Lärm auf Biker-Touren - Bürgerinitiative fordert Fahrverbot für Motorräder in Niederfinow
Sportliche Kurven und die bergige Landschaft ziehen jedes Jahr tausende Biker in die Umgebung von Niederfinow. Sehr zum Ärger der Anwohner, die mit dem Lärm leben müssen. Einige fordert jetzt ein begrenztes Fahrverbot.
Nach einem ersten Hoch legt der Frühling derzeit eine Pause ein. Doch sobald sich die Sonne wieder zeigt und die Temperaturen steigen, werden auch die Motorradfahrer wieder vermehrt durch die Brandenburger Landschaft touren.
Besonders beliebt sind etwa die Straßen in Niederfinow im Amt Britz-Chorin-Oderberg (Barnim) und Umgebung. In der Saison sollen dort bis zu 14.000 Biker unterwegs sein. Doch über das Knattern und Dröhnen der Motoren freut sich nicht jeder.
Anwohner fühlen sich gestört
Anwohner Lars Schmidt sorgt sich neben dem Lärm auch um die Sicherheit seiner beiden Kinder. Klaus Butzkies will das Motorradfahren an Wochenenden und Feiertagen gleich ganz verbieten lassen. "Wir haben hier eine immense Lärmbelästigung. Es sind nicht viele, werden aber immer mehr. Zu Ostern und zu Pfingsten haben wir hier zum Beispiel eine Lärmbelästigung von über 80 Dezibel, und das im Drei-Minuten-Takt."
Amtsdirektor setzt auf Maßnahmen im Verkehr
Der zuständige Amtsdirektor Jörg Matthes kann sich ein Fahrverbot allerdings nicht vorstellen. Der Krach solle stattdessen mit Appellen an die Vernunft gestoppt werden. Eine digitale Anzeige mit Lärmmessung für Krachmacher am Ortseingang gibt es schon. Darauf hält sich ein junges Mädchen bei zu lauten Motoren die Ohren zu, während in blinkenden, roten Lettern "Leise!" gemahnt wird.
Zudem gilt innerorts eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h. Das soll jetzt sogar noch deutlicher werden. "In wenigen Tagen wird die Straßen-Decke neu gemacht", sagt Matthes. "Dann werden die entsprechenden Tempo-30-Markierungen auch auf der Fahrbahn aufgebracht, um nochmal eindrücklich visuell darauf hinzuweisen." Darüber hinaus gebe es schon sogenannte Rüttelstreifen an den Ortszufahrten. Profile auf der Straße sorgen bei der Überfahrt für kurze Vibrationen und Geräusche.
Bürgermeisterin Fürst: Umgebung lebt von Bikern
Ob das die Biker tatsächlich davon abhält, weniger zu röhren, ist fraglich. Viele Anwohner sprechen sich für einen Mittelweg und nicht für Konfrontation aus. "Die müssen sich öfter hinstellen und die Werte messen, dann ist das alles kein Problem", sagt Andrea Arndt. "Aber die ganz und gar an Sonn- und Feiertagen zu verbieten, kann nicht funktionieren."
Freundin Marion Stöckel ergänzt, dass die Region auch touristisch von den Bikern profitiere. In dieselbe Richtung denkt auch Bürgermeisterin Peggy Fürst. "Motorräder sind in Niederfinow nach wie vor sehr willkommen. Wir sind ein touristischer Ort und haben viele gastronomische Einrichtungen, die von den Fahrern partizipieren. Deshalb sprechen wir uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht für eine Sperrung aus."
Klaus Butzkies, der Initiator für das Fahrverbot, wolle jedoch weiter dafür kämpfen - macht aber auch ein Angebot: "Wenn alle Motorradfahrer bei 70 Dezibel sind, dann können die Motorradfahrer jeden Tag kommen."
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 02.04.2022, 19:30 Uhr
Mit Material von Rainer Unruh