Insektensterben - Brandenburg will großflächig Feldränder mit Blumen bepflanzen

Mi 06.05.20 | 18:19 Uhr
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Bauer Benjamin Meise und sein Pflanzenbauleiter Aaron Schmidtmann
Bild: rbb / Eva Kirchner-Rätsch

Wilde Möhren, Sonnenblumen und Lupine: Am Rand der Felder eines Fürstenwalder Bauern blühen schon heute viele Wildblumen. Dort sollen sich wieder mehr Insekten ansiedeln. Das Land Brandenburg will tausende Hektar dieser Blühstreifen jetzt fördern.  

Bunt sprießt es neben den Feldern von Bauer Benjamin Meise bei Fürstenwalde. Hier am Feldrand, wo Korn und Futterpflanzen nur schwer gedeihen, wachsen jetzt Lupinen, wilde Möhren, Spitzwegerich und Buchweizen. Insgesamt 28 heimische Wildblumen und Kräuter hat Meise vor einigen Wochen ausgesät.

In diesen so genannten Blühstreifen finden viele Insekten Nahrung. Dort können sich etwa Bienen und Erdwespen ansiedeln, die dann wiederum Schädlinge von den angrenzenden Getreidefeldern vertreiben, sodass die Landwirte weniger Schädlingsbekämpfungsmittel einsetzen müssen.

Land stellt 30 Millionen bereit

Seit Herbst fördert das brandenburgische Landwirtschaftsministerium die Blühstreifen: 700 Euro kriegen die Landwirte pro Jahr und Hektar. Mehr als 400 Bauern haben schon Förderung beantragt. Insgesamt stellt das Ministerium 30 Millionen bereit, damit in den kommenden fünf Jahren 10.000 brandenburgische Hektar neu erblühen – eine Fläche größer als Fürstenwalde.

Bauer Meise will dazu beitragen. Rund 100 Hektar Feldrand und Sandboden will er in Blühflächen umwandeln. "Dort lohnt sich der Anbau von Getreide nicht. Der Ertrag wäre vor allem in langen Trockenphasen zu gering", sagt Meise.

Blühstreifen neben Straße bei Fürstenwalde (Oder-Spree)Ein Blühstreifen zwischen Acker und Straße bei Fürstenwalde

Besser angepasst Wildpflanzen

Die Wildpflanzen und Kräuter hingegen kommen dort gut zurecht. "Durch ein tief reichendes Wurzelsystem und eine hohe Wassereffizienz vertragen diese Kulturen die Trockenheit sehr gut", sagt Aaron Schmidtmann, Pflanzenbauleiter im Buchholzer Agrarbetrieb von Benjamin Meise. Die Wildpflanzen könnten sich auch besser an Wetterumschwünge anpassen als Kulturpflanzen. "Wenn es trocken ist wachsen die, die damit zurechtkommen. Ist es eher nass, gedeihen andere Pflanzen", sagt der 30-Jährige. So gebe es immer genug Blüten und damit Nahrung für Insekten.

"Wir sind froh über jedes Nutzinsekt"

Für Landwirt Meise sind die Blühstreifen Neuland. Wieviel Aufwand sie machen, kann er noch nicht abschätzen. "Wir tasten uns vorsichtig ran", sagt er, "Wir stehen in den Startlöchern um noch mal nach zu drillen oder mit dem Striegel drüber zu gehen." Insgesamt findet Meise die Landesförderung für Blühstreifen sinnvoll. Sein Ackerbauleiter Schmidtmann ergänzt: "Wir sind froh über jedes Nutzinsekt, das sich neu ansiedelt."

Sendung: Antenne Brandenburg, 06.05.2020, 18:12 Uhr.

14 Kommentare

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  1. 14.

    Alles was dem Insekten- und Vogelschutz zugute kommt, ist schon mal sehr gut. Blühstreifen, Windschutzhecken, Mischwald, usw..

  2. 13.

