Afrikanische Schweinepest - Schutzzaun kommt Touristen entlang des Oder-Neiße-Radwegs ins Gehege
Die Afrikanische Schweinepest bestimmt seit fast einem Jahr die Szenerie an der Oder. Ein Zaun entlang der Grenzlinie zu Polen zum Schutz vor infiziertem Schwarzwild kreuzt Radwege - und hat Auswirkungen auf den Tourismus. Von Jakub Paczkowski
Touristen entlang des Oder-Neiße-Fernradwegs fühlen sich durch den Schutzzaun zur Eindämmung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) eingeschränkt. Weil der Zaun immer wieder den Radweg kreuzt, müssen Radler aus dem Sattel steigen, um die Tore auf- und zuzumachen.
Klagen von Touristen häuften sich
"Man ist natürlich eingeschränkt in der Freiheit, sag ich mal, sich frei bewegen zu können. Das ist ein Problem", erklärt ein Radler dem rbb, der seinen Namen nicht nennen will. "Man hat ja mit dem Fahrrad und dem Tor doch ein bisschen zu tun", ergänzt eine weitere Radtouristin. Der Nächste klagt darüber, dass man an der Oder nicht mehr überall angeln könne.
Der Oder-Neiße-Radweg verläuft über rund 630 Kilometer. Er startet im tschechischen Nová Ves nad Nisou direkt an der Quelle der Lausitzer Neiße und folgt der Oder bis zu ihrer Mündung an der Ostsee. Dieser Fernradweg gehört auf seinen Abschnitten in Ost- und Südbrandenburg zu den wichtigsten und beliebtesten touristischen Attraktionen in der Region.
Nach den Lockerungen im Juni kommen immer mehr Touristen nach Ostbrandenburg. Die Klagen häufen sich mittlerweile. Der Zaun sei für Restaurants, Hotels und Campingplätze entlang des Fernradwegs kein einfaches Thema, weil sie nach dem Lockdown sehnsüchtig auf Gäste warteten. "Also durch den Zaun und auch durch die Corona-Maßnahmen sind deutlich weniger Gäste in die Region gekommen", sagt Christian Meißner vom Lebuser Hotel "Biker Inn".
Viele Touristen wüssten von dem Zaun aber gar nichts. "Die rufen hier an, buchen ein Zimmer, dann sage ich denen schon: Denken Sie dran, hier ist die Afrikanische Schweinepest, hier ist ein Zaun, demnächst ein Zweiter", so Meißner weiter. Dann seien die Gäste alle ganz verwundert. "Man sollte es vielleicht in Deutschland noch mehr publik machen", sagt der Hotelier.
Mehr Infos für Touristen gefordert
"Wir haben nun einen Zaun vor der Tür. Die Leute sind verängstigt, trauen sich nicht, die Tore auf- und zuzumachen", ergänzt Fischer Andre Schneider. Er betreibt zudem in Kuhbrücke im Oderbruch einen Campingplatz. "Und der Angeltourismus ist sehr in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Leute kamen einfach zu uns an die Oder zum Angeln. Es sind weniger Leute hier bei uns und es ist sehr ruhig geworden", klagt Schneider. Generell scheint es außerhalb der Region nur sehr wenige Infos zum Zaunumgang zu geben, meint er.
Märkisch-Oderland will vermehr Schilder zum Zaunumgang aufstellen
"Wenn es Kritik entlang des Wegs gibt, sind wir natürlich auch bemüht, Schilder und Informationstafeln aufzustellen", erklärt Rainer Schinkel, Wirtschaftsbeigeordneter Märkisch-Oderlands. "Es kann natürlich nicht an jeder Stelle geschehen. Darum bitten wir auch um Verständnis. Aber der Weg ist befahrbar, die Tore sind zu öffnen und zu schließen", unterstreicht er.
ASP keine Gefahr für Menschen - jedoch Schweinehalter in Existenz bedroht
Die ASP ist für Menschen nicht gefährlich. Radfahrer und Wanderer dürfen die Tore der Absperrung passieren. Für Schweinehalter sind die Schutzmaßnahmen essenziell. Würde die ASP großflächig nach Brandenburg und weiter nach Westen eingeschleppt, wäre dies ein massives wirtschaftliches Problem.
Seit dem 10. September 2020 ist die Afrikanische Schweinpest (ASP) [msgiv.brandenburg.de] in Brandenburg. Da wurde in Spree-Neiße amtlich der Ausbruch auf deutscher Seite festgestellt. Mit dem Erreger infizierte Wildschweine überqueren von Polen aus die Oder und verenden oft auf dem westlichen Ufer. Deren Kadaver sind hochansteckend und es wird befürchtet, dass der Erreger an die Hausschweine weitergegeben wird.
Um dieser Bedrohung entgegenzuwirken, wurde ein circa 220 Kilometer langer Zaun entlang der Oder gezogen. Den natürlichen Begebenheiten angepasst, verläuft die Absperrung oft in allernächster Nähe zum Fernwanderweg. In Zukunft soll noch ein zweiter Zaun in 500 Metern Abstand zum Ersten geplant, um eine Schutzzone zu Polen aufzubauen.
Sendung: Antenne Brandenburg, Antenne am Nachmittag, 29.06.2021. 15:10 Uhr