Lärm auf Biker-Touren - Bürgerinitiative fordert Fahrverbot für Motorräder in Niederfinow

Mo 04.04.22 | 13:15 Uhr
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Motorradfahrer in Niederfinow sorgen für Ärger wegen Lärmbelästigung
Video: rbb|24 | 02.04.2022 | Material: rbb24 Brandenburg aktuell | Bild: rbb

Sportliche Kurven und die bergige Landschaft ziehen jedes Jahr tausende Biker in die Umgebung von Niederfinow. Sehr zum Ärger der Anwohner, die mit dem Lärm leben müssen. Einige fordert jetzt ein begrenztes Fahrverbot.

Nach einem ersten Hoch legt der Frühling derzeit eine Pause ein. Doch sobald sich die Sonne wieder zeigt und die Temperaturen steigen, werden auch die Motorradfahrer wieder vermehrt durch die Brandenburger Landschaft touren.

Besonders beliebt sind etwa die Straßen in Niederfinow im Amt Britz-Chorin-Oderberg (Barnim) und Umgebung. In der Saison sollen dort bis zu 14.000 Biker unterwegs sein. Doch über das Knattern und Dröhnen der Motoren freut sich nicht jeder.

Anwohner fühlen sich gestört

Anwohner Lars Schmidt sorgt sich neben dem Lärm auch um die Sicherheit seiner beiden Kinder. Klaus Butzkies will das Motorradfahren an Wochenenden und Feiertagen gleich ganz verbieten lassen. "Wir haben hier eine immense Lärmbelästigung. Es sind nicht viele, werden aber immer mehr. Zu Ostern und zu Pfingsten haben wir hier zum Beispiel eine Lärmbelästigung von über 80 Dezibel, und das im Drei-Minuten-Takt."

Amtsdirektor setzt auf Maßnahmen im Verkehr

Der zuständige Amtsdirektor Jörg Matthes kann sich ein Fahrverbot allerdings nicht vorstellen. Der Krach solle stattdessen mit Appellen an die Vernunft gestoppt werden. Eine digitale Anzeige mit Lärmmessung für Krachmacher am Ortseingang gibt es schon. Darauf hält sich ein junges Mädchen bei zu lauten Motoren die Ohren zu, während in blinkenden, roten Lettern "Leise!" gemahnt wird.

RüttelstreifenRüttelstreifen am Ortseingang Niederfinow

Zudem gilt innerorts eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h. Das soll jetzt sogar noch deutlicher werden. "In wenigen Tagen wird die Straßen-Decke neu gemacht", sagt Matthes. "Dann werden die entsprechenden Tempo-30-Markierungen auch auf der Fahrbahn aufgebracht, um nochmal eindrücklich visuell darauf hinzuweisen." Darüber hinaus gebe es schon sogenannte Rüttelstreifen an den Ortszufahrten. Profile auf der Straße sorgen bei der Überfahrt für kurze Vibrationen und Geräusche.

Bürgermeisterin Fürst: Umgebung lebt von Bikern

Ob das die Biker tatsächlich davon abhält, weniger zu röhren, ist fraglich. Viele Anwohner sprechen sich für einen Mittelweg und nicht für Konfrontation aus. "Die müssen sich öfter hinstellen und die Werte messen, dann ist das alles kein Problem", sagt Andrea Arndt. "Aber die ganz und gar an Sonn- und Feiertagen zu verbieten, kann nicht funktionieren."

Freundin Marion Stöckel ergänzt, dass die Region auch touristisch von den Bikern profitiere. In dieselbe Richtung denkt auch Bürgermeisterin Peggy Fürst. "Motorräder sind in Niederfinow nach wie vor sehr willkommen. Wir sind ein touristischer Ort und haben viele gastronomische Einrichtungen, die von den Fahrern partizipieren. Deshalb sprechen wir uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht für eine Sperrung aus."

Klaus Butzkies, der Initiator für das Fahrverbot, wolle jedoch weiter dafür kämpfen - macht aber auch ein Angebot: "Wenn alle Motorradfahrer bei 70 Dezibel sind, dann können die Motorradfahrer jeden Tag kommen."

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 02.04.2022, 19:30 Uhr

Mit Material von Rainer Unruh

12 Kommentare

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  1. 12.

    Kann ich absolut bestätigen. Was ich tatsächlich nicht verstehe: lange ist's her, aber meine Z1000 BJ78 mit 4in4 war leiser als viele Dinger heute (nicht nur Harleys). Und das trotz Kat, Umweltauflagen, etc. Jede 125er KTM knattert heute lauter und gefühlt jeder fingert am Dämpfer rum. Weniger Personal mit wichtigeren Aufgaben muss priorisieren und deshalb kommen diese Knalltüten leider damit durch ...

  2. 11.

    Ich halte dagegen: Da der Egoismus vieler Menschen auf ihr Grundstück grenzenlos ist, bin ich für ein Verbot.
    Ihre pauschale Verurteilung spricht leider für sich und den Charakter.
    Ich als Motorradfahrer bin für verstärkte und konsequentere Kontrollen an den Brennpunkten, eben um auch für die zu sorgen, die einerseits verantwortungsvoll fahren und andererseits für die berechtigten Interessen der Anwohner.

  3. 10.

