Frankfurt (Oder) im Rennen um Standort - Ostbeauftragter erwartet Entscheidung zu "Zukunftszentrum" noch 2022

Di 05.04.22 | 14:52 Uhr
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Archivbild: Panoramaaufnahme der Stadt Frankfurt Oder. (Quelle: imago images/Joker)
Audio: Antenne Brandenburg | 05.04.2022 | Nico Hecht | Bild: imago images/Joker

Der Ostbeauftragte Carsten Schneider erwartet in der zweiten Jahreshälfte eine Standortentscheidung zu dem von der Bundesregierung geplanten "Zukunftszentrum Deutsche Einheit und Europäische Transformation". "Es wird eine Auswahlkommission geben", sagte der SPD-Politiker am Dienstag nach seinem Antrittsbesuch bei der Thüringer Landesregierung in Erfurt. "Die Standortfrage ist offen, aber es wird in Ostdeutschland sein."

Berlin und Brandenburg unterstützen die Bewerbung von Frankfurt (Oder)

Zu den Kandidaten um den Standort zählt auch Frankfurt (Oder). Die Stadtverwaltung hat die Bewerbungskampagne bereits im Januar unter dem Motto "Stadt der Brückenbauer" gestartet. Sowohl Berlin als auch Brandenburg unterstützen die Bewerbung der Oderstadt im Bereich Wissenschaft und Forschung.

Sollte der Zuschlag erfolgen, soll für das Zentrum ein dafür vorgesehenes Gebäude direkt vor der Oderbrücke entstehen. Dort sollen sich bis zu 200 Wissenschaftler mit der Transformationsgeschichte in Ostdeutschland und Osteuropa beschäftigen, sagte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) auf einer gemeinsamen Kabinettssitzung Ende März. Gerade Frankfurt (Oder) sei in den 90er Jahren negativ betroffen gewesen. Doch in dem Zentrum soll Woidke zufolge nicht nur die Vergangenheit betrachtet, sondern die Erfahrungen für aktuelle Transformationsprozesse wie etwa in der Lausitz ausgewertet werden. Auch Oberbürgermeister René Wilke (Linke) verweist auf die Geschichte der Stadt und führt zudem die besondere Lage mit Nähe zu Polen an.

Gleich mehrere Bewerber aus Thüringen im Rennen

Doch auch Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) bekräftigte am Dienstag das Interesse an einer Ansiedelung des Zentrums in seinem Bundesland. Dort haben nach bisherigen Angaben Jena und Eisenach sowie Mühlhausen gemeinsam mit dem hessischen Eschwege eine Bewerbung angekündigt. Aber auch Plauen im Vogtland sowie Leipzig (beides Sachsen) gehören laut dem Ostbeauftragten Schneider zu den Kandidaten.

Das Zukunftszentrum soll drei Säulen haben - wissenschaftliche Auseinandersetzung, museale Präsentation sowie Kultur-, Begegnungs- und Veranstaltungsort.

Ramelow fordert Fond für ostdeutsche Rentner

Ramelow bekräftigte nach dem Treffen mit Schneider seine Forderung nach einem Härtefallfonds für ostdeutsche Rentnerinnen und Rentner, der unter anderem einen Nachteilsausgleich bei Geschiedenen gewähren solle. "Ostdeutschland würde das gern mit dem Bund stemmen", sagte der Thüringer Regierungschef. Seiner Meinung nach gehört zu dem Fonds auch eine Regelung zur Finanzierung der DDR-Sonderrenten, die die ostdeutschen Länder entlaste. "Ich hätte gern eine Entscheidung im Bundestag dazu", sagte Schneider. "Daran arbeiten wir."

Der aus Erfurt stammende Schneider ist seit Ende 2021 Ostbeauftragter der Bundesregierung und Staatsminister im Kanzleramt. Der 46-Jährige war davor Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion und viele Jahre deren Haushaltspolitiker.

Sendung: Antenne Brandenburg, 05.04.2022, 14:30 Uhr

12 Kommentare

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  1. 12.

    Sie verkennen dabei das dies ein Projekt des Bundes ist. Brandenburg unterstützt die Bewerbung der Stadt. Woidke wird sich im Erfolgsfall natürlich mit en Geldern des Bundes feiern lassen.
    Dürfte uns Frankfurtern Wurscht sein.
    Mein Vergleich zu den Philosophen zielt darauf ab, dass es vieles gibt was wir nicht 100%ig verstehen, deshalb ist es aber nicht unbedeutend sondern wir verstehen es nicht. Man muss halt nicht alles verstehen oder begreifen. Zum Glück sind wir gesellschaftlich über die erste Stufe der Bedürfnispyramide aufgestiegen und können uns eben auch mit nicht überlebenswichtigen Dingen beschäftigen.
    Alles andere passt, ist aber im Zusammenhang mit dem Zentrum unbedeutend weil es mit oder ohne geschehen muss.
    Die Wandlung findet auch auf dem letzten Platz statt. Wandel ist ja nicht immer Fortschritt oder Verbesserung.
    Es geht nicht um Brandenburg sondern um Deutschland und Europa. Also irrelevant ob Brandenburg bildungsmässig mit Berlin um den vorletzten Platz kämpft.

  2. 11.

    Kant und Marx? Jetzt legen Sie aber die Messlatte sehr hoch. Das passt nun gar nicht zum "Brandenburger Weg", oder doch, so wie Woidke ihn in arrogant anmutender "Erfolglosgipfelmanier" ausgerufen hat.
    "Wandlungsprozesse" zu untersuchen habe ich unter 1. so geschrieben:
    Transformiert die Löhne auf das gleiche Niveau, korrigiert die Rentenpunkte der letzten 30 Jahre nach oben und zahlt auch die gleichen Lohngruppen pro Tätigkeit sowie vollzieht auch Beförderungen - denn wer will schon Rentenpunkte in einem Niedriglohnland (selbst in der Verwaltung nach über 30 Jahren) sammeln? Und das hat mit Wissenschaft wenig zu tun, aber mit dem wahren Leben. Und wenn man sich von letzten Plätzen nicht "wegwandelt", dann kann man auch keine Wandlung erforschen... denn sie findet ja nicht statt.

  3. 10.

    Ich denke, es geht um die Gewichtung der im Zukunftsprogramm genannten Umstände:
    Für eine europäische Transformation wäre allein aufgrund seiner Lage Frankfurt (Oder) der richtige Ort, für ein Zentrum deutscher Einheit(treffender: der Förderung des Zusammenwachsens von Ost- und Westdeutschland) sicherlich Eisenach, Mühlhausen und Eschwege.

    Wichtig ist, dass konzeptionell erarbeitetes Papier bzw. Dateien ihre praktische "Untersetzung" und Verzahnung bekommen. Vor dem EU-Beitritt Polens gab es Unmengen ausgeklügelter Studien, dennoch tat die brandenburgische Landesregierung 2004 kund, sie sei vom Beitritt Polens "überrascht" worden.

  4. 9.

    Technische Forschung und Wissenschaft ist auch nicht mit einfachen für jeden verständliche Worte erklärbar. Trotzdem steckt nicht null dahinter.
    Nur weil Otto Normalbürger etwas nicht versteht, muss es nicht Unsinn oder Nonsens sein.
    Kant oder Marx verstehen auch die wenigsten aber leerer Unsinn war es sicherlich selten was die von sich gegeben haben.

  5. 8.

