20 Jahre Seelsorge in Märkisch-Oderland - Wenn Nächstenliebe zum Ehrenamt antreibt

Fr 15.01.21 | 18:13 Uhr
Hände einer jungen Frau halten die Hände einer älteren Frau (Quelle: imago/Panthermedia)
Audio: Antenne Brandenburg | 15.01.2021 | John-Alexander Döring | Bild: imago/Panthermedia

Seit mittlerweile zwei Jahrzenten sind die Seelsorger der evangelischen Kirche im Landkreis Märkisch-Oderland unterwegs. Doch Corona verhindert nicht nur die Jubiläumsfeier, sondern bringt auch neue Herausforderungen mit sich.

Die ehrenamtlichen Notfallseelsorger in Märkisch-Oderland sind da, wenn Menschen ohne Vorwarnung schwere Schicksalsschläge erleiden. Bei tödlichen Verkehrsunfällen, plötzlichen Todesfällen oder Suizid kümmern sie sich um die Hinterbliebenen und Angehörigen. In diesem Jahr feiert das Seelsorger-Team ihr 20-jähriges Bestehen.

Fälle mit Kindern sind die schwersten

Seit vier Jahren ist Elke Wenzel aus Bad Freienwalde eine von insgesamt 13 ehrenamtlichen Notfallseelsorgern im Landkreis. Ihr erster Einsatz ist ihr besonders im Gedächtnis geblieben. "Da bin ich zu einem Fall gekommen, in dem ein Mann an einem Herzinfarkt verstorben ist und nicht mehr zu reanimieren war. Er hinterließ eine Frau und zwei Kinder. Das eine war acht Wochen und das andere sieben Jahre alt. Die Familie war völlig unvorbereitet."

So geht es den meisten Menschen, die Elke Wenzel betreut. Am schwersten fallen ihr die Einsätze, in denen Kinder zu den Hinterbliebenen gehören. "Da brauche ich auch meine Kollegen, um einfach mal zu reden." Dann kann es vorkommen, dass die Seelsorger selbst Hilfe brauchen. Als Team sei es leichter damit umzugehen.

Hilfe aus Nächstenliebe

Im normalen Leben arbeiten sie unter anderem als Verwaltungsfachangestellte oder Sozialpädagogen. Die Berufe sind vielfältig. Elke Wenzel selbst ist Krankenschwester. Sie berichtet, was sie antreibt, in ihrer Freizeit ehrenamtlich aktiv zu sein: "Für mich persönlich ist es gelebte Nächstenliebe. Es sind Menschen in Krisensituationen, die jemanden an ihrer Seite brauchen, ohne es zu wissen."

Mehr Belastung durch Corona

Die Nächstenliebe steht auch für Teamleiter Denis Ferch im Mittelpunkt. Er sagt, dass die Seelsorger in Corona-Zeiten häufiger in Seniorenheime gerufen werden. Besonders Altenpfleger brauchen derzeit häufiger Unterstützung. "Wenn denen im Dienst 2-3 Menschen unter der Hand wegsterben und sie nichts dagegen machen können, kann es sein, dass dort ein entlastendes Gespräch notwendig ist. Notfallseelsorge ist nicht nur für die Angehörigen da."

Die Hilfe ist ein Angebot der evangelischen Landeskirche. Allerdings müssen weder die Betreuer noch die Betreuten der Kirche angehören. Finanziert wird das Projekt vom Landkreis Märkisch-Oderland. Etwa 14.000 Euro werden pro Jahr in Ausrüstung und Fortbildungen investiert. Und neue Ehrenamtler werden immer gesucht, so Teamleiter Ferch.

Am Samstag wollte die Notfallseelsorge eigentlich ihr 20-jähriges Bestehen feiern. Aufgrund der Pandemie muss die Feier jedoch auf den Juni verschoben werden.

Sendung: Antenne Brandenburg, 15.01.2021, 15:40 Uhr

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