Erneuter Einbruch bei Bernauer Tafel - "Ich bin erschüttert und sprachlos"

Fr 22.10.21 | 16:32 Uhr
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Einbruch Tafel Bernau 2 NEU
Audio: Antenne Brandenburg | 22.10.2021 | O-Ton: Peter Raske | Bild: Peter Raske | Bernauer Tafel e.V.

Schon zum zweiten Mal in diesem Jahr wurde in der Bernauer Tafel eingebrochen. Der Sachschaden wird auf mehrere Tausend Euro geschätzt. Jetzt arbeitet die Tafel vorerst im Notbetrieb. Von Felicitas Montag

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag sind Unbekannte in das Verwaltungsgebäude der Bernauer Tafel (Barnim) eingebrochen. Fenster seien aufgehebelt sowie Türen eingetreten und aufgebrochen worden, sagte Tafel-Chef Peter Raske dem rbb. "Leider ist die Alarmanlage nicht so angegangen, wie wir es erhofft hatten."

Es ist der bereits zweite Vorfall in diesem Jahr. Beim ersten Einbruch im Februar hatten Unbekannte Geldkassetten und Medikamente aus den Räumlichkeiten der Tafel entwendet.

Einbruch Tafel Bernau 1 NEU
Einbruch in der Bernauer Tafel | Bild: Peter Raske | Bernauer Tafel e.V.

Wechselgeld und IT-Technik entwendet

Der Tafel-Koordinator zeigte sich bestürzt über "soviel kriminelle Energie". Kassen mit Wechselgeld für die Außenstellen sowie IT-Technik, darunter Kameras und Laptops, seien gestohlen worden. "Ich bin erschüttert und sprachlos", sagte Raske. Auch der Tresor mit den Wocheneinnahmen sei versucht worden aufzubrechen, allerdings ohne Erfolg. Raske schätzt den Sachschaden nach eigenen Angaben auf mehrere Tausend Euro.

Jetzt arbeitet die Tafel erstmal im Notbetrieb, um Bedürftige weiter versorgen zu können. "Wir haben erstmal geguckt, wo wir noch Wechselgeld verstauen können, damit wir auch was haben für die Außenstellen und um die Autos zu tanken können. Das sind alles alltägliche Dinge, die erstmal schnell organisiert werden müssen", so der Tafel-Chef.

Umzug für nächstes Frühjahr geplant

Die Bernauer Tafel plant für das kommende Frühjahr, in neue Räumlichkeiten umzuziehen. "Wir hoffen, dass da die Sicherheits-Standars für Fenster und Türen doch noch höher sind als in dem fast 30 Jahre alten Bau, den wir hier nutzen", sagte Raske.

Die Bernauer Tafel arbeitet ehrenamtlich und finanziert sich allein durch Spenden. Die seien vor allem jetzt dringend nötig, betonte der Tafel-Chef: "Wir brauchen Spendengelder, um unserer Türen notdürftig reparieren zu können und um den Betrieb aufrecht zu erhalten."

Sendung: Antenne Brandenburg , 22.10.2021, 15:30 Uhr

8 Kommentare

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  1. 8.

    Ok,dann ist aber offenkundig auch "bürgerschaftlich organisiert",dass es überhaupt Bedürftigkeit gibt.
    War das Wirtschaftswunder in den 50-er Jahren nicht die Verheißung,dass Bedürftigkeit durch immer mehr Schmuckfedern für alle ersetzt wird ?

  2. 7.

    Das Zitat von Detleff benennt ganz sachlich den Ist-Zustand. Ihr Statement beschreibt den Ist-Zustand "Wohlfahrt", also die >privat< organisierten mildtätige Spenden, auf die es keinerlei Rechtsanspruch gibt. Und damit ist auch schon der gravierende Unterschied beschrieben. Sozialpolitik ist gesetzlich verankert und gibt Rechtssicherheit, für deren Erlangung immerhin der Rechtsweg offen ist. Es ist ein Unterschied, olb mensch völlig der Entscheidung privater Organisationen ausgeliefert ist (Zugang, Umfang, wann, wie oft etc.) oder ob es ein staatlich gewolltes, damit ein(hoffentlich) kontrollierbares und geschütztes Segment der Versorgung der Bedürftigen ist.
    In allen Bereichen, in den sozialstaatliche Aufgaben privatisiert wurden, ist immer eine extreme Verschlechterung der Situation zu beobachten. Das aus eigener Erfahrung - und selbstverständlich ist es für desinteressierte, aber sehr gut abgesicherte Abgeordnete leicht möglich, diese Probleme zu ignorieren.

