Landkreis Oder-Spree - Vier neue Windräder in Jacobsdorf müssen wieder abgebaut werden

Weil eine baugleiche Anlage eingestürzt ist, stehen insgesamt 22 Windkraftanlagen bundesweit auf dem Prüfstand. In Oder-Spree ist der Rückbau nun beschlossene Sache. Ob an gleicher Stelle Ersatz geschaffen werden kann, ist bislang aber unklar.
Es ist ein herber Rückschlag in Zeiten der Energiewende: Vier Windräder in Jacobsdorf (Oder-Spree) müssen abgebaut werden. Seit Monaten stehen die Anlagen still, obwohl sie erst im vergangenen Jahr errichteten worden waren. Der Grund: Ein baugleiches Modell ist Ende September in Nordrhein-Westfalen eingestürzt [wdr.de].
Mittlerweile steht fest: Auch die vier Turbinen in Jacobsdorf sind nicht mehr zu retten. Das hat der Betreiber der Anlagen, die Energiekontor AG, auf Anfrage dem rbb mitgeteilt. Warum die Anlagen nicht standsicher sind, ist nicht bekannt. Der Hersteller Nordex spricht allgemein von "dynamischen Prozessen".
Eine neue Dimension
"Wir können uns das nicht erlauben, wenn wir den klimaneutralen Pfad gehen wollen", sagt Jan Hinrich Glahr vom Landesverband Windenergie. Die Dimension sei seiner Meinung nach neu.
Insgesamt 22 baugleiche Anlagen werden derzeit deutschlandweit überprüft. Ob sie alle abgerissen werden müssen, entscheiden derzeit die Behörden, der Hersteller und die Betreiber der Anlagen. Für Glahr sei das wie eine Rückrufaktion in der Automobilindustrie: "Das kann mal passieren. Das ist dann unglücklich und ich hoffe, dass das schnell gelöst wird."
Die betroffenen Windanlagen sind unten achteckig, einzelne Stahlbeton-Platten sind miteinander verbunden. Erst in luftiger Höhe ist der bekannte runde Turm mit den Rotoren montiert. Bei Prenzlau (Uckermark) war eine im Bau befindliche Anlage Ende März gesprengt worden. Auch im Windpark Jacobsdorf ist ein solcher Rückbau nicht ausgeschlossen.
Kein gültiger Teilregionalplan Wind
Das Problem wird aber noch durch einen weiteren Faktor verschärft: Für Oderland-Spree gibt es derzeit keinen gültigen Teilregionalplan Wind, der Flächen zur Errichtung ausweist. Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg hatte diesen wegen formeller Fehler Ende September gekippt. Der Plan gilt für die Landkreise Märkisch-Oderland und Oder-Spree sowie für die kreisfreie Stadt Frankfurt (Oder).

"Muss es ein neues Genehmigungsverfahren geben oder darf man schlicht und ergreifend am selben Standort die Anlagen wieder errichten? Alles das ist jetzt Gegenstand der Klärung, und wir hoffen, dass das schnell geht", sagt Jan Hinrich Glahr.
Am Freitag, den 13. Mai soll es ein Treffen der Regionalen Planungsstelle Oderland-Spree geben. Dort soll nach rbb-Informationen beschlossen werden, den Teilregionalplan neu aufzustellen. Bis dieser in Kraft tritt, kann es jedoch mehrere Jahre dauern.
Moratorium soll Wildwuchs verhindern
"Spätestens mit der Bekanntmachung der Beschlüsse im Amtsblatt für Brandenburg beginnt das sogenannte Moratorium", sagt Wolfgang Rump von der Planungsgemeinschaft. In dieser Zeit gilt ein Aufschub von schon genehmigten Neubauten, wie er weiter ausführt: "Die Gefahr eines Wildwuchses wird durch den Beschluss dann abgewendet werden."
Bis zum Abriss der vier Anlagen im Windpark Jacobsdorf soll das Gelände großräumig abgesperrt werden. Der Rückbau soll zeitnah erfolgen.
Sendung: Antenne Brandenburg, Antenne am Nachmittag, 12.05.2022, 16:10 Uhr
Mit Material von Michael Lietz