"Extremes Wasserdefizit" - Niedrigwasser in der Oder gefährdet Unteres Odertal und Fisch-Bestände

Mo 18.07.22 | 12:11 Uhr
  29
Archivbild: Blick von der polnischen Seite über das Niedrigwasser auf die Stadt Frankfurt (Oder) in Brandenburg. (Quelle: dpa/P. Pleul)
Audio: Studio Frankfurt | Mo 18.07.22 | Schönberg, T. | Bild: dpa/P. Pleul

Niedrige Pegelstände in der Oder legen derzeit große Sandbänke frei. Der Wassermangel erreicht den Nationalpark Unteres Odertal. Dessen Leiter spricht von historischen Extremen und einer Gefahr für die Lebensräume.

Der Grenzfluss Oder hat im Bereich des Nationalparks Unteres Odertal südlich von Schwedt (Uckermark) in diesem Jahr historisch niedrige Wasserstände zu verzeichnen. Das sagte der Park-Leiter Dirk Treichel am Montag dem rbb. Grund dafür seien die Folgen andauernder Trockenheit. Die Messungen zeigten "ein extremes Wasserdefizit".

"Wir sehen es an den Böden und Auengewässern", sagte Treichel weiter. In den langjährigen Aufzeichnungen habe es eine solche Situation noch nie gegeben.

Natur leidet unter Trockenheit

"Wir haben versucht, möglichst viel Wasser zurückzuhalten - durch unser Wassermanagement im Nationalpark. Aber durch die hohe Verdunstung und den Wind, der ständig weht, ist das nur begrenzt möglich", so der Nationalparkleiter.

Der Sommer in Berlin und Brandenburg ist in diesem Jahr erneut viel zu trocken. Die Landwirtschaft prognostiziert laut Henrik Wendorff, dem Präsidenten des Landesbauernverbandes, eine unterdurchschnittliche Ernte, und auch der Nationalpark Unteres Odertal bekommt die Folgen zu spüren. "In den Wäldern des Nationalparks gibt es Absterbe-Erscheinungen", sagte Park-Leiter Treichel. "Selbst die Kiefern verabschieden sich und die Situation ist extrem angespannt. Der Klimawandel hat voll zugeschlagen."

Minimaler Anstieg ist trügerisch

Die Sorgen teilt auch Treichelts Stellvertreter Michael Tautenhahn. "Wir haben eine extreme Niedrigwasser-Situation - und das schon seit dem Frühjahr. Die Tendenz ist immer noch abnehmend", sagte Tautenhahn. "Wenn es im Einzugsgebiet ein bisschen Regnet, geht es mal ein paar Zentimeter rauf und dann umso schneller wieder runter." Noch sei der Notstand nicht erreicht. Doch wenn die Dürre noch länger dauert, könnten die Pegel der Oder Tautenhahn zufolge tatsächlich unten den tiefsten Stand seit Beginn der Messungen fallen.

Nationalpark-Leiter fürchtet Folgen des Oderausbaus

Angesichts des Niedrigwassers übt Dirk Treichel auch erneut Kritik an den Plänen zum Oder-Ausbau von Seiten Polens. Auch dies werde Nachteile für den Nationalpark bringen. Durch die Baumaßnahmen werde das Fluss-Profil enger und die Oder dadurch tiefer. "Das führt letztendlich dazu, dass es zu sinkenden Grundwasser-Ständen in der Aue kommt. In Kombination mit dem kaum vorhandenen Wasser-Angebot bedeutet das, dass sich Auen-Wälder und -Wiesen sehr stark verändern werden. Arten, die mit Trockenheit klarkommen, werden sich ausbreiten, weil das Wasser fehlt." Andere Lebensräume könnten hingegen verschwinden.

Rekord-Hochwasser vor 25 Jahren

Im Gegensatz zu den aktuellen Niedrigwassern jährte sich das Oderhochwasser am vergangenen Sonntag zum 25. Mal. Im Juli 1997 ließen ungewöhnlich starke Regenfälle die Flüsse in Polen und Tschechien gefährlich anschwellen. Am 17. Juli erreichte die größte bekannte Flut der Oder auch Brandenburg, zerstörte in Teilen die Hochwasser-Deiche und setzte ganze Landstriche unter Wasser. Im Nachhinein wurden die Schäden allein in Deutschland auf 330 Millionen Euro geschätzt.

Seit der Katastrophe haben Land und Bund viel in den Hochwasser-Schutz investiert. 25 Jahre nach dem Hochwasser blickt Umweltminister Axel Vogel (Grüne) deshalb auf eine positive Bilanz. Bis heute habe Brandenburg 90 Prozent der Oderdeiche erneuert und verstärkt. Dafür seien über 300 Millionen Euro aus EU-, Bundes- und Landesmitteln investiert worden. Das nächste Hochwasserschutz-Projekt zum startet offiziell Ende August in Frankfurt (Oder). Bis 2024 soll dort eine vollständig neue Schutzwand entstehen. Gleichzeitig wird die Ufer-Promenade neugestaltet und es entstehen urbane Räume direkt am Wasser. Hochwasserschutz und Stadtentwicklung sollen dabei verbunden werden.

Sendung: Antenne Brandenburg, 18.07.2022, 9 Uhr

 

Die Kommentarfunktion wurde am 18.07.2022 um 15:14 Uhr geschlossen. Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.

29 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 29.

    Mal im Ernst, was hat das Grundwasser mit dem Pegel der Oder gemein? Das Oberflächenwasser fließt Richtung Ostsee und speist sich nicht vom Grundwasser.
    Habe ich da etwas in der Schule versäumt? Ungenügend, setzen.
    Grüne Ideologie ist hier fehl am Platz.

  2. 28.

    Nee, Tesla kann sich bald der überflüssigen Gasleitungen über die Ostsee mit Wasser versorgen. Da gibt es noch genug davon und eine Meerwasserendsalzungsanlage ist schnell gebaut durch Elton Musk.

  3. 27.

    Die Oder soll schiffbar werden äähnl. der Havel; von See zu See und Überflutungsflächen. Die Ufer/Ränder sollen von der Fließgeschwindigkeit geschont werden. Dieses komplexe Thema kann man nicht hier abhandeln. Auch sind die Polen nicht "d...f", so wie Sie sich ausdrücken.
    Und das ist jetzt was ganz anderes, als das was Sie schreiben. Und Ihr Ton sollte sich schnell ändern.

  4. 26.

    „ "Sehr schönes Foto," Eigentlich nicht, da diese Sandbank fast immer da ist.“
    Genau so ist es, man fühlt sich durch solche Aufnahmen ein bisschen veräppelt.
    Keiner Zweifelt daran, dass das Wasser der Flüsse und Seen und das Grundwasser zurückgegangen ist, aber dann bitte mit realistischen Aufnahmen.

  5. 24.

    Im Netz finden sich die offiziellen Pegel-Seiten der Länder, inkl. der Definitionen für Niedrig-, Normal-, Hochwasser für die einzelnen Stationen. Für FF ist der mittlere Wasserstand im Juli 180 cm.
    https://pegelportal.brandenburg.de/start.php#loaded
    https://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/infosysteme/hwims/portal/web/wasserstand-flussgebiet-109
    Aktuell insgesamt ziemlