Lungenkampfstoff vermutet - 26 Fässer mit giftigen Stoffen in Fürstenwalde geborgen

Im Stadtforst Fürstenwalde sind zahlreiche Behälter mit chemischen Stoffen entdeckt worden. 26 Fässer - mutmaßlich befüllt mit giftigen Kampfstoffen - wurden abtransportiert. Jedoch werden weitere Funde befürchtet.
In Fürstenwalde (Oder-Spree) sind am Donnerstag 26 Fässer mit giftigen und chemischen Stoffen geborgen worden. Unter Einsatz der Feuerwehr und einer Gefahrenstoffeinheit des Landkreises Oder-Spree wurden die Fässer gesichert, um sie noch am Donnerstag unter Polizeischutz abtransportieren zu können.
Die Chemiefässer waren im Stadtwald entdeckt worden, als dort militärische Altlasten sondiert und beräumt wurden. Weitere Fässer wurden beim Bau einer Solaranlage auf dem Nachbargrundstück gefunden, sagte Stadtförster Thomas Weber dem rbb. Der Einsatz war seit Längerem geplant - der Umfang der Bergungsaktion jedoch nicht bekannt gewesen.
Vermutlich mit Lungenkampfstoff befüllt
"Bei der Freilegung der Fässer auf dem Nachbargrundstück der Stadt Fürstenwalde stellte sich heraus, dass da eben nicht nur zwei Fässer liegen, sondern eine ganze Batterie", erklärte Weber. Demnach seien mittlerweile insgesamt 26 Chemiefässer geborgen worden. "Das war eine Dimension, die doch unsere Vorstellung etwas gesprengt hat", so Weber. Zudem habe das auch die vorhandene Transportkapazität überschritten, so dass sechs der Fässer erst am Montag abtransportiert werden können. Die Suche nach weiteren Kampfmitteln soll dann ebenfalls fortgesetzt werden.
Laut Aussage Webers, soll es sich bei dem Inhalt der Fässer um einen Lungenkampfstoff handeln. Zumindest deute eine Signatur an den Fässern darauf hin. "Aber das weiß natürlich keiner ganz genau, deswegen ist auch eine Firma aus Munster (Niedersachsen) da, die diese Gefahrenstoffe auch unschädlich machen soll", sagt Weber. Das beauftragte Spezialunternehmen werde die Fässer vor der Unschädlichmachung nochmals genau untersuchen. "Das ist alles nicht ohne, und es ist erschreckend, dass sowas immer noch vorhanden war und in einer Dimension, die für uns alle nicht vorstellbar war", sagte der Stadtförster.
Feuerwehr mit Spezialgeräten und -Kleidung vor Ort
Bei der Räumung der toxischen Fässer ist auch die Feuerwehr mit Einsatzkräften vor Ort, wie der Stadtförster weiter berichtet: "Es kann ja sein, dass die Mitarbeiter, die die Fässer bergen, sofort aus der Gefahrenzone gebracht werden müssen, wenn dann eins undicht ist." Für diesen Fall stehe die Feuerwehr mit Spezialgeräten und -Kleidung parat.
Bereits 2017 waren in Fürstenwalde Bomben und 28 Fässer mit Chemikalien gefunden worden – unter anderem mit dem Nervenkampfstoff Tabun und Nebelgas, wie die Landesregierung später mitteilte. Auf dem Gelände soll die sowjetische Armee bis Anfang der 90er Jahre ein ABC-Lager unterhalten haben.
Sendung: Antenne Brandenburg, Nachrichten, 10.02.2022, 15:30 Uhr