Schlechte Aussichten für Gartenbau - Betrieb in Märkisch-Oderland droht Verlust tausender Pflanzen
Corona-bedingt sind die Blumenläden der Region offiziell geschlossen. Ein Gartenbauer aus Märkisch-Oderland fürchtet nun, ganze Kulturen an Frühblühern vernichten zu müssen. Gleichzeitig gibt es vor dem Valentinstag Liefer-Engpässe bei den Schnittblumen.
Für viele Paare gehört am kommenden Sonntag ein traditioneller Blumengruß dazu - es ist Valentinstag. Deshalb rüsten die Blumenläden normalerweise ihre Auslage mit Rosen, Tulpen oder Nelken in allen Farben und Längen. In diesem Jahr könnte es mit den Präsenten allerdings eng werden. Denn Gärtnereien haben derzeit wegen der Pandemie ihre Schwierigkeiten mit Schnittblumen und Topfpflanzen.
Heizung runter gegen Pflanzen-Wachstum
Klaus Henschel vom Fontana Gartenbau in Manschnow (Märkisch-Oderland) steht inmitten eines Blütenmeeres. Ganze 75.000 Primeln gedeihen in seinem Gewächshaus vor sich hin. Um das Wachstum zu verlangsamen, hat Henschel die Temperatur heruntergeregelt, denn die Pflanzen müssen noch im Glashaus bleiben. "Die Qualität ist auch in drei Wochen noch top. Das Problem ist, dass die dann raus müssen und wir den Platz für die nächste Kultur brauchen." Die soll Anfang März in die Gewächshäuser einziehen. Henschel hofft, seine Primeln bis dahin doch noch verkaufen zu können.
Neben den Primeln warten in Manschnow auch 120.000 Stiefmütterchen, Tausendschönchen und Vergissmeinnicht auf den Verkauf. Für den Absatz bekommt Henschel aber nur Absagen. "In der Corona-Situation, wo die Blumenläden alle zu sind, sagen die Großmärkte, dass wir die Pflanzen behalten sollen, weil die Händler sie sonst wegwerfen würden."
Bereits im Januar musste der Fontana-Chef viele Weihnachtssterne wegwerfen. Den Primeln könnte jetzt das gleiche Schicksal drohen. Schon jetzt belaufen sich seine Umsatzeinbrüche auf bis zu 70 Prozent. Allgemein schätzt Henschel, der ebenfalls Präsident des Berlin-Brandenburger Gartenbauverbandes ist, die Stimmung in der Branche als sehr angespannt ein. Verlust und Ausmaß an Pflanzen, die wegen mangelndem Absatz in der Region vernichtet werden müssen, ließen sich aktuell noch nicht abschätzen. Jedoch vermutet Henschel nach Gesprächen innerhalb des Verbandes Umsatzrückgänge von 50 Prozent.
Engpässe bei Lieferanten
Im Gegenzug gebe es jedoch auch Lieferengpässe, sagt Henschel. Schnittblumen für Sträuße werden von unterschiedlichen Großhändlern aus dem In- und Ausland nach Berlin und Brandenburg geliefert. Doch die lieferten aufgrund unterschiedlicher Quarantänebestimmungen derzeit keine Blumen, beklagt Henschel. Ihm zufolge verzögert sich die gesamte Handelskette vom Produzenten bis zum Verkauf. "Die Holländer dürfen gar nicht fahren und müssen im eigenen Land bleiben. Da muss man zum Beispiel für eine Beerdigung sehr gut überlegen, wo man die Ware herbekommt. Deshalb müssen wir ein Netzwerk zwischen den unterschiedlichen Läden organisieren, um uns gegenseitig zu helfen."
Damit der Valentinstag nicht zum Reinfall wird
Für die erhöhte Nachfrage am Valentinstag sieht Klaus Henschel derweil kein Problem. Trotz Einschränkungen mit den niederländischen Partnern könne der Bedarf über Vertriebe in Deutschland gedeckt werden. Und so läuft auch ohne großen Betrieb die Arbeit bei den Floristen weiter.
Fontana-Mitarbeiterin Ines Manicke bindet momentan hauptsächlich Gestecke für Beisetzungen und einige wenige Frühlingssträuße. "Die Leute wollen jetzt etwas Buntes, Fröhliches und Duftendes in der Wohnung haben. Beliebt sind gerade Tulpen oder Freesien in Frühlings-Schalen." Doch auch in diesem Jahr habe sie für den Valentinstag wieder Stress. Damit der symbolische Strauß noch rechtzeitig kommt, empfiehlt Klaus Henschel den Kunden deshalb rechtzeitig bei ihren Händlern zu bestellen. Zwar haben die Blumenläden offiziell geschlossen, doch viele Floristen bieten ihre Gestecke, Töpfe und Setzlinge auf Vorbestellung an. Diese müssen dann selbst abgeholt werden. So gibt’s den bunten Strauß zur Abholung vor dem Geschäft.
Sendung: Antenne Brandenburg, 12.02.2021, 15:10 Uhr