Buchenwald Grumsin in der Uckermark - Ansturm auf Weltnaturerbe Grumsin setzt Anrainern zu

Do 09.07.20 | 14:30 Uhr | Von Michel Nowak
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UNESCO-Erbe Grumsin, Schild "Naturschutzgebiet" (Quelle: rbb/Michel Nowak)
Audio: Antenne Brandenburg | 10.07.2020 | Autor: Michel Nowak | Bild: rbb/Michel Nowak

In der Corona-Krise haben deutlich mehr Menschen den alten Buchenwald Grumsin, Unesco-Weltnaturerbe, besucht als in den Vorjahren. Die anliegenden Dörfer stellt der Besucherverkehr vor Herausforderungen. Von Michel Nowak

Riesige, alte Bäume auf sanft geschwungenen Hügeln, dazu kleine Moore und Seen und eine Fülle an Pflanzen und Tieren: Nicht ohne Grund gehören die alten Buchenwälder des Grumsin bei Angermünde (Uckermark) zum Unesco-Weltnaturerbe.

Vor neun Jahren wurde der Wald zum Weltnaturerbe erklärt und inzwischen entdecken immer mehr Touristen das Gebiet für sich. Doch die kleinen Straßen und Dörfer sind mit dem Andrang in diesem Jahr zunehmend überfordert und schlagen Alarm.

Corona sorgt für Besucherströme

Besonders seit der Corona-Krise zieht es unzählige Städter in das weitläufige Schutzgebiet in der Uckermark. Laut Gästeführer Roland Schulz sorgt der Besucheransturm für zugeparkte Wege und Kreuzungen. Auch die Linienbusse sollen teilweise Probleme haben, auf der schmalen Zufahrtstraße von Altkünkendorf die Autos der Gäste zu passieren. Ein Kollege von Roland Schulz habe auf einem der Rundgänge allein 108 Autos mit ortsfremden Kennzeichen gezählt, sagt er.

Hoffnung auf alternative Anreise

Deshalb haben sich drei Naturführer in einem Brief an Uckermark-Landrätin Karina Dörk (CDU) gewandt und fordern eine gezielte Besucherlenkung ab Angermünde. So verweist Gästeführer Schulz auf die Möglichkeiten, Grumsin mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu besuchen. Mit dem Zug sei Angermünde von Berlin aus in lediglich einer Stunde zu erreichen. Von dort aus fährt der eigens eingerichtete Shuttlebus in 20 Minuten bis zum Weltnaturerbe. Die Parkarbeiter fordern nun den Fahrtakt von derzeit zwei auf eine Stunde zu erhöhen.

Grumsin 4_Zufahrt AltkünkendorfZufahrtsstraße auch für Touristen nach Altkünkendorf

Gemeinsame Lösungen müssen her

Auch im Rathaus der Stadt Angermünde sind solche Wünsche hinlänglich bekannt. Zwar sei man stolz über den ansteigenden Bekanntheitsgrad, allerdings müssen laut Bürgermeister Frederik Bewer (parteilos) neue Konzepte her. So spricht auch er sich für einen dichteren Bustakt und einen neuen Radweg aus. Dafür brauche es jedoch Gelder vom Land. "In dieser Situation wollen wir nicht mehr allein gelassen werden. Die zu ergreifenden Infrastrukturmaßnahmen sind von Angermünde und den Landkreis nicht finanzierbar", so der Bürgermeister.

Grumsin 1_Hans-Jürgen Bewer, Monika Stürmann, Frederik Bewer(v.l.n.r) Hans-Jürgen Bewer , Ortsvorsteherin Monika Stürmann, Bürgermeister Frederik Bewer

Vandalismus wegen Wanderer

Wie aufgeladen die Stimmung aufgrund der Gästeflut inzwischen ist, zeigt sich daran, dass wiederholt Wegweiser und Infotafeln für Touristen sowie Grumsin-Schilder mutwillig zerstört werden. Der Leiter des zuständigen Biosphärenreservats Martin Flade geht dabei von Protesten gegen den Wanderverkehr aus. Dagegen will Flade gezielt vorgehen. In Zusammenarbeit mit Polizei, Ordnungsamt und Naturwacht wurde etwa die Überwachung intensiviert. Zudem kommen technische Präventionsmaßnahmen zum Einsatz, um die Täter zu identifizieren.

Altkünkendorfs Ortvorsteherin Monika Stürmann setzt eher auf Vermittlung und will die Gästeströme auch auf die anderen Zugangsorte zum Welterbe verteilen. Zudem fordert sie vom Landkreis Parkverbote an den besonders überlaufenden Spots.

Sendung: Antenne Brandenburg, 09.07.2020, 11.12 Uhr

Beitrag von Michel Nowak

6 Kommentare

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  1. 6.

    Groß Ziethen ist wohl eher eine makabere Empfehlung. Von dort muss man erstmal kilometerweit - ggf. bei sengender Hitze - übers platte Land laufen, bevor man Wald sieht oder den Grumsin erreicht. Für Eltern mit Kleinkindern und für Senioren nicht zumutbar. Diese Empfehlung verursacht eine Ausgrenzung von nicht megasportlichen Menschen. Sie ist erschreckend.

  2. 5.

    Naturverbundene, rücksichtsvolle Besucher des Weltnaturerbe „ Grumsin“ sind willkommen !
    Zur Entspannung des Besucherandrangs wär die Anfahrt nach GroßZiethen (Barnim) zu empfehlen.
    Dort gibt es das Eiszeitmuseum, einen großen Parkplatz und einen Zugang in den „Grumsin.“

  3. 4.

    Nach Mecklenburg Vorpommern darf man keine Tagesausflüge machen, in Brandenburg wird man in Erholungsgebieten auch nicht gern gesehen - so sieht es aus, wenn man im eigenen Land Urlaub machen will/muss (wegen Corona oder aus Klimaschutzgründen wegen des Verzichtes auf Flugreisen).
    Demnächst bauen wir Zäune um jedes Bundesland und erheben Wegezölle.... Willkommen in grauer Vorzeit- passt zur allgemeinen Rückwärtsentwicklung.

  4. 3.

    Da isses wieder, das Stopp-Schild für/gegen Berliner! Hatten wir das nicht schonmal, in der Pandemie, mit OPR? MV? Ok, Uckermärker gibts wirklich wenige, auch in Berlin sieht man sie kaum... aber jammert bitte nicht, wenn ihr nächstens finanziell am Stock geht, dann ist der Zug abgefahren. Eimmal ausgesperrte Berliner merken sich das ziemlich lange ;-)

  5. 2.

    Interessant, nach Berlin kommen die alle zum Shoppen und Amüsieren, anders herum ist dann doof...gelle!? Eventuell sollten wir auch Schilder nach Berlin woanders aufstellen und den Verkehr wegleiten?

  6. 1.

    Es ist leider wie überall im Umland....am Wochenende sind nur Autos unterwegs,alles wird zugeparkt...auch in Gegenden,wo man sehr bequem mit Bus uns Bahn hinkommt...die Leute sind oft so bequem, am besten fahren sie noch in die Waldwege rein...ich denke,bis auf die paar Prozent ältere Menschen,die nicht mehr gut zu Fuss sind kann man auch mal per Rad,Bahn,Bus unbd zu Fuss unser schönes Land Brandenburg erkunden, Mache ich jedes Wochenende und ist sehr gut für die Gesundheit und unsere Umwelt...schliesslich wollen auch noch die Kinder und Enkel den Urwald in Grumsin besuchen und in gutem Zustand vorfinden

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