Medizinisch-Psychologische Untersuchung - "Du musst darüber reden können"

Wer den Führerschein verliert, verliert Freiheiten. Umso schlimmer, wenn für die Rückgabe eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung verlangt wird. Wie diese Prüfung gemeistert werden kann, erfahren Teilnehmer in einem Vorbereitungsseminar. Von Isabel Röder
Drei Männer sitzen in einem weißen Seminarraum an großen Tischen. Es ist der letzte von acht Terminen des Vorbereitungskurses der Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU) der Arbeiterwohlfahrt in Fürstenwalde (Oder-Spree). Kursleiter Bernd Kramarczyk teilt einen Fragebogen zum Alkoholkonsum der Teilnehmer aus. Der Test soll zeigen, wie gründlich sich die Männer in den letzten Wochen mit ihrem Trinkverhalten auseinandergesetzt haben.
Wieviel Alkohol trinken Sie pro Woche? Wie kam es zu Ihrer Trunkenheitsfahrt? – Wer hier "Ich weiß es nicht" ankreuzt, sollte sich nochmals Gedanken machen. "Die meisten schneiden in diesem Test bereits gut ab", sagt Kramarczyk. Über 70 mal hat er diesen Kurs bereits angeboten - er weiß, worauf es später beim Gespräch mit dem oder der Verkehrs-Psycholog:in ankommt.
1,6 Promille Alkohol im Blut führen sicher zu einer MPU
Wer mit 1,6 Promille oder mehr am Steuer erwischt wurde, wird sicher eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung - im Volksmund auch abschätzig als "Idiotentest" bezeichnet - ablegen müssen, um den Führerschein zurückzubekommen. Auch wiederholtes Fahren mit geringeren Alkoholmengen, anderen Drogen oder die betrunkene Teilnahme im Verkehr mit dem Fahrrad können zu einer MPU führen.
"Das Grundübel ist, dass Sie zum Tag der Trunkenheitsfahrt Trinken und Fahren nicht trennen konnten", bringt der Kursleiter das Problem auf den Punkt. Dass das in Zukunft nie wieder passieren wird, gilt es in der MPU nachzuweisen. Der Schlüssel hierzu sei eine intensive Reflexion über den eigenen Alkohol- und Drogenkonsum, sagt Kramarczyk. "Das fängt an mit der Deliktanalyse: Wie ist es an dem Tag zu der Trunkenheitsfahrt gekommen? Wir gucken uns an, wie sich Alkohol auf den Körper auswirkt. Wir schauen uns die Suchtkarriere der Klienten an. Das heißt, sie bekommen die Hausaufgabe, in Tabellenform aufzuschreiben, wie sich ihr Konsum entwickelt hat", zählt er die Themen des Seminars auf.
Haarproben als Abstinenznachweis
Bei dieser Übung wird auch berechnet, wie viel Alkohol die Teilnehmenden im Leben insgesamt getrunken haben. "Das öffnet dir die Augen", sagt ein Teilnehmer, der anonym bleiben möchte. Ihm habe der Kurs geholfen, den eigenen Konsum ernst zu nehmen.
Ehrlich zu sein und eigene Fehler einzugestehen, falle nicht jedem leicht, sagt der Kursleiter. Der Austausch in der Gruppe helfe bereits als Vorbereitung für das eigentliche Gutachten. Denn wichtig sei dabei eines, sagt einer der anderen Teilnehmer. "Man muss über diese Sachen reden können und aus sich herauskommen. Was ist passiert, warum ist es passiert, wie kann ich es besser machen? Das ist es, ganz einfach reden."
Doch es geht nicht nur darum, Einsicht zu zeigen. Die Gutachter wollen auch sehen, dass sich der Alkohol- und Drogenkonsum tatsächlich verändert hat. Ein Teilnehmer gibt deswegen freiwillig alle drei Monate eine Haarprobe ab, um nachzuweisen, dass er keinen Alkohol trinkt. Erzählen könne man viel, so habe er einen festen Nachweis, sagt er.
2.000 Euro kann eine MPU kosten
Gerade für solche Abstinenznachweise brauche es Zeit, sagt Kramarczyk. Er rät deswegen, sich sofort zu kümmern, wenn der Führerschein entzogen wurde und nicht das Ende der Sperrfrist abzuwarten.
Der gesamte Prozess ist auch nicht billig. Zu den Bußgeldern kommen die Kosten für die Haar- oder Urinanalysen und die tatsächliche MPU-Prüfung. Auch der Vorbereitungskurs ist kostenpflichtig. "1.000 oder 2.000 Euro kommen schnell zusammen", sagt Kursleiter Kramarczyk. Entscheidend sei am Ende, dass das gesamte Puzzle übereinstimme. Denn wenn jemand bagatellisiere, "bekommen die Gutachter das schnell heraus".