  3. 6.

    Da haben Sie mich falsch verstanden. Jedes Engagement verschiedenster, zum großen Teil auch Privater/Initiativen ist durchweg begrüßenswert. Schön wäre es, wenn es diese Arbeit garnicht erst brauchen würde und die Menschen mit dem, was sie bekommen, gut auskommen könnten. Das flächendeckende Vorhandensein der Tafeln zeigt eben die Unfähigkeit der Politik. Auf eine wirklich soziale, humanistische Wende warten wir vergebens.

    Armut ist allgegenwärtig in diesem unserem Land. Die Armen kämpfen sich durch. Ein sichtbarer Beleg für Jedermann sind die Tafeln oder aber das Flaschensammeln von Menschen, die mit dem Erlös aus dem Pfand des Leergutes ein bisschen wenigstens über die Runden kommen wollen, müssen.

    Die Politk hilft: "Kai Gollwitzer, Stadtratsmitglied der CSU, hatte die Idee Pfandtower in der Hofer Innenstadt aufzustellen, um Pfandsammlern das Suchen nach Flaschen zu erleichtern." Facebook-Internetpräsenz der Stadt Hof (Donnerstag, 09.09.21)

    Super ...

  4. 5.

    Zitat: "Das "System Tafeln" zeigt die Unfähigkeit der Politik gegen die Armut in Deutschland wirksam vorzugehen."

    Das "System Tafeln" zeigt zunächst mal, dass bürgerschaftliches Engagement für bedürftige Menschen in Deutschland systematisch organisiert ist. In dieses System der Tafeln sind übrigens sowohl Kirche, als auch private Initiativen, Wirtschaft, Politik und viele weitere Beteiligte involviert, Detlef.

  5. 4.

    Ganz böses Karma, das erinnert mich an den Laptop-Diebstahl aus der Berliner Schule.
    Ich drücke der Bernauer Tafel fest die Daumen, dass dies jetzt hoffentlich der letzte Einbruch war und dass sie ihre Arbeit trotz des erlittenen Schadens fortsetzen kann.

    Was ist darunter zu verstehen, dass die Alarmanlage nicht so angegangen ist, wie man es erhofft hatte? Gar nicht? Nur ganz leise gebimmelt?

    @Detlef: Wow! Sie diffamieren mit einem einzgen Satz sämtliche Abgeordeneten Deutschlands, alle Achtung!
    Kurz davor verweisen Sie noch auf das österreichische Rentensystem. Waren diejenigen, die dieses dort beschlossen haben denn nicht auch vom Volk gewählte (!) Abgeordnete?!

  6. 3.

    Es gibt auch noch die Möglichkeit einer Fehlprogrammierung der Politik wobei die Armut automatisch heraus kommen muss.
    Falss zutreffend worin besteht dann die Fehlprogrammierung ?

  7. 2.

    Die eigentliche Erschütterung ist,dass ein Land,das mal ein Wirtschaftswunder hingelegt hatte nunmehr eine Tafel als Armenspeisung hat statt die reichlich gedeckte Tafel in jedem Haushalt.
    Was ist da inzwischen geschehen ?

  8. 1.

    Traurig. Die ahrenamtlich (!) arbeitenden Tafeln auch noch beklauen ...

    Das "System Tafeln" zeigt die Unfähigkeit der Politik gegen die Armut in Deutschland wirksam vorzugehen. Die Abgeordneten leben in ihrer Blase und haben völlig den Bezug zum unteren Rand der Gesellschaft verloren. Ein Rentenniveau im unteren Drittel im Europavergleich und das immer wiederkehrende Märchen der Unfinanzierbarkeit der Rente - man braucht nur nach Österreich zu schauen, da geht es auf einmal ...

    Aber so ein vom Volk gewählter (!) Abgeordneter hat keine Lust sich darüber einen Kopf zu machen, bei seinen Diäten und Pensionen.

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