    Wenn diese heutigen Großtraktoren mit Anhänger, bei uns durch die Kleinstadt rasen, denke ich, mein Häuschen wird vom Wind mitgerissen. Die fahren 50 oder 60 Kmh. Und wahnsinnig breit sind diese modernen Maschinen. Ich denke von den Maschinen und Traktoren, gibt es auch höhere Stückzahlen, wie zu meiner Zeit vor der Wende. Ist schon Alles, mehr Agrarindustrie als herkömmliche Landwirtschaft.

  3. 12.

    Die böse DDR-Russentechnik-Landwirtschaft ist schon 30 Jahre abgewickelt. Im Großraum der Niederlausitz kann ich Ihre Wahrnehmung von weggepflügten Feldrainen nicht bestätigen. Und ein ZT300 und Folgemodelle war nun mal mit einem 16scharigen Pflug überfordert und so kam der K700 (ungeliebt)zum Einsatz. Den überwiegenden Teil erledigten Geräte von FORTSCHRITT und Belarus / Zetor. Im Übrigen: Ich habe ausser diesem K700 noch nie so riesige Traktoren auf deutschen Äckern gesehen, wie man sie seit 30 Jahren in der Neuzeit wahrnehmen kann. Reifen so groß wie ein Mensch und das Gerät so breit wie eine brandenburgische Allee. Vor dem LPG-Bashing: INFORMIEREN!

  4. 11.

    Da bin Ich total ihrer Ansicht. Das kommunale Mähverhalten ist schon sehr bedenklich. Hauptsache der Mähauftrag ist abgearbeitet. Das ist der Tod für Insekten und Vögel. Und genauso sollte es Sanktionen für fehlenden Windschutz und fehlende Blühstreifen geben.

  5. 10.

    Rasen und Grasflächen, werden doch so oft bearbeitet, das diese ökologisch, mehr oder weniger tot sind. Schon die permanente Bodenverdichtung ist ein riesiges Problem. Flächen werden so kurz gehalten, das Wind und Wetter, den gesamten Boden austrocknen. Zum Schluss staubt es nur noch gewaltig, aber Hauptsache die Mähfirmen haben ihre Aufträge. Und durch die ganzen riesigen LPG-Nachfolge-Betriebe mit ihren Großen Maschinen, sind doch gar keine Windschutzstreifen und Blühstreifen mehr vorhanden. Was soll das jetzt sein, eine Werbekampagne der Bauernlobby mit ihrem riesigen Flächenverbrauch ???

  6. 9.

    Das schonende Mähen, also die Pflege dieser Blühstreifen, sehe ich persönlich, auch als größtes Problem. Ich sehe das, bei unseren Feuchtwiesen um Ketzin/Havel, die meiner Meinung nach, auch strenger geschützt werden müssten. Die langfristige Entwicklung von Insekten und Wiesenbrütern, sollte schon, gesichert werden. Auch verschiedene Fliederarten, könnte ich mir, für unsere Insekten vorstellen. Also Sträucher, Blumen und Gräser, die mit der Brandenburger Trockenheit klarkommen.

  7. 8.

    Blühstreifen fördern, na klar. Wie wäre es mit Sanktionen, sollten Blühstreifen nicht vorhanden sein?
    Gleiche sgilt für das schon krankhafte Mähen von kommunalen Rasenflächen. Es wird runter bis zur Graswurzel gemäht, alles muss weg, jede Blüte, weg mit den Insekten, weg mit den Vögeln. Hauptsache wir haben gemäht: um jeden Preis. Es stinkt mir ganz gewaltig, wenn ich sehe, wie radikal von der Mäher-Gilde vorgegangen wird. Ohne Hirn und Verstand: wir arbeiten unseren Auftrag ab. Das der extrem kurze Rasen dann dem Wind und der Austrocknung preisgegeben ist, ist denen Schnuppe. Wie wäre denn das Mähen mit Schwadmähern, Balkenmähern, wo das Schnittgut in Form von Heu noch verfüttert werden könnte. Alles Fehlanzeige. Beendet die Krankheit: Rasenmähen, zum Erhalt von Insekt und Piepmatz!

  8. 7.

    Ja genau !!! Blühende Landschaften. Statt Alleebäumen und Windschutzstreifen, gibt es jetzt Wiesenkräuter neben der Straße. Das meinte also die Politik vor 30 Jahren. Obwohl, mir reichen die blühenden Monokulturen an jeder Ecke in Brandenburg schon- Bei diesen Riesen-Äckern, kommt mir schon, der Kaffee wieder hoch.

