Leitung zwischen Neuenhagen und Hennigsdorf - Bundesverwaltungsgericht entscheidet über Starkstrom-Trasse

Di 27.07.21 | 06:26 Uhr
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Eine Stromtrasse, Oberlandleitungen für die Stromlieferung. (quelle: dpa/Andre Havergo)
Bild: dpa/Andre Havergo

Durch das Biosphären-Reservat Schorfheide Chorin darf vorerst keine Starkstrom-Trasse errichtet werden. Aber wie geht es mit den Plänen für die 380kV-Freileitung zwischen Neuenhagen und Hennigsdorf weiter? Darüber urteilt jetzt das Bundesverwaltungsgericht.

Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig entscheidet am Dienstag, ob eine neue Stromtrasse nördlich von Berlin gebaut werden darf. Ein Umweltverband, die Gemeinde Birkenwerder (Oberhavel) und ein Hausbesitzer-Ehepaar haben gegen die Pläne geklagt. Sie halten die Trassenwahl für den "Berliner Nordring" für falsch und sehen Fehler im Planungsverfahren.

Die neue Höchstspannungsleitung mit einer Leistung von 380 Kilovolt soll von Neuenhagen (Märkisch-Oderland) über Wustermark (Havelland) nach Hennigsdorf (Oberhavel) führen. Die Klagen richteten sich gegen den östlichen, rund 42,5 Kilometer langen Abschnitt. Das Unternehmen 50Hertz plant für die Freileitung, 115 neue Strommasten zu bauen. Die Trasse folgt teils der Autobahn A10 und sonst weitgehend einer bestehenden Stromleitung aus dem Jahr 1958 - allerdings sind die neuen Anlagen viel mächtiger.

Der "Nordring Berlin", die geplante 380-Kilovolt-Höchstspannungsfreileitung zwischen den Brandenburger Umspannwerken Neuenhagen bei Berlin und Wutermark. (Quelle: 50hertz)
Der "Nordring Berlin", die geplante 380-Kilovolt-Höchstspannungsfreileitung zwischen den Brandenburger Umspannwerken Neuenhagen bei Berlin und Wutermark.Bild: 50hertz

"Unüberlegt und profitorientiert"

Die Trasse soll das Gebiet der klagenden Gemeinde Birkenwerder von Ost nach West queren - für die Gemeindevertretung "ein Musterbeispiel unüberlegter und profitorientierter Planung". Sie setzt sich entweder für eine weiträumige Umgehung ihres Gemeindegebietes oder eine Tunnellösung ein. Das klagende Ehepaar fürchtet eine "erdrückende Wirkung" eines Mastes, der deutlich näher als der bestehende an ihr Haus heranrücken soll.

Die Kläger halten den Planfeststellungsbeschluss für die Stromtrasse für rechtswidrig, weil die Planrechtfertigung fehle und zwingendes Immissionsschutz- und Raumordnungsrecht verletzt sei. Räumliche Alternativen für den Verlauf der Leitung seien fehlerhaft abgewogen worden. Besonders die Entscheidung gegen einen Verlauf der Stromkabel unter der Erde sei falsch.

Starkstrom-Leitung durch Biosphären-Reservat gestoppt

Die Anwälte des beklagten brandenburgischen Landesamtes für Bergbau, Geologie und Rohstoffe und des Unternehmens 50Hertz wiesen die Kritik an den Planungen zurück. Sie haben beantragt, die Klagen abzuweisen. Das Bundesverwaltungsgericht hatte in der Vergangenheit bereits zwei Eilanträge der Kläger zurückgewiesen.

Zuletzt aber hatte das Bundesverwaltungsgericht Anfang Juli den Bau einer 380 kV-Freileitung durch das Biosphären-Reservat Schorfheide Chorin vorerst gestoppt. Dabei geht es um Starkstrom-Trassen zwischen Bertikow (Uckermark) und Neuenhagen (Märkisch-Oderland), die bereits seit 15 Jahren geplant werden. Die dafür vorgesehenen 217 Mastanlagen zwischen dem Umspannwerk Bertikow und der Ortschaft Golzow bei Eberswalde (Barnim) dürfen vorerst nicht errichtet werden.

Steinbach: "Von jeder Landschnecke getoppt"

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) hatte im Zusammenhang mit solchen juristischen Entscheidungen Anfang Juli gefordert, Klagerechte für Umweltverbände bei ähnlichen Großprojekten einzuschränken.

"Hier werden Trassen über Jahre beklagt, mit dem Ergebnis, dass wir Ausbaugeschwindigkeiten haben, die von jeder Landschnecke getoppt werden", hatte Steinbach gesagt. "So etwas können wir uns einfach nicht mehr leisten, wenn wir klimaneutral werden wollen." Er hatte angekündigt, sich für eine Reform des bundesweiten Planungsrechts einzusetzen.

