E-Auto-Fabrik - Tesla-Erweiterung kocht in Grünheider Gemeindevertretung hoch

Fr 24.06.22 | 11:46 Uhr | Von Philip Barnstorf
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Bürgermeister Arne Christiani Sitzung bei der Gemeindevertreter in Grünheide
Audio: Antenne Brandenburg | 24.06.2022 | Philip Barnstorf | Bild: Philip Barnstorf/rbb

In Grünheide rumort es heftig: Die geplante Tesla-Erweiterung um weitere 100 Hektar liegt auf dem Tisch der Gemeinde - und sorgt für Kontroversen zwischen Anwohnern und Gemeindevertretern. Es geht nicht nur die "Giga-Factory". Von Philip Barnstorf

Eigentlich sollten die Gemeindevertreter am Donnerstagabend in Grünheide (Oder-Spree) entscheiden, ob für Teslas Expansionspläne ein sogenanntes Bebauungsplan-Verfahren gestartet wird. Der Hauptausschuss hatte das Vorhaben schon durchgewunken. Es fehlte nur noch die Zustimmung der Gemeindevertretung.

Eine Formalie - sollte man meinen, hatte doch eine Mehrheit aus unter anderem SPD, Linke und CDU in der Vergangenheit immer zugunsten der Tesla-Ansiedlung votiert. Aber dann kam alles anders. Wenige Tage vor der Sitzung ließ Bürgermeister Arne Christiani (parteilos) den Punkt von der Tagesordnung streichen. Es gebe noch Abstimmungsbedarf in der Gemeinde.

Vertagung wegen fehlender Mehrheit?

Anwesende Anwohner spekulierten, dass der Bürgermeister die Abstimmung auf die nächste Versammlung im September verlegen ließ, weil die Mehrheit unter den Gemeindevertretern, die bisher der Tesla-Ansiedlung auf Kommunalebene den Weg geebnet hatte, diesmal nicht sicher sei.

Im Vorfeld hatte der NABU Fürstenwalde in Grünheide bereits Flyer verteilt. Darin kritisierte er etwa die geplante Waldrodung, sowie eine vermeintliche Gefährdung des Trinkwassers. "Sind 300 ha nicht genug? Wie viel Gewerbe und Industrie muss noch dazukommen?", heißt es auf dem Flugblatt.

Tesla sorgt unter Einwohnern für Debatten

Zur Veranstaltung kamen dann tatsächlich rund 80 Anwohner - viel mehr als sonst. "Ich bin tief enttäuscht. Ich habe erwartet, dass wir heute dieses heiße Thema Tesla besprechen", beschwerte sich ein Anwohner. "Arbeiten Sie für die Bürger oder für den Großkonzern?“, fragte eine Frau aus Kagel den Bürgermeister unter dem Applaus vieler im Raum.

Aber es gab auch andere Stimmen: "Ich sehe die Entwicklung mit Tesla positiv", sagte ein Hangelsberger. Mit Tesla könne die Gemeinde etwas gegen den Klimawandel tun. Am Donnerstag im Bürgerhaus waren die Tesla-Kritiker klar in der Mehrheit. Ob das für die gesamte Gemeinde mit ihren ungefähr 9.000 Einwohnern gilt? Eher unwahrscheinlich.

Aufregung um mögliche Stasi-Vergangenheit des Bürgermeisters

Auch das zweite große Thema des Abends sorgte für viel Kontroverse. Vor einigen Tagen hatte die Märkische Oderzeitung [€] behauptet, Bürgermeister Christiani sei höchstwahrscheinlich ein Stasi-Spitzel gewesen. Die Zeitung bezog sich dabei auf das Gutachten eines Historikers. "Das Gutachten hat offensichtlich neue Fakten hervorgebracht. Deshalb sollte die Gemeindevertreterversammlung es einfordern", sagte dazu Thomas Wötzel von der Fraktion Bürgerbündnis, die auch einen entsprechenden Antrag stellte.

Aber die Mehrheit der Kommunalrepräsentanten votierte dafür, über den Antrag im nicht öffentlichen Teil der Sitzung abzustimmen, "[...]um die Persönlichkeitsrechte des Bürgermeisters zu schützen", begründete Pamela Eichmann von der SPD ihr Votum.

Das brachte abermals einige Anwohner auf. "Heute sind so viele Leute da, um darüber zu reden. Aber das wird nicht erlaubt", sagte eine Grünheiderin. Das sei eine Schande und erinnere sie an alte Zeiten. Am Ende des Abends verließen dann alle Anwohner den Raum und die Gemeindevertreter stimmten über das Gutachten zur vermeintlichen Stasi-Vergangenheit des Bürgermeisters ab.

Nach rbb-Informationen votierten sie dafür, dass Gutachten bei der MOZ anzufragen. Bürgermeister Christiani wollte weder das noch die vertagte Tesla-Abstimmung kommentieren.

Sendung: Antenne Brandenburg, 24.06.2022, 07:30 Uhr

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Beitrag von Philip Barnstorf

16 Kommentare

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  1. 16.

    In Grünheide leben bestimmt auch viele Rentner, die sich um Steuereinnahmen keine großen Sorgen mehr machen müssen.

  2. 15.

    Der fliegt doch ins All. Warum lässt der da nicht nach einem Planeten suchen? Aber die würden den achtkantig rausschmeißen, wenn die mitbekommen, dass der mehr Dreck und Zerstörung als Nutzen bringt

  3. 13.

