Tag der Menschenrechte - Flüchtlingsrat kritisiert Corona-Schutz für Flüchtlinge

Do 10.12.20 | 15:17 Uhr
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Archivbild: Eingang zur Zentralen Ausländerbehörde des Landes Brandenburg in Eisenhüttenstadt (Oder-Spree), aufgenommen am 20.06.2011. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 10.12.2020 | Martina Rolke | Bild: dpa/Patrick Pleul

Anlässlich des Internationalen Tages der Menschenrechte kritisiert der Brandenburger Flüchtlingsrat den mangelhaften Gesundheitsschutz für Geflüchtete. So dürfe es für Schutzsuchende "eine Gesundheitsversorgung zweiter Klasse nicht geben", wie es in einer Mitteilung heißt.

Lehren aus der ersten Corona-Welle

Dem Rat zufolge müssten Lehren aus der ersten Welle der Coronapandemie gezogen werden. Massenunterkünfte gefährdeten die Gesundheit von Menschen.

Die einzige Lösung ist laut Flüchtlingsrat eine dezentrale Unterbringung. Die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts für Asylunterkünfte müssten umgesetzt werden, fordert das Gremium. Dies bedeute unter anderem die frühe Erkennung und präventiv getrennte Unterbringung von Risikopersonen sowie die Bildung kleiner Wohneinheiten, um Ansteckungen und längere Quarantänen für größere Gruppen zu verhindern.

Müssten Quarantänen verhängt werden, sollten die betroffenen Flüchtlinge aktiv einbezogen und mehrsprachig aufgeklärt werden, um eine Re-Traumatisierung zu vermeiden. Denn die physische und psychische Belastung sei extrem hoch, so der Flüchtlingsrat.

Kritik an Lebensbedingungen

Angeführt wird etwa die Quarantäne-Reglung bei der Erstaufnahme von Geflüchteten in Eisenhüttenstadt (Oder-Spree). Dort würden alle Neuankömmlinge vorsorglich isoliert und die Quarantäne auch nach negativen Tests aufrechterhalten. Allgemein sei in der Unterkunft die Einhaltung der Hygiene-Abstände aufgrund der gemeinschaftlichen Nutzung von Bädern, Zimmer und Küchen nicht möglich. Ähnliche Zustände herrschten auch in anderen Brandenburger Einrichtungen.

Zum Flüchtlingsrat

Der Brandenburger Flüchtlingsrat ist seit 1994 landesweit tätig. Darin organisieren sich Geflüchtete, Wohlfahrtsverbände, Kirchen und politische Initiativen. Im Fokus der Arbeit stehen Menschenrechte sowie der Kampf gegen Rassismus und für Solidarität.

Sendung: Antenne Brandenburg, 10.12.2020

11 Kommentare

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  1. 11.

    "die AfD mit christlichen Werten nix am Hut hat" Lesen Sie mal, was v.d.Leyen neuerdings in ihrem Migrationspakt vorschlägt, da denkt man fast, sie hat bei der AfD abgeschrieben. Schnellere Abschiebungen von Migranten schon an den Außengrenzen Auch der Außengrenzschutz soll „verbessert“ werden. Dafür will die Kommission die Grenzschutzagentur Frontex weiter aufrüsten. Die Kommission hält an den Dublin-Regeln fest. Vulgo, alle, die bisher über sichere EU Staaten nach Deutschland gekommen sind, das sind faktisch alle, haben hier kein Aufenthaltsrecht.

  2. 10.

    Eine Unterbringung in kleinen Wohneinheiten ist günstiger als in großen, genau wie es günstiger ist, wenn die Menschen selbst kochen können bzw. müssen, als wenn eine Großküche mit entsprechenden Personal das Essen bereit stellt. Die Vorstellung, dass sich mit Massenunterkünften Geld sparen ließe geht an der Realität vorbei. Abschiebungen sind übrigens richtig teuer und kosten viele Tausend Euro - pro Person. Wenn Geflüchtete hier erwerbstätig sind entstehen dagegen keine Kosten. Auch stimmt die Behauptung nicht, dass es keine Unterkünfte für Obdachlose geben würde, hier werden gerade in der Pandemie neue Angebote geschaffen: https://www.berliner-woche.de/mitte/c-soziales/senat-mietet-das-hofbraeu-an-der-karl-liebknecht-strasse-als-kaeltehilfe-einrichtung-fuer-obdachlose-an_a295171

    Wir brauchen keinen Rassismus und keine Ellenbogengesellschaft, sondern ein soziales Miteinander, dass Schwächere schützt. Aber dass die AfD mit christlichen Werten nix am Hut hat ist nicht neu.

  3. 9.

