Geplante Preiserhöhung in Brandenburg - VBB lässt es auf Urabstimmungen zum Semesterticket ankommen

Das Semesterticket in Brandenburg für Studierende steht möglicherweise vor dem Aus. Während der VBB auf einer Preiserhöhung besteht, wehren sich die Studierenden und stimmen über einen Ausstieg aus dem Ticket ab. Von Georg-Stefan Russew
Studierende verschiedener Hochschulen wollen in Urabstimmungen über den Verbleib im Semesterticket treten. Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) und das Brandenburger Infrastrukturministerium zeigen sich in der Auseinandersetzung um den Abschluss eines neuen Semestertickets allerdings unbeeindruckt.
Der VBB strebt eine Preiserhöhung beim Semesterticket an. Vertreter der Studierendenschaft hatten immer wieder darauf hingewiesen, dass die Hochschüler in der Corona-Krise finanziell gebeutelt waren und die Preiserhöhungen deshalb nicht mittragen könnten. Deshalb werde die Urabstimmung notwendig.
VBB zeigt sich gelassen zu Urabstimmungen
Der VBB unterstrich gegenüber dem rbb noch einmal, nicht vom eingeschlagenen Kurs abweichen zu wollen. Bereits vor einem Jahr habe der Aufsichtsrat die Preise für das Semesterticket beschlossen, teile eine VBB-Sprecherin mit. Dass der Verbund zuletzt angekündigt hat, die allgemeinen Ticketpreise für 2022 nicht anheben zu wollen, stehe in keinem Zusammenhang mit dem Semsterticket.
Auch gegenüber den angekündigten Urabstimmungen zeigte sich der VBB unbeeindruckt. Dieses demokratische Mittel sei keine neue Entwicklung, so die Sprecherin. In der Vergangenheit hätten bereits viele staatliche Hochschulen eine Urabstimmung durchgeführt und sich letztlich für ein Semesterticket entschieden, teilte sie weiter mit.
Frankfurter Studierende stimmen kommende Woche ab
"Der VBB ist sich sehr sicher, dass wir den Vertrag mit den erhöhten Beiträgen so einfach unterschreiben", sagte Ira Helten, Chefin des Allgemeinen Studentenausschusses (Asta) der Europa-Universität Frankfurt (Oder). Das sei aus ihrer Sicht nicht abgemacht. "In der Urabstimmung vom 8. bis 12. November kann sich eine Mehrheit gegen die erhöhten Kosten aussprechen. Und das hätte harte Konsequenzen für den Wissenschaftsstandort Frankfurt", unterstrich sie.
Generell fühlten sich die Frankfurter Studierenden vom VBB massiv unter Druck gesetzt, sagte Helten. Denn bis Ende November verlange der eine Erklärung der Studierenden, ob sie den vorgelegten Vorschlag annehmen würden oder nicht.
Auch andere Brandenburger Hochschulen stehen in den Startlöchern
Nicht nur in Frankfurt soll es deshalb zur Urabstimmung kommen. "Auch an der Uni Potsdam ist dieser Schritt geplant. Weitere Hochschulen im Land sind im Vorbereitungsprozess", ergänzte Matthias Weingärtner, einer der Verhandlungsführer der Studierenden von der IG SemTixBB.
In diesem Kontext verwies Weingärtner auf Berlin. Dort hatte der alte Senat vor der Abgeordnetenhauswahl signalisiert, den Status Quo bei den Ticketpreisen für Berliner Studierende für 2022 beibehalten zu wollen. "Das wäre zumindest ein Ansatz auch in Brandenburg. Das bisher bremsende Infrastrukturministerium müsste sich einen Ruck geben", so Weingärtner weiter. Um diesen Prozess zu forcieren, planen die märkischen Studierenden für den 11. November eine Demonstration vor dem Ministeriumsgebäude.
Ministerium erklärt sich für nicht zuständig
Allerdings erklärte eine Ministeriumssprecherin, dass ihr Haus gar nicht zuständig sei. "Vertragspartner des solidarfinanzierten Semestertickets sind die Studierendenschaften der jeweiligen Hochschulen, die leistungserbringenden Verkehrsunternehmen und die VBB GmbH", so Simone Engler gegenüber rbb|24.
Das Infrastrukturministerium sei davon überzeugt, dass das Semesterticket nach wie vor "ein gutes und faires Angebot für die Brandenburger Studierende" ist. Bei erneutem Vertragsabschluss würden die Studierenden ab dem Sommersemester 2022 durchschnittlich 1,18 Euro pro Tag zahlen. Das würde im gesamten VBB-Gebiet mit allen Verkehrsmitteln gelten. "Andernfalls müssten die Studierenden ein teureres Ticket aus dem VBB-Tarifangebot erwerben", so Engler weiter.
Sendung: Antenne Brandenburg, 05.11.2021