - Mit Nachtsicht gegen die Schweinepest

Di 07.01.20 | 18:12 Uhr
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Symbolbild: Jäger in Wäldern von Brandenburg, Herzberg (Mark) (Quelle: dpa/Schlesinger)
Audio: Antenne Brandenburg | 07.01.2020 | Interview mit Jagdverband | Bild: dpa/Schlesinger

Die Schweinepest ist nur noch 21 Kilometer von Brandenburg entfernt. Erst kamen die Schutzzäune, nun sollen Nachtsichtzielgeräte für die Wildschweinjagd freigegeben werden. Matthias Schannwell vom Landesjagdverband erklärt die Vorteile der Technik.

rbb|24: Herr Schannwell, das letzte mit der Afrikanischen Schweinepest (ASP) infizierte Tier war am Donnerstag auf polnischer Seite nur noch 21 Kilometer von der Oder entfernt aufgefunden worden. Um die Übertragungsgefahr zu mindern, wird in Brandenburg schon seit Wochen als Präventionsmaßnahme verstärkt Jagd auf Wildschweine gemacht. Wie sieht derzeit die Situation der Bejagung aus?

Matthias Schannwell: Es ist allen Jägerinnen und Jägern in Brandenburg bewusst, dass die ASP vor der Haustür steht und man alles unternehmen muss, um zu verhindern, dass die Krankheit nach Brandenburg hineinkommt. Allerdings gehen wir davon aus, dass das Haupteintragsrisiko durch den Menschen verursacht wird und nicht durch infizierte Schweine. Trotzdem haben die Jäger alles in ihrer Macht stehende getan und intensiv die Schweine bejagt. So gab es gerade in den grenznahen Regionen entlang der Oder zusätzliche Drückjagden speziell auf Schwarzwild (Wildschweine, Anm. d. Red.).

Die Jagd gestaltet sich besonders in der dunklen Jahreszeit mit wenig Licht schwierig. Darum haben Bundestag und Bundesrat im Dezember eine Änderung des Waffengesetzes beschlossen, welches nun den Einsatz von montierbaren Nachtsichtzielgeräten erlauben soll. Das war bisher in Brandenburg verboten. Wie ist der derzeitige rechtliche Stand?

Stand heute ist diese Gesetzesänderung noch nicht im Bundesanzeiger veröffentlicht und damit noch nicht in Kraft getreten. Neben dem waffenrechtlichen Verbot der Nachtzieltechnik gibt es auch noch das jagdrechtliche Verbot. Brandenburg hat dieses im letzten Jahr bereits vorausschauend aufgehoben. Sprich, wenn die Änderung in Kraft getreten ist, dann dürfen Brandenburger Jäger die Nachtsichttechnik für die Schwarzwildjagd einsetzen.

Was bringt denn die Technik überhaupt? 

Das Schwarzwild ist eine intelligente Tierart und die weichen einem Jagddruck natürlich auch aus. Eine Ausweichstrategie ist, dass Wildschweine - wie anderes Wild auch - dann überwiegend zu Zeiten aktiv sind, wo man mit dem bloßen menschlichen Auge auch mit einem Fernglas oder einem normalen Zielfernrohr nichts sehen kann. Nachtzieltechnik würde das möglich machen, so dass man Wildschweine im Dunkeln bejagen könnte.

Jäger könnten sich dann also einfach solche Geräte anschaffen. Aber was dürfen sie mit dieser Technik dann tun?

Wenn jetzt die Gesetzesänderung in Kraft tritt, dann darf ich mit der erlaubten Nachtzieltechnik Schwarzwild bejagen - mehr nicht. Es gibt ja ein Nachtjagdverbot auf Schalenwild (Paarhufer und Hornträger wie beispielsweise Rehwild, Anm. d. Red.). Das endet eine Stunde nach Sonnenuntergang und reicht bis eine Stunde vor Sonnenaufgang. Schwarzwild bildet eine Ausnahme: Das darf auch zur Nachtzeit bejagt werden, wenn ich es ausreichend beobachten und identifizieren kann. Rotwild, wie den Rothirsch, dürfte ich so nicht bejagen.

Nordrhein-Westfalen plant derzeit ein Sonderjagdrecht, das den Einsatz von Schrotmunition, Sau-Fängen oder sogar Drohnen zur Schweinejagd vorsieht. Wäre das auch in Brandenburg denkbar?

Von Schrotmunition halte ich persönlich nicht sehr viel. Aber was möglich ist, sind sogenannte Schwarzwildfänge. Dort hat Brandenburg auch schon bundesweit eine gewisse Vorreiterrolle. Das ist jedoch nicht für jeden geeignet. nur bei entsprechend geschultem Personal und gekonnter Anwendung ist das durchaus ein Mittel, um die Population an Brennpunkten und schwer zugänglichen oder urbanen Gebieten zu dezimieren. Diese müssten jedoch ständig überwacht und die gefangenen Tiere fachkundig in der Falle erlegt werden, um Tierquälerei zu vermeiden. Bei Drohnen könnte ich mir vorstellen, dass sie mit Wärmebildtechnik ausgestattet zum Aufspüren von Schwarzwild eingesetzt werden. Auch zur Rettung von Rehkitzen könnten Drohnen zum Einsatz kommen. Jedoch ist der Einsatz technisch sehr aufwendig.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Tony Schönberg, Antenne Brandenburg. Es handelt sich um eine gekürzte und redigierte Fassung. Das komplette Gespräch können Sie mit einem Klick auf den Playbutton oben im Artikelbild hören.

Sendung: Antenne Brandenburg, 7.1.2019, 14:40 Uhr

5 Kommentare

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  1. 5.

    Wildschwein möchte ich in diesem Land nicht sein
    Äh, haben die nicht auch eine Funktion im Wald?
    Sind die nicht der Bauer des Waldes?

  2. 4.

    " dass das Haupteintragsrisiko durch den Menschen verursacht wird und nicht durch infizierte Schweine "

    wenn das zuträfe, wozu dann der ganze Aufwand ?

    " Die Schweinepest ist nur noch 21 Kilometer von Brandenburg entfernt. kürzlich waren es noch 40 Km , klingt wie ein count down

  3. 3.

    das ist merkwürdig, denn nach der Ausstrahlung in Brandenburg aktuell hatte ich den Kommentar schon abgesetzt, sogar mehrfach, weil immer wieder ihr System meckerte, dass irgendwas nicht funktioniert... ich habe das Problem hier schon öfter beaobachtet, dass es erst nach der zweiten (oder mehrfachen) Betätigung von "Abschicken" die Rückmeldung liefert, dass der Kommentar nun geprüft würde... wenn Sie wissen, woran das liegt, schreiben Sie mir doch bitte mal eine eMail...

  4. 2.

    Dieser Kommentar von Ihnen ist der erste Kommentar unter diesem Beitrag. Insofern fragen wir uns, was Sie genau meinen?

  5. 1.

    Ist ja irgendwie merkwürdig, dass die Kommentare nicht freigeschaltet werden... gegen eure Netiquette kann es ja wohl nicht sein, wenn man bezweifelt, dass die Jäger sich ernsthaft daran halten, nur "Schwarzwild" mit der Nachtsichttechnik zu schießen, weil sowieso niemand das kontrollieren kann und wird - genauso wie beim Abschuss von Wölfen!

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