Barnim - Auf dem historischen Finowkanal ist wieder Betrieb

Mi 20.05.20 | 19:07 Uhr
Schleusenwärter Stefan Diebetz öffnet ein Tor der Stadtschleuse Eberswalde
Bild: rbb / Max Horn

Die Schleusen am Finowkanal sind seit Mittwoch wieder für die Schifffahrt geöffnet. Mit Handkurbeln und Schiebern gehen die Schleusenwärter an die Arbeit. Aber die geplante Automatisierung könnte sie den Job kosten. Von Max Horn

Stefan Diebetz ist ein Original. Der Wärter an der Stadtschleuse Eberswalde hat einen weißen Bart, auf dem Kopf eine Kapitänsmütze und einen Anker im Ohr. Diebetz freut sich auf die Saison: "Weil es mir Spaß macht, weil ich gerne Schleusenwärter bin", sagt Diebetz. Es ist ein anstrengendes Handwerk, die Tore müssen mit Schiebern und Kurbeln bedient werden.

Insgesamt dreizehn Schleusen gibt es auf dem historischen Finowkanal. Ihre Bedeutung für den Güterverkehr hat die Wasserstraße zwar längst an den parallel verlaufenden Oder-Havel-Kanal verloren, doch für den Wassertourismus ist der Finowkanal noch immer interessant – auch aufgrund seiner historischen Schleusen.

Der Kanal und Corona

Da trifft es sich gut, dass auf dem Wasser wieder was los ist - wenn auch mit einem Monat Verspätung: Wegen der Corona-Pandemie konnten wichtige Fortbildungen für die Schleusenwärter nicht durchgeführt werden. Außerdem mussten die Feierlichkeiten zu "400 Jahre Finowkanal" abgesagt werden, darunter eine Dampfbootparade und ein Hafenfest.

Und dem Virus ist es auch zu verdanken, dass das Boot "Onkel Peter" erstmal noch gut vertäut am Anleger bleibt: "Ich müsste hier mit zwei bis sechs Personen maximal fahren, und zwölf sollten es schon sein", sagt Bootseigner Peter Snachel, "Das lohnt sich nicht." Der Rentner verdient sich eigentlich mit Kanalfahrten für Touristen etwas dazu. Er muss sich noch gedulden.

Peter Snachel auf seinem Boot "Onkel Peter" auf dem Finowkanal
Peter Snachel auf seinem Boot "Onkel Peter" auf dem Finowkanal.Bild: rbb / Max Horn

Wirtschaftsfaktor Kanal

Alf Dürre dagegen kann schon jetzt wieder durchstarten. Sein "Marinapark" in Eberswalde, mit Bootsanleger, Übernachtungsmöglichkeiten und Fahrradverleih, ist abhängig vom Kanal. "Viele Kunden kommen über den Finowkanal, mit Kanus, mit Motorbooten, mit Hausbooten", sagt Dürre. Derzeit baut er ein Hotel mit 64 Betten auf seinem Grundstück.

"Gerade die Kunden, die mit Kanus kommen, bleiben bei uns über Nacht, weil sie auf dem Boot nicht schlafen können." Ein Drittel seines Umsatzes komme vom Kanal, sagt Dürre.

"Es müsste alles auf Handbetrieb bleiben"

Der "Marinapark" liegt direkt vor der Stadtschleuse Eberswalde, wo Schleusenwärter Stefan Diebetz arbeitet. Aber wie lange noch? Derzeit laufen Planungen für die Sanierung und Automatisierung der Kanalschleusen. Die Anrainergemeinden des Kanals und der Landkreis Barnim haben extra einen neuen Zweckverband gegründet, der die Schleusen vom Bund übernehmen soll. Wie viele der 19 Schleusenwärter in die Digitalisierung mitgenommen werden, ist noch offen.

"Ein bisschen Sorgen mache ich mir schon", sagt Schleusenwärter Diebetz. "Die Sanierung finde ich ja gut, aber es müsste alles auf Handbetrieb bleiben". Ansonsten sei das "Feeling" weg. Auch könnte Diebetz sich nicht mehr mit den Wassertouristen unterhalten. Die Leute wollten schließlich auch wissen, was los sei in Eberswalde. Das Fazit des Schleusenwärters: "Das fällt dann alles weg bei der Automatisierung."

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