Sendung: Brandenburg Aktuell, 27.07.2021, 19:30 Uhr

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33 Kommentare

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  1. 33.

    Wie kommen Sie auf eine geringere Nutzungsdauer? Mittlweile liegen diverse Erfahrungswerte vor, dass z.B. die Traktionsbatterie mehrere 100.000 km halten kann bevor sie ein "Second Life" als stationäre Batterie beginnt.
    u Information:
    https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/elektromobilitaet/info/elektroauto-batterie/
    https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/elektromobilitaet/info/elektroauto-akku-recycling/

    Bei ADAC gibt es auch Kostenvergleiche zu Verbrennern.

  2. 32.

    Wer garantiert eigentlich, das E-Autos nur mit Öko-Strom geladen werden (können) und sich nicht doch Kohleströmlinge oder schlimmer in der CO²-Bilianz, äh Akkuladung, verstecken? Dann hätte die weisse Ökoweste ganz häßliche schwarze Flecken und würde in einem ganz anderen Licht "erstrahlen"?

  3. 31.

    E-Autos werden in der grünen Planwirtschaft subveniert und sind real eben teurer als Verbrenner. Die geringe Nutzdauer der E-Autos und steigende Stromkosten verschweigen sie dann auch noch.

  4. 30.

    Die Energiewende ist etwas komplexer als nur irgendwo eine Windmühle hinzustellen und ein Kabel zu ziehen. Es bedarf auch PV-Anlagen und Speichermöglichkeiten und einer übergreifenden Energieverbund (ausdrücklich ohne Kohle- und Atomstrom aus den Nachbarländern). Machbar wäre es je nach Ausbaugeschwindigkeit.

  5. 29.

    Da die E-Autos heute schon oft ähnlich viel kosten wie ein vergleichbarer Verbrenner, wird die CO2-Schleudern sich aber gemäß Ihrer Definition ebenso niemand leisten können, zumal deren Kosten je km laut ADAC oft sogar höher liegen, selbst unter Berücksichtigung von Rabatten beim Neukauf

  6. 28.

    ach da kommt sie wieder die Legende von der gesundheitsgefährdenden Stromtrasse....ja ok wenn der Mast umfällt, auf einen.....

    Das gleiche bei den WKA und Infraschall, obwohl das BGR jetzt im Frühjahr sogar zugeben musste sich "Ausversehen" um mehrere Potenzen verrechnet zu haben.....

    Wenn Infraschall so schädlich ist, müssten wird sofort alle Autos stilllegen. Die richtigen Gesundheitsgefahren wie Autoabgase und Autolärm für Anwohner werden da irgendwie nicht ganz ernst genommen...

  7. 27.

    "Wer notwendige Umbau- und Ausbaumaßnahmen der Energiewende blockiert verhindert diese. "

    Genau, aber was ist daran schlecht?

    "Wir möchten keinerlei Konforteinbußen. Insbesondere bei der individuellen bequemen Mobilität. Diese muss 365 Tage im Jahr 24 Stunden möglich sein. Das sagen wir hiermit ehrlich und deutlich."

    Einverstanden, aber mit Windrädern geht das nicht. Auch nicht Windräder mit ganz doll vielen Leitungen.

  8. 26.

    Wenn Kernkraft- und Kohlekraftwerke abgeschaltet werden, können Windräder die Lücke nicht füllen, denn wenn kein Wind weht fließt auch kein Strom. Dagegen können neue Leitungen nichts ausrichten, Strom der nicht erzeugt wird kann auch nicht transportiert werden.

  9. 25.

    Leider keine Antwort bekommen. Haben die Grünen sich dann für den Bau von oberirdischen Hochspannungsleitung ausgesprochen? Unlogisch. Warum Leitungen an ehmaligen Kohlemeilern?

  10. 24.

    Sie sprechen im Namen des Kapitals? Ansonsten sind wir nirgendwo hingekommen, sondern beanspruchen immer noch unsere demokratischen Grundrechte. Das tun die Bayern übrigens auch und der König von Bayern hat weder Trassen, noch viele Windräder. Was meinen Sie, in welchem Abstand einer solchen Trasse verliert das Häuschen im Grünen an Wert? Vielleicht weil es gesundheitsgefährdend ist? Elektroautos wird sich keiner wirklich leisten können, weil die Umsatzsteuer bereits auf 20,92% gestiegen ist und immer weiter steigen wird. Strom und dessen Gewinnung und Leitung muss vom Verbraucher stetig teurer bezahlt werden. Diese Art Abhängigkeit wird uns in eine Klassengesellschaft führen, in jene, die im Überfluss leben und in jene, die abends in allen Himmelsrichtungen das Leuchten der Windräder sehen, über ihnen eine Trasse, aber trotzdem selbst das Licht nicht einschalten, weil sonst die Rechnung für den Strom für die Waschmaschine nicht bezahlt werden kann.

