Präventionstraining in Oder-Spree - Rettungshunde erschnüffeln Borkenkäfer und Wildschweinpest

Di 25.08.20 | 13:25 Uhr | Von Eva Kirchner-Rätsch
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Hundedame Abby schnüffelt skeptisch am Holz samt Larven
Audio: Antenne Brandenburg | 25.08.2020 | Autorin: Eva Kirchner-Rätsch | Bild: Eva Kirchner-Rätsch/rbb

Die Spür- und Rettungshundestaffel Ostbrandenburg widmet sich neuen Aufgaben. Neben vermissten Menschen sollen die vierbeinigen Spürnasen jetzt auch Borkenkäfer und an Afrikanischer Schweinepest verendete Wildschweine aufspüren. Von Eva Kirchner-Rätsch

Bilder von Rettungshunden, die in Trümmern nach Überlebenden suchen oder in weitläufigen Wäldern nach Vermissten, sind hinlänglich bekannt. Die Spürnasen werden immer dann gerufen, wenn Mensch und Technik nicht gut oder schnell genug suchen können. Und für genau diese Hunde ergeben sich in Brandenburg jetzt ganz neue Aufgaben: die Suche nach Borkenkäfern und toten Wildschweinen. Im Verein der "Spür- und Rettungshunde Ostbrandenburg" aus Steinhöfel (Oder-Spree) wird dafür jetzt regelmäßig trainiert. Die Hunde werden dabei auf die entsprechenden Gerüche konditioniert.

Früherkennung bei Käferbefall

Doch aller Anfang ist schwer. Trainer und Hundeausbilder Mirko Thorwirth steht den Hundeführern dabei helfend zu Seite. "Lob an der richtigen Stelle ist jetzt wichtig, denn zunächst geht es darum die Tiere an den Geruch zu gewöhnen."

Christian Forche und seine Hundedame Abby haben zum ersten Mal mit dem ziemlich geruchsintensiven Borkenkäfer zu tun. Genauer gesagt sind es die Botenstoffe, also die Pheromone der Weibchen, die die Hunde aufspüren sollen. Und das bevor die Eiablage im Baum beginnt, erklärt der Fürstenwalder. Aus Gesprächen mit einem Förster weiß er, wie wichtig es ist den Befall frühzeitige zu erkennen. "Dann könnte der Förster den Baum markieren und noch vor der Eiablage und dem Käferfraß fällen und vermarkten", so Christian Forche.

Schwerstarbeit für Hund und Mensch

Deshalb braucht es intensives Training für die Zwei- und Vierbeiner. Zunächst auf dem Sportplatz in Heinersdorf (Oder-Spree). In einer Wiese stecken fünf Friedhofsvasen im Abstand von etwa einem Meter - aber nur in einer dieser Vasen befindet sich die Geruchsprobe der Borkenkäfer. Diese müssen die Hunde finden und anzeigen. Das ist für die Tiere Schwerstarbeit, erklärt Trainer Mirko Thorwirth. "Man könnte das mit einem 20-Kilometer-Lauf vergleichen." In zwei Durchgängen schnüffeln die Hunde nacheinander an den Vasen. Wird die Probe angezeigt, gibt es eine Belohnung. "Auf diese Weise lernen die Tiere, dass es ein Leckerli gibt, wenn sie den Geruch finden - auch im Wald", erklärt Trainer Mirko Thorwirth.

Warten auf die nächste Trainingseinheit. Die Hundeführer samt Vierbeiner sind konzentriert
Spür- und Rettungshunde Ostbrandenburg beim Training | Bild: Eva Kirchner-Rätsch/rbb

Hundeeinsatz wird sehnlichst erwartet

Doch bis zu den ersten Trainingseinheiten in Brandenburger Wäldern werden wohl noch einige Wochen vergehen. Nur durch intensives Üben lernen die Hunde, was genau von ihnen verlangt wird. Dabei wird der Einsatz der Spürnase sehnlichst erwartet, weiß Vereinschefin Steffi Klopsteg. Sie hat bereits Kontakt mit mehreren Förstern. Und obwohl diese eigene Hunde haben, setzen sie auf die Rettungshundestaffel. "Die Jagdhunde sind auf das Aufspüren von Wild trainiert. Eine Ausbildung zur Borkenkäfer-Suche wollen die meisten nicht." Diese Nische will jetzt die Rettungshundestaffel ausfüllen.

Mit dem Veterinäramt gegen die Afrikanische Schweinepest

Eine weitere Nische und neue Aufgabe für die 20 Vereinsmitglieder samt Hunden ist das Auffinden von toten Wildschweinen. Genauer gesagt, Tiere, die an der Afrikanischen Schweinepest verendet sind. Noch gibt es keinen Fall in Brandenburg oder in den benachbarten Bundesländern. Aber die Schweinepest ist auf dem Vormarsch, sagt Petra Senger, Amtstierärztin im Oder-Spree-Kreis.

Mit der Idee, die Spürhunde auf verendete Wildschweine anzusetzen, haben die Vereinsmitglieder bei ihr offenen Türen eingerannt. Die Hunde seien eine große Hilfe, erklärt die Veterinärin. "Sollte es einen Fall von afrikanischer Schweinepest im Landkreis geben, dann muss ein Sperrkreis von vier Kilometern eingerichtet werden. Das Gebiet würde dann umzäunt und die dringendste Aufgabe wäre, in diesem Gebiet so schnell und so zügig wie möglich alle Wildschweinkadaver zu finden und zu bergen."

"Hundenasen finden die Kadaver schneller als Mensch oder Technik"

Dabei ist schnelles Handeln besonders wichtig, denn nur so könne verhindert werden, dass sich die Afrikanische Schweinepest weiterverbreitet. Und gerade bei der Schnelligkeit, setzt die Amtstierärztin auf die Unterstützung der Hundestaffel. "Die Hundenasen finden die Kadaver schneller als Mensch oder Technik", so Petra Senger. Eine entsprechende Kooperation ist deshalb vorgesehen.

Das Training für Hunde und Hundehalter wird in den nächsten Wochen beginnen - ähnlich wie beim Borkenkäfer, allerdings mit Geruchsproben von toten Wildschweinen. Christian Forche und Hundedame Abby werden dann auf jeden Fall dabei sein, denn: "Der Bedarf ist da", sagt er. "Auch wenn er noch nicht vor der Tür steht. Aber zwei Meter davor."

Sendung: Antenne Brandenburg, 25.08.2020, 14:10 Uhr

Beitrag von Eva Kirchner-Rätsch

4 Kommentare

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  1. 4.

    Gute Idee und tolle Aktion.
    Vielen Dank an alle Involvierten Menschen für diese sinnvolle Tätigkeit und meinen Respekt an die Hunde!

  2. 3.

    Hallo "Dache ich", die Hunde haben keinen Kontakt mit den Kadaver oder den kontaminierten Schweineteilen, sie zeigen den Fund auf sicherer Entfernung an.

  3. 2.

    Toll,was unsere vierbeinigen Freunde alles können.
    Dabei halten sich doch viele Menschen für die Größten-
    fälschlicher Weise-.

  4. 1.

    Beim Einsatz von Hunden zum Aufspüren von Schweinekadavern stellt sich mir die Frage, wie der mit dem Virus kontaminierte Hund wieder gesäubert wird. Oder wird mit Schleppleine gearbeitet, und der Hund hat keinen direkten Kontakt zum verendeten Wild ?

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