Beschwerden über Raser und Lärm - Barnim will Motorradfahrer schärfer kontrollieren

Mi 19.02.20 | 14:26 Uhr
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Ein Polizeibeamter mit einer Winkerkelle im Rahmen einer Verkehrskontrolle in Berlin © imago images/photothek
Audio: Antenne Brandenburg |19.02.2020 | Bild: imago images/photothek

Der Landkreis Barnim will nach zahlreichen Beschwerden von Anwohnern nun stärker gegen rasende und lärmende Motorradfahrer angehen. Gemeinsam haben deshalb Vertreter von Polizei und Kommunen in Eberswalde über geeignete Gegenmaßnahmen beraten.

Nach Beschwerden von Anwohnern über rasende und lärmende Motorradfahrer hat der Landkreis Barnim Gegenmaßnahmen zugesagt.  

Der Werbellinsee und die Strecke zwischen Eberswalde und Oderberg entlang des Schiffshebewerks sind laut Landesministerium des Inneren als Ausflugsziele bei den Motorradfahrern besonders beliebt. Neben den Sehenswürdigkeiten des Landkreises, reizten die weiten Landschaft und der gute Zustand der Straßen des Barnim einige Fahrer zur überhöhten Geschwindigkeit.

Besonders starke Lärmbelastung entstehe auf den kurvenreichen Strecken im Bereich der Orte Hohenfinow, Niederfinow und Liepe, wenn nach Kurvendurchfahrten wieder kräftig Gas geben werde. Auch die Abgase machten den Anwohnen dort seit Jahren zu schaffen, die sich immer häufiger über die unangepasste Fahrweise und zu laute Maschinen vornehmlich in den Sommermonaten beschweren. Der Kreissprecher des Barnim, Oliver Köhler warnt aber vor übereilter Schuldzuweisung. Er sagte dem rbb: "Es geht immer nur um einen kleinen Prozentsatz der Fahrer. Der Großteil fährt vernünftig und mit genormten Maschinen, was die Lautstärke betrifft."

Gegenmaßnahmen beschlossen

Die Beschwerden der Anwohner werden Köhler zufolge ernstgenommen. Deshalb berieten sich am Dienstag Vertreter der Polizei, des Kreistages und der Kommunen zu Gegenmaßnahmen, um die Probleme zukünftig besser in den Griff zu bekommen. Als Ergebnis habe man drei Felder definiert, in denen nun gehandelt werden soll.

Als Präventivmaßnahme plant die Polizei mit mehr Straßenschildern auf die Gefahren und Anliegen hinzuweisen. Außerdem sollen, dem Kreissprecher nach, Lautstärke und Geschwindigkeit entlang der Schwerpunkte besser erfasst werden. Helfen könnten dabei verstärkte Kontrollen durch Polizei und die örtlichen Ordnungsämter. Köhler sagte dazu: "Das Fahrverhalten soll geändert werden. Dafür wird der Landkreis Barnim in diesem Jahr auch neue Technik anschaffen, die von vorne und hinten blitzen kann, um den Fahrern besser habhaft werden zu können." Bereits im vergangenen Jahr hat es zudem einen Modellversuch auf der Strecke zwischen Eberswalde und Liepe gegeben. Dort wurden sogenannte Rüttelstreifen auf die Fahrbahn aufgebracht, um die Aufmerksamkeit der Motorradfahrer zu erhöhen und die Geschwindigkeit deutlich zu verlangsamen.

Als dritten Schritt soll in Zusammenarbeit mit Kommunen, Verbänden und Interessenvertretungen Druck auf Landes- und Bundesregierung sowie auf die EU ausgeübt werden, um die politischen Rahmenbedingungen zu ändern. Beispielsweise seien Lärmmessungen rechtlich derzeit nicht im nötigen Rahmen möglich, da sie nicht rechtssicher und damit nicht verwendbar seien.

Wenige Unfälle aber schwerwiegende Folgen

Laut Unfallstatistik gab es im vergangenen Jahr rund 5.000 Verkehrsunfälle auf Barnimer Straßen. An 136 davon waren Motorradfahrer beteiligt. Während bei den Autounfällen nur jeder fünfte zu Personenschäden führte, gab es bei jedem zweiten Motorradunfall verletzte Personen mit teilweise schweren Folgen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 19.02.2020, 14:40 Uhr.

4 Kommentare

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  1. 4.

    Dann werde ich mit meinem Oldtimer-Motorrad diese Gegend wohl zukünftig meiden - denn es ist nicht nur alt, sondern auch laut - aber dies legal - aber man ist ja scheinbar stigmatisiert, sobald man auf zwei Rädern unterwegs ist.
    Selbst der eine oder andere Ordnungshüter ohne Technikkenntnisse wollte mir schon die Weiterfahrt untersagen, musste aber klein beigeben und ich konnte weiter - es nervt.
    Wobei ich Verständnis für die Anwohner habe, wenn Moppets mit ausgeräumten Auspufftöppen und mit eigenartig e4-genormten Anlagen unterwegs sind - die fürchterlich klingen und subjektiv wirklich zu laut sind und/oder wenn die Geschwindigkeit nicht angepasst ist - soviel Hirnschmalz sollte jeder unter seinem Helm besitzen, sein Ego in Ortschaften und auf Landstraßen unter Kontrolle zu haben. Für den Rest gibt´s geschlossene Rennstrecken.

  2. 3.

    Jetzt beschwere ich mich auch. Leztes Jahr bin ich dort mit meinem Krad dort gefahren und musste sehr langsam fahren, weil die Straßen nicht vom Straßensplitt gesäubert wurden. Das war lebensgefährlich. Führt zu Unfällen.

  3. 2.

    Leider bringen die Rüttelstreifen nicht viel und es wird trotzdem zu schnell gefahren. Bei uns werden innerorts nicht selten, mehr als 100 kmh gefahren. Und Polizei sieht man vielleicht mal in der Woche. Aber am Wochenende nie.

  4. 1.

    Hallo RBB, die Rüttelstreifen befinden sich zwischen Oderberg und Liepe.

    Darüberhinaus kann man als Anwohner einfach nur hoffen, dass der Raserei und Geltungssucht der 25% an Motorradfahrern und im Übrigen auch fast 25 % der Autofahrer endlich mit physischen Hindernissen ein Ende gesetzt wird.
    Rüttelstreifen sind nett.
    Aufpflasterungen bremsen effektiv. Darüber sollte der Kreis und das Land endlich nachdenken. Und zwar im Ort, in den Kurven!

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