    In der Videoveranstaltung im Januar war eine Transformationswissenschaftlerin der Viadrina dabei. Die konnte das Thema so erklären, das auch ich als Ingenieur es verstanden habe.
    Im groben geht es um diverse Wandlungsprozesse in der Gesellschaft die wir alle mehr oder weniger bewusst erleben. Das ganze zu erforschen ist das Ziel um der Politik und Öffentlichen Gesellschaft Wissen zur besseren Steuerung solcher Prozesse zu geben.
    Wir alle meckern täglich wie nass sich die Politik anstellt und u.a. darum geht es, wie kann man Wandel gerecht und verständlich umsetzen und was sollte man vermeiden.
    Und da es sowas zumindest in Deutschland bislang nicht gibt sehe ich das als Forschen auf höchstem Niveau.
    Das Frankfurt ein Topstandort dafür ist, stand auch für mich schnell fest, auch ohne das detaillierte Verständnis der Materie.
    Der Bürgermeister hat es auch ausgedrückt. Der einzelne Bürger hat sicher direkt wenig davon aber indirekt profitieren wir alle in irgendeiner Form.

  6. 7.

    „Forschung auf hohem Niveau“ - da wäre so mancher dafür. Wenn man sagen kann, was man erforscht, in wenigen klaren Sätzen, dann steckt etwas dahinter. Wenn man es nicht kann, steckt null dahinter.

    P.S. FF ist aber wirklich ein guter Standort.

  7. 6.

    Zu weit weg um dem Vergleich des Vorredners stand zu halten. Die Erdkrümmung und die zu flachen Berge verhindern den freien Blick von hier bis in die Lausitz.
    Im Artikel geht es um Frankfurt und nicht die Lausitzer Seen, die durch die Kohleindustrie als billigste Renaturierung und den Bund entsprechend dem Einigungsvertrag entstehen. Gefällt mir und vielen anderen auch nicht.
    Sollte der Westen unseres Landes zu wenig Aufmerksamkeit bekommen, vielleicht mal mit der lokalen Politik reden.

  8. 5.

    Suchen Sie, doch die Brandenburger Milliarden, zum Bsp. in den gefluteten Spaß-Seen der Lausitz. Wäre mal ein Anfang zum Suchen !

  9. 4.

    Wo muss ich die Milliarden in der Grenzregion suchen? Mir würde fürs erste eine Million reichen.

  10. 3.

    Dafür:
    https://stadt-der-brueckenbauer.de/zukunftszentrum
    Bissel lesen findet sich eine einstündige Videopräsentation, die das ganze beleuchtet.
    Ist halt so wenn man Forschung auf hohem Niveau betreiben möchte. Nicht für jeden aber für alle.

    Und so ist eine heutige Gesellschaft nunmal, da gibt es eben auch soziale Forschung und auch mal mit 200 Leuten in einem Gebäude, deren Produkt man nicht anfassen bzw. schwer greifen kann. Kann ja nicht jeder Maurer oder Elektriker werden.

  11. 2.

    Wo ist der Osten eigentlich und Wo wird der Osten gefördert ? Brandenburg an der Havel, Havelland, Prignitz, Ostprignitz-Ruppin ist auch Osten - aber von Milliarden und von politischer Unterstützung nichts zu sehen und zu merken !!! Seit Jahrzehnten verschwinden Milliarden, in die polnische Grenzregion und das soll wahrscheinlich immer so weiter gehen ? Zukunftszentrum Polen ???

  12. 1.

    Es wirkt wie ein Verschleierungsbegriff, wo nicht klar ist, wer was macht: "Transformation" ist ein Begriff den man wählen kann, wenn man viel (fremdes) Geld ausgeben will aber offen lässt wofür. In Brb. kann man davon nur abraten, wegen der Historie, wie fremdes Geld "in den Sand gesetzt wurde".
    Hier mal ein ganz mutiger Ansatz: transformiert die Löhne auf das gleiche Niveau, korrigiert die Rentenpunkte der letzten 30 Jahre nach oben und zahlt auch die gleichen Lohngruppen pro Tätigkeit sowie vollzieht auch Beförderungen - alles in Brandenburg in 30 Jahren nicht erfolgt...
    Ob dafür ein Gebäude mit 200 Gehältern benötigt wird?

    P.S. Kompliment für den Oderstandort... da kann man den Ausbau gut beobachten und bewerten...statt mitmachen.

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