Polizeieinsatz -

Mutmaßliche Mitglieder der Aktivistengruppe "Letzte Generation" haben am Mittwochvormittag erneut eine Rohöl-Pipeline manipuliert, die zu der PCK-Raffinerie in Schwedt (Uckermark) führt. Wie schon am Montag betätigten sie dazu einen Durchlassschieber an der Pumpstation Glantzhof bei Strasburg (Uckermark, Mecklenburg-Vorpommern), wie ein Sprecher der zuständigen Polizeiinspektion Stralsund (Mecklenburg-Vorpommern) auf Anfrage dem rbb bestätigte.
Polizei, Rettungskräfte und Feuerwehr vor Ort
Zu dem Vorfall ist es laut Polizeisprecher bereits um 10:45 Uhr am Mittwochvormittag gekommen. Drei Personen sollen sich zu diesem Zeitpunkt unberechtigt Zugang zu dem Gelände verschafft haben. Nachdem sie vor Ort an der Pumpstation ein Notfall-Ventil betätigt und damit den Öl-Fluss durch die Pipeline zum Erliegen gebracht hatten, ketteten sich zwei Aktivisten an Rohren an und verklebten sich miteinander.
Polizei, Rettungskräfte und Feuerwehr seien damit beschäftigt, die Aktivisten, eine 24-jährige Frau aus Nürnberg, und den Aktivisten, ein 28-Jähriger aus Berlin, voneinander zu befreien, heißt es von der Polizei. Der Einsatz dauerte demnach am Mittwochmittag noch an.
Zudem gab die Polizei an, "eine weitere Person, die sich als Medienvertreterin ausgegeben haben soll" ebenfalls angetroffen zu haben. Die betroffene Journalistin widersprach im Gespräch mit dem rbb den Aussagen der Polizei, sich als "Medienvertreterin ausgegeben" zu haben. Die Beamten hätten ihren Arbeitslaptop sowie Handy beschlagnahmt und sie an ihrer journalistischen Arbeit gehindert. Zudem habe sie ihren Presseausweis gezeigt. Der Geschäftsführer der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) Berlin-Brandenburg, Jörg Reichelt, kritisierte auf Twitter das Verhalten der Polizisten. Er gab ebenfalls an, dass die betroffene Journalistin für 1,5 Stunden festgehalten und an ihrer Arbeit gehindert wurde. Der dju veröffentlichte eine Pressemitteilung auf seiner Seite [bb.verdi.de].
Bereits in der Vergangenheit kam es immer wieder zu ähnlichen Vorfällen. In einem Schreiben, dass dem rbb vorliegt, heißt es von der "Letzten Generation": "Sie [die Aktivisten, Anm. d. Red.] stellen sich damit der Vernichtung unserer Gesellschaft, wie wir sie kennen, entgegen, welche durch das Verbrennen fossiler Brennstoffe wie Öl, Gas und Kohle befeuert wird." Demnach fordern sie von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) eine "Lebenserklärung", in der er den Bau und die Finanzierung neuer fossiler Infrastruktur, insbesondere neue Öl- und Gasbohrungen in der Nordsee, ausschließt.
Pipeline beliefert PCK
Die betroffene Pipeline fördert Rohöl bis zu der PCK-Raffinerie in Schwedt, wo es weiterverarbeitet wird. Im Zuge der Debatte um ein mögliches europäisches Öl-Embargo gegen Russland könnte das PCK auch alternatives Öl aus Rostock verstärkt beziehen. Das hatten unter anderem Robert Habeck und Michael Kellner (Bündnis 90/Die Grünen) in Aussicht gestellt.
Sendung: Antenne Brandenburg, Nachrichten, 18.05.2022, 13:30 Uhr