    Der Egoismus vieler Motorradfahrer kennt keine Grenzen. Daher bin ich für ein Verbot.

  4. 9.

    An der Spinnerbrücke erlebe ich das auch immer wieder, grinse in mich rein und denke mir meinen Teil. Neulich erst saß ich gemütlich beim Kaffee, muss doch einer von dem alten Knöppen (bin selbst 58) sein Ami-Eisen (relativ dicht bei mir) anreißen und erstmal dem Öl keine Chance geben. Ich grinse den an, weil der Honk nach seinem Startdebüt heischend in die Runde glotzt und sage dann laut in seine Richtung " ja, jetzt wissen wir es ja, Du bist laut, toll und ziemlich deppert" - alles um mich rum grinst.....
    Auch wenn ich was legal lautes hab, brauche ich sowas als "Pimmelersatz" nicht. Und egal ob jung oder alt - ich fand sowas schon immer lächerlich wie unnötig. Manchmal wünschte ich, die Rennleitung würde auch da öfter mal Präsenz zeigen.
    Außerdem klingen die neuartigen Klappenauspuffanlagen mit EG-BE einfach nur beschissen und zu laut; mich wundert eh, dass sowas homologiert wird. Auch die anderen Slip-On Anlagen. Zertifiziert und auch mit db-eatern einfach nur schrill.

  5. 8.

    Technisch seit über 25 Jahren möglich (Phon Messgeräte auf jedem Polizei Fahrzeug). Damals wurde das auch gemacht, und jeder mit einer "eingetragen" Marving oder Harley Pendant erwischt wurde hatte ein großes Problem denn das Moped würde eingezogen ...

  6. 7.

    Abgesehen davon, dass ich persönlich sie für ziemlich gefährlich halte, weil es in meiner Familie mehrere Todesfälle damit gegeben hat, habe ich zwar überhaupt nichts gegen Motorräder (muss jede:r selber wissen), kann aber gut nachvollziehen, dass Anwohner, vor allem an schönen Wochenenden, von deren Dauerlärm genervt sind … Wäre es nicht technich möglich, dass die Sheriffs einfach die Lautstärke der vorbeifahrenden Maschinen messen und die Kollegen ein Stück weiter sie dann gegebenenfalls rausziehen? So hätten sie direkt die Richtigen am Wickel und würden nicht unnötig Zeit auf Stichproben verschwenden und die rücksichtsvollen Fahrer damit belästigen …

  7. 6.

    Ach, ich dachte, der Sprit wäre so teuer geworden...

  8. 5.

    Hier an die Vernunft der Protagonisten zu appellieren ist richtig aber vergeblich. Ich fahre selber Moped und bei dem was man da an der Spinnerbrücke so sieht und hört, kann man die Leute verstehen. Man staunt was alles so "eingetragen" scheint nur kontrolliert das offensichtlich niemand. DB-Eater raus und schon kann man den Leuten maximal auf den Keks gehen ...

  9. 4.

    Ich wohne in Berlin. Nachdem uns über Monate ein extrem lautes knatter Motorrad nachts den Schlaf raubte, ist es von einer Zivilstreife stillgelegt worden. Seit dem ist Ruhe. Alles was lauter als technisch möglich ist müsste stillgelegt werden.

  10. 3.

    Sehe ich auch so. Keine Streckenverbote, sondern die Maschinen müssen leiser werden. Bike mit neuem lauten Auspuff abgeben, gleich an der Strecke. Mehrmals im Jahr solche Aktionen und Ruhe ist. Es kann doch nicht der verknüpftige Biker bestraft werden..

  11. 2.

    Wenn sich geneigte Mopetler an die Geschwindigkeit hielten und auch mal etwas untertourig fahren und nicht gleich am Ortsausgang am Hahn drehen würden, hätten wir Biker / innen nicht diese Akzeptanzprobleme. Meine 30 Jahre alte Maschine ist zwar mit einem Standgeräusch von eingetragenen 97dB nicht gerade leise, aber ich kann den Hobel auch so bewegen, dass die Umgebung nicht vom Hocker geblasen wird. Und da, wo nunmal eine 30 auf einem Schild steht, wird auch 30 gefahren und das nicht im niedrigen Gang sondern gemächlich blobbernd im höchstmöglichen Gang ohne die Getriebezahnräder und den Sekundärantrieb zu sehr zu malträtieren. Und notfalls wird auch mal die kupplung genutzt und gerollt. So what, wir wollen doch alle unseren Frieden und diesen muss ich auch denen zugestehen, die an der Strecke leben.
    Ride on.

  12. 1.

    Tolles Angebot, Herr Butzkies ...
    Ist ja fast wie Krieg, nur wenn ALLE friedlich sind, darf man irgendwas ...

    Bei allem Verständnis für Ihren Wunsch nach Ruhe und bei aller Ablehnung von Bikern, die Lautstärke mit Stärke oder Coolness verwechseln: Wie soll DAS gehen?
    Holt die überlauten raus und kassiert sie ab! Die "leisen" lasst doch endlich mal in Ruhe cruisen!

    Übrigens: niedrige Geschwindigkeit heißt nicht unbedingt leiser, im zweiten Gang ist mein Bike lauter als im vierten, dafür ruckelt es dann aber bei gleicher Geschwindigkeit nicht!

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