    " warum sich Tesla ausgerechnet dort ansiedeln musste."
    Sie wissen vermutlich nicht was Baurecht ist und haben sich für die Flächennutzungsplanung, trotzdem das auch hier in den Kommentaren seit Jahr und Tag wiederholt wird, nicht interessiert.
    Das ist schade.
    Aber die Stichworte reichen für eine Suchmaschine.

  4. 12.

    Von jeher und besonders in Krisenzeiten hat die Landbevölkerung eine weitaus größere Robustheit gezeigt, während in den Städten gehungert wurde. Aber in Zukunft könnt ihr Eure Teslas essen, wenn es mal wieder knapp wird und das ungenutzte Benzin ist ein passendes Getränk dazu.

  5. 11.

    "votierten sie dafür, dass Gutachten bei der MOZ anzufragen."

    Egal was in dem Gutachten steht: Ich hoffe, das die MOZ schon aus Urheberrechtsgründen die Anfrage ablehnt.

  6. 10.

    Einerseits jammert der Musk rum, andererseits will er erweitern. Soll er einfach seine komischen Autos nehmen und Richtung USA verschwinden. Wir brauchen weder Elon Musk noch seine Kisten.

  7. 9.

    Mehr als 50 % der Beschäftigten kommt aus Berlin. Aus Grünheide sehr wenige. Steuern auch kaum für uns. Die Infrastruktur werden wir wohl erst im nächsten Jahrzent erhalten. Zumindest gibt es für Berliner kaum Grundstücke. Die schwarzen Tesla-Lemminge müssen darum wieder in die Chaosmetropole zurückfahren.

  8. 8.

    Der Landkreis LOS ist der einzigste Landkreis um Berlin, der seit der politischen Wende, Einwohner verloren hat. Alle anderen Landkreise um Berlin, haben 30, 40, ,50 Tausend Einwohner dazugewonnen. Aber Brandenburg ist ja selbst schuld, verwöhnt ja viele Regionen mit Fördergeldern in Milliardenhöhe. Zu viele Strukturhilfen, verwöhnt die Menschen.

  9. 7.

    Ja, der "Steuererfolg" ist gewünscht und nicht nur der... Haben Sie denn Informationen, wie hoch die sind/sein werden? Oder ist dies ein neuerliches Minusgeschäft für Brandenburg, wenn noch "draufgelegt" werden muss.... mit einer Fernwasserleitung? Wir sind auf Ihre "Steuerrechnung" gespannt... (Lohnsteuer zählt nicht, da diese, ortunsabhängig, immer anfällt, bei denen, die arbeiten wollen)

    P.S. Und "Landeier" rechnen sich nichts schön. Sieht man auch am Beispiel von verfügbaren Grundwasser u.a. Scheuen Sie nicht den Mathevergleich!

  10. 6.

    Ich habe nie verstanden, warum sich Tesla ausgerechnet dort ansiedeln musste. Beispielsweise um den BER gibt es riesige Freiflächen, vielleicht auch nicht mehr Wasser, aber kein Wald hätte dort abgeholzt werden müssen und die Infrastruktur für Arbeiter und Zulieferer wäre auch bereits vorhanden gewesen. Aber dort hätten natürlich viel weniger Durchreisende das Werk gesehen.

  11. 5.

    Gibt es keine Jobs, wird gemault. Kommt endlich mal jemand und schafft Jobs, wird auch gemault. Weil minderwertiger Kiefernwald dran glauben muß.
    Was ist denn gewünscht? Alle legen sich ein Kissen aufs Fensterbrett und gucken, ob jemand vorbeikommt und abends läuft ein alter Film mit Helga Hahnemann und Heinz Rennhack im MDR?

  12. 4.

    Was Herr Christiani von Demokratie hält, hat er ja nun schon bekannt gegeben. Das zurück ziehen einer Beschluss Vorlage, weil er sich nicht sicher ist ob dafür eine Mehrheit zustande kommt, kommt seiner geäußerten Einstellung gleich. Nun braucht es vermutlich etwas Zeit um die Gemeinde Vertreter mit den richtigen “Argumenten“ -dabei meine ich nicht das gesprochene Wort- zu überzeugen. Vielleicht gibt's ja noch einen Lotto Gewinn.

  13. 3.

    Warum wir Tesla und Musk so hofieren, kann nur das Kapital begründen. Tesla ist weder die Zukunft, noch ein Auto mit Qualität, vielleicht sitzen ja alle geldgeilen Politiker hier einem Scharlatan auf, für den Gesetze neu definiert werden. Die Brandenburger werden das Nachsehen haben, stoppt den Irrsinn des Geldes. Schützt unsere Ressourcen.

    „Tesla würde etwas gegen den Klimawandel tun“, vielleicht schlecht formuliert, denn eher beschleunigen wir den Klimawandel durch Großindustrie im Grundwasserschutzgebiet.
    Schlechte Arbeitsbedingungen für die Arbeit gegen Wasser, was will man mehr als Bürger. Wir verdrehen hier Werte und Rechte zugunsten des Kapitals.

  14. 2.

    Diese Landeier können froh sein, dass jemand in dieser Region Arbeitsplätze schafft und viele Steuern in die Gemeindekasse zahlt.

    Tesla sollte sich zurückziehen, damit diese Landeier mal aufwachen und merken, dass man Investoren nicht vergrault sondern pfleglich behandelt.

  15. 1.

    Was ist denn das wieder für eine unsinnige Diskussion. Die DDR Vergangenheit des Bürgermeisters Herrn Christiani ist doch allgemein bekannt. Das soll jetzt, im Jahr 2022 offensichtlich wieder als Kampagne gegen Tesla herhalten.

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