  9. 6.

    Sinn macht das auf Dauer nur, wenn die Streifen nach der Ansiedlung von insektenfreundlichen Wildpflanzen - bis auf das gelegentliche Mähen mit schonendem Mähwerk(keine "Insektenschredder"!!) und der Aufnahme des Mähgutes- unbearbeitet bleiben. Was nutzt ein Nahrungsangebot, wenn keine Flächen für Vermehrung und Entwicklung der Insekten vorhanden sind, bzw. diese regelmäßig zerstört werden? Die Blühstreifen, wie sie häufig anzutreffen sind, bevorzugen die Honigbiene, deren Bestand sich sehr gut entwickelt hat und deren Zuhause in den Bienenstöcken gesichert ist.

  10. 5.

    Die Landwirtschaft in Brandenburg, sollte generell mal wieder Kleinteiliger werden. Diese ehemalige, DDR-Bauernwirtschaft mit ihren riesigen Russen-Traktoren und schweren, übergroßen Landmaschinen, hat doch sämtliche Windschutzhecken und Sträucher abgeholzt, damit diese großen Maschinen, mehr Platz haben. Dadurch haben wir, sehr viel Wind, der die Böden noch zusätzlich austrocknet. Auch die Bodenverdichtung wird durch schwere Landmaschinen, vorangetrieben. Und wirft der Acker keinen Ertrag mehr ab, werden Solarfelder oder Windparks errichtet. Und die übermäßige Gülle versaut, auch noch unser Wasser.

  11. 4.

    Dann gibt es endlich die versprochenen blühenden Landschaften.

  12. 3.

    Im Havelland um Nauen und Ketzin, sind viele sehr große Landwirtschaftlische Flächen. Da sind Blühstreifen schon mal ein Anfang. Aber auch Windschutzhecken und Baumreihen, sollten mal wieder angelegt werden. Wo sind eigentlich die Ausgleichsmassnahmen für die vielen Windkraftanlagen im Havelland. Da wurde, zum Beispiel, der Ausgleich dafür, um den BER und in der Lausitz geschaffen. Die Agrarindustrie im Havelland, hat einen so riesigen Flächenverbrauch, dafür kann ich in HVL, keinen Ausgleich erkennen. Viele ehemalige Feuchtwiesen, sind durch Agrarindustrie und große Baumschulen, schon ausgetrocknet, da sind ein paar Hektar Blühstreifen, überhaupt kein Ausgleich. Wiesen in HVL, werden fürs Tierfutter trockengelegt und immer mehr Windräder entstehen. Da sollte mal Großflächig, Mischwald aufgeforstet und wieder Feuchtgebiete, angelegt werden. Sonst hört sich das nach Lobbyarbeit der Agrarindustrie an. Viele Grüße aus dem Havelland und Bleiben Sie Alle gesund.

  13. 2.

    Rentner, gut so, wieder in der Heimat nach 25 Jahren tingeln durch die bunte republik, kurze Besuche, üblich im sozialstadt, "alles" für die Firma, in der Heimat.
    Als Hobbyentomologe ist es mir nie aufgefallen, wie es in Brandenburg um die vorkommen der Insekten aussieht. Im Westen war nur noch sehr wenig zu sehen, aber hier sieht es auch traurig aus.
    Da ich das Glück habe, im Sommer einen Fleck gefunden zu haben, wo ich nach 35 Jahren meinem Hobby wieder zu fröhnen, entdecke ich wieder Falter, die ich seit dem 35 Jahre, nicht wieder gesehen hatte.
    Wenig, aber es gibt sie, Trauerfalter, Kaisermantel, Lingusterschwarmer, es wird nicht mehr gefangen,nur noch fotografiert. Es gibt schöneres als Sars.
    Raus in die Natur
    Beobachten!!!

  14. 1.

    Blühstreifen bringen nur etwas, wenn man das Feld nicht gleichzeitig spritzt. Weil was soll das sonst für eine Logik sein.

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