Insektensterben - Landnutzung bedroht Heuschreckenart stärker als Klimawandel

Mo 02.08.21 | 13:58 Uhr
  4
Eine Gefleckte Schnarrschrecke steht auf einer Hand. (Quelle: dpa/Inci Livia Baez)
Audio: Antenne Brandenburg | 02.08.2021 | Tony Schönberg | Bild: dpa/Inci Livia Baez

Nicht der Klimawandel, sondern das Verschwinden ihrer Lebensräume macht den Gefleckten Schnarrschrecken in Europa den Garaus. Marianna Simões vom Senckenberg Deutschen Entomologischen Institut im brandenburgischen Müncheberg (Märkisch-Oderland) hat mit Kollegen aus Russland und China untersucht, warum diese Heuschreckenart langsam verschwindet. Den Grund dafür sehen die Forschenden in der massiven Änderung der Landnutzung, wie sie im Fachjournal "Biodiversity and Conservation" [www.springer.com] berichteten.

Mensch zerstört Lebensräume

Die bis zu 39 Millimeter großen Heuschrecken (Bryodemella tuberculata) sind nach der Roten Liste für bedrohte Tierarten in Deutschland vom Aussterben bedroht. Das Team hat insgesamt 651 Belege von Exkursionen, aus wissenschaftlichen Sammlungen und aus der Literatur ausgewertet. Dabei verglich es auch die Populationen in Europa mit der in Asien, wo die Bestände recht stabil sind. "Wir wollten verstehen, warum dies so ist und wie wir den europäischen Schnarrschrecken beim Überleben helfen können", sagte die Insektenforscherin.

Die Wissenschaftler fanden heraus, dass Schnarrschrecken bevorzugt in sandigen oder steinigen Gebieten wie in Heiden oder an unverbauten Flussufern leben. "Genau diese Lebensräume gibt es aber durch die Umgestaltung und Nutzung durch den Menschen in Europa kaum noch." Die Daten zeigten, dass der Wandel in der Landnutzung entscheidend für das Aussterben der Tiere sei. Der Klimawandel sei nicht schuld: Trotz erhöhter Temperaturen gebe es noch viele klimatisch passende Habitate für die Insekten.

Sendung: Antenne Brandenburg, 02.08.2021, 13:30 Uhr

4 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 4.

    Schöner Kommentar. Hätte ich einen Garten, würde ich den Rasen vermutlich nur einmal im Jahr mähen. Und wenn man bedenkt, das diese für uns schönen Insekten zukünftig auch unter die Lebensmittel als Proteine im Supermarkt zu kaufen gibt, mag man sie lebend gerne um so mehr.

  2. 3.

    Danke für diesen Artikel und vor allem für das Foto. Die Gefleckte Schnarrschrecke kam vor einem Jahr mal kurz in mein Gewächshaus. Ich kannte die Art nicht und hatte in dem Moment auch keine Kamera zur Hand. Der gedrungene Körper und die Bänder an den Hinterbeinen waren aber auffällig. Dank Ihres Beitrages weiß ich jetzt, welche Heuschrecke mich besucht hat und dass es sie in Petershagen/Eggersdorf auch gibt.

  3. 2.

    Ich habe in meinem Garten und im Ort schon zahlreiche blauflügelige und rotflügelige "Grashüpfer" gesehen. Ob es nun Ödlandschrecken oder Schnarrschrecken sind, vermag ich nicht zu sagen. In beiden Fällen stehen diese schön anzuschauenden Tierchen auf roten Listen. Ein Grund mehr mich vor dem Rasenmähen zu drücken. O:-)

  4. 1.

    Tja, Bauland wird überall neu ausgeschrieben, die Zersiedelung schreitet voran. Von 2016-2019 jeden Tag(!) 52 Hektar neu verbaut. Zusätzlich verschwenden wir Landwirtschaftsflächen für Biodiesel und Ethanol anstatt da einfach Windräder und PV aufzustellen.

Nächster Artikel