    Also das ist auch typisch deutsch - Flüchtlingsrat - ehrlich es geht doch nicht mehr - sollen die erstmal alle Kosten tragen und alle aufnehmen und dann erst überhaupt an Forderungen und wünsche denken. Die Obdachlosen Berliner und Europäer hier haben auch keine Unterkünfte und die gehören ganz klar zuerst untergebracht und geschützt ! Und wenn man die Flüchtlinge mit abgelehntes Anträgen auch wieder in die Heimatländer bringe, hätte man es auch deutlich leichter und preiswerter !

  4. 8.

    Hallo Flüchtlingsrat vielleicht habt ihr übrigen Wohnraum und helft doch Bitte
    Wird bestimmt wie immer nicht veröffentlich

  5. 7.

    Ich glaube, der Begriff "Geflüchtete" kam erst nach der Grenzöffnung 2015 jedenfalls vermehrt auf. Da der Begriff recht schwammig ist, taucht er nach meinem unverbindlichen Kenntnisstand nirgends in den Gesetzen auf. Der besagt ja rechtlich nicht viel, denn für einen reguären Aufenthalt ist entscheidend, wovon so ein Migrant geflüchtet ist. Eine politische Verfolgung im Heimatland ist beispielsweise nach dem Asylgesetz ein Grund, sich hier für eine gewisse Schutzzeit aufhalten zu können.

  6. 6.

    Flüchtlinge sind eine gute Geschäftsidee. Landräte stopfen sich die Tasche voll, weil sie dem Ausländeramt kaum leere Asylbetten meldeten. Beim Sozialamt gaben sie aber Hunderte freie Plätze an – und kassierten dafür. Geschäftsführer von sog. Landesversorgungsfirmen, wie beispielsweise die Frau eines SPD-Politikers, sie wird Co-Chefin der Lottogesellschaft mit 200.000 Euro Jahresgehalt.

    https://www.bz-berlin.de/berlin/umland/brandenburger-landraete-sollen-mit-fluechtlings-betten-abgezockt-haben

  7. 5.

    Wenn es für die eigenen Menschen im Land keine Wohnungen gibt, wo soll man die Flüchtlinge dann unterbringen? Achso--- in Hotels warscheinlich!
    Wurde einer beengt wohnenden berliner Familie meines Wissens noch nicht angeboten!
    In Berlin herrscht schon seit Jahren Wohnungsmangel. Hat der Flüchtlingsrat schon einmal davon gehört?

  8. 4.

    Ich lese immer "Geflüchtete". In welchem Gesetzestext taucht dieser Begriff auf?

  9. 3.

    Na Mensch, da hat der Flüchtlingsrat ja mal ganze Arbeit geleistet :-)

    Stimme meinen beiden Vorredner uneingeschränkt zu - die Gesundheitsversorgung für Leistungsempfänger ist überaus großzügig, wenn man bedenkt, dass nichts eingezahlt wurde.

    Auch Flüchtlinge können sich beherrschen sollen, in dem sie sich selbst isolieren oder zumindest(!) an einfachste Regeln halten.
    Ja ja, klappt ja „bei uns“ auch nicht, mag sich da einer denken. Fragt sich aber immer noch, wie die ganzen Zahlen zustande kommen...

  10. 2.

    Warum hat der Flüchtlingsrat nicht schon mal angefangen zu bauen , das wäre eine Alternative als ständig ihrgendwelche Forferungen zu stellen die nicht erfüllbar sind . In Deutschland speziell in Berlin gibt es genügend Obdach und Wohnungslose die keinen bezahlbaren Wohnraum finden , wo soll er dann für die Flüchtlinge herkommen . Jeder im Flüchtlingsrat kann ja jemanden aufnehmen , das wäre auch eine Alternative

  11. 1.

    ...und der Kampf für Menschenrechte, Solidarität und gegen Rassismus hört wohl an den Außengrenzen der EU auf!!
    Unter welchen Bedingungen Flüchtlinge - also meist die Schwachen, die es nicht nach Europa schaffen - im Libanon, in Jordanien und den inzwischen befriedeten Gebieten Syrien leben, ist wohl mal wieder eher von untergeordnetem Interesse und liegt außerhalb des Wahrnehmungs - und Tätigkeitsbereiches von Aktivisten, die nur hierzulande die o.g. Werte hochhalten.
    Die Situation in den Flüchtlingsheimen ist für die Insassen schwierig, ohne Frage....
    Aber gab es schon einmal so etwas wie einen individuellen oder kollektiven Dank an dieses Land und seine steuernzahlenden Einwohner, die die Aufnahme, den Unterhalt, die medizinische Versorgung - so mangelhaft sie auch manchmal sei, die Sicherheit vor Krieg und Verfolgung finanzieren - und wo Menschen, die über 40 Jahre gearbeitet haben, mit 800,- € über die Runden kommen müssen (wofür die Neuankömmlinge nichts - und die deutschen Regierungen alles können!).
    Dieses dauerhafte unangemessene Fordern ist einfach nur noch peinlich!! Wo sind wir denn hier??

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