Urteil erst in zwei Wochen -
Der Prozess am Eberswalder Amtsgericht wegen eines stark vernachlässigten Mädchens wurde am Donnerstag erneut vertagt. Der Fall erregte vor gut zwei Jahren großes Aufsehen, berichtet wurde bundesweit. Denn das damals fünf Jahre alte Mädchen soll mehr als zwei Jahre im Dunkeln gelebt haben. Ein Urteil soll es nach Gerichtsangaben am 13. April geben.
Eltern seien mit Autismus der Tochter überfordert gewesen
Angeklagt in dem Prozess sind die 49 Jahre alte Mutter und der 39-jährige Vater des Mädchens aus Eberswalde (Barnim). Sie sollen über Jahre ihr Kind so stark vernachlässigt haben, dass das Mädchen stark unterernährt war und nicht sprechen konnte. Bei dem Kind sei eine Form von Autismus diagnostiziert worden, mit der Krankheit seien die Eltern überfordert gewesen. Sowohl Staatsanwaltschaft als auch Verteidigung haben Bewährungsstrafen gefordert.
Grund für die Verzögerung des Urteils ist nach Angaben des Gerichts, dass es sich um einen komplizierten Sachverhalt handelt, bei dem alle Beteiligten zu einer anderen Bewertung des Straftatbestandes kommen: Während die Staatsanwaltschaft von einer Aussetzung des Kindes ausgeht, ist die Nebenklage der Auffassung, dass es sich um eine schwere Misshandlung von Schutzbefohlenen handle. Die Verteidigung geht hingegen nur von einer einfachen Körperverletzung durch Unterlassen aus.
Urteil bereits im März vertagt
Das Gericht müsse nun ausführlich prüfen, das benötige Zeit, so der vorsitzende Richter am Donnerstag. Ursprünglich sollte es bereits am 1. März ein Urteil geben. Der Termin wurde dann krankheitsbedingt abgesagt und auf diesen Donnerstag verlegt.
Das Jugendamt hatte laut Informationen des rbb aus dem Prozess Kenntnis von dem Fall und hätte deswegen früher eingreifen müssen. Ein Verfahren gegen das Jugendamt wird derzeit noch geprüft.
Sendung: Antenne Brandenburg, 31.03.2022, 16 Uhr
Mit Material von Dorett Kirmse