  11. 23.

    Könnten Sie das genauer sagen WO die geplante Leitung über Wohnhäuser führen soll?

    Da hätten Sie natürlich recht, das ist grundsätzlich nicht zulässig, aber ich glaube Ihnen das auch einfach nicht, weil kein Planer so dämlich sein könnte.

    aber es ist und bleibt eine Hochspannungsleitung, ansonsten definieren sie bitte mal "Starkstrom". Im übrigen wäre sogar eine 110kV Leitung als Neubau über Wohnhäusern (und allen anderen Gebäudetypen wo sich gewöhnlich Menschen lange aufhalten) verboten, aber bitte NUR über Wohnhäusern, nicht über Gartenhäusern.

  12. 22.

    Tatsächlich sprechen sich meines Wissens die Grünen für eine schnelle Energiewende, mit allem dafür nötigen aus.

    Ob die Netze nun gerade für EE geeignet ausgebaut werden, darüber streiten sich die Experten meines Wissens noch. Komischerweise gehen die neuen Trassen für EE auch immer recht nah an Kohlemeilern entlang...

    PS: Politisches Geschäft ist wohl nicht das was sinnvoll ist....Söder als knallharter Populist legt ja immer gut vor, da kommen Sachinformationen der Grünen wohl nicht so einfach durch....Wer Söder wählt weiß er bekommt keine Freileitung und keine WKA.....

  13. 21.

    Schon interessant woher Sie wissen wollen was meine Partei ist....

    und NEIN, dass BI die grundsätzlich gegen alles sind, vor allem vor ihrer Haustür oder hinter ihrem Garten, hat nix mit grün zu tun, sondern mit purem Egoismus.

    Dass sich in den letzten Jahren/Jahrzehnten der Naturschutz als schärfstes Schwert gegen Infrastrukturprojekte bewiesen hat, wissen diese Personen nur sehr geschickt für sich zu nutzen. Siehe WKA und Vogelschlag....es gibt immer mehr WKA und die Population von großen Greifvögeln ist in den letzten Jahrzehnten gestiegen.

    Der Naturschützer weiß warum, der WKA Gegner nicht.....

  14. 20.

    Man kann leider nicht alles haben -- Ästhetik und Elektrogeräte , wofür soll man sich entscheiden. Na ja, ein echter Kerl. duschte sich eiskalt, macht ein Feuerschein, um Mahlzeiten zuzubereiten , und lebt bei Kerzenschein. Dafür wird sein Blick nicht von Strommasten getrübt

  15. 19.

    Haben die Grünen sich dann für den Bau von oberirdischen Hochspannungsleitung ausgesprochen? Wenn nicht verhindern die Grünen den Kilmaschutz.

  16. 18.

    "allerdings sind die neuen Anlagen viel mächtiger"

    das ist nicht nur in technischer Hinsicht so, sondern auch rein subjektiv - z.B. die neue Trasse bei Malchow nach Norden ist für den geneigten Spaziergänger im Nacherholungsgebiert dort schon recht "erschlagend". Mag ja sein, dass es notwendig ist, aber es raubt der Umgebung jegliche Ästhetik und ist doch schon ein Ärgernis.

  17. 17.

    Es ist nicht zu fassen, eine Familie und ein Umweltverband halten den Bau einer Freileitung auf. Wo sind wir nur hingekommen??? Es ist wahrlich an der Zeit, dass den Leuten auf die Sprünge geholfen wird.

  18. 16.

    noch klarer kann mein ein "baut die Dinger nicht bei mir sondern woanders" nicht ausdrücken.

    Dass Offshore teurer ist....egal.
    Die Übertragungsverluste....egal
    Das es auch in Bayern genügend Hügel als gute WKA-Standorte gibt....egal

    Hauptsache die Windkraftanlagen und Stromtrassen werden woanders gebaut....

  19. 15.

    Das fast alle Klagen von grün anhauchten BIs mit angeführten Aspekten des grünen Umwelt- und Landschaftsschutzes sind, welche Infrastrukturprojekte blockieren, können Sie doch nicht ernsthaft in Abrede stellen!
    Klar ist, dass Sie Ihre Partei hier schützen wollen.

  20. 14.

    Wenn das klagende Ehepaar recht hat, dann ist es so. Das Planungsrecht gehört überarbeitet: e i n Bürger kann alle Planungsfehler "beklagen", statt bisher nur seine eigene Betroffenheit anzuführen, dafür aber nur in einer Instanz. Alles so lassen wie es jetzt ist und nur die Klagemöglichkeiten einschränken ist falsch, da dann die Behörden immer recht haben... vor Gericht (!) und "absichtliche Fehlentscheidungen" noch weiter vereinfacht werden. Schneller u n d gerechter sollte das Ziel sein Herr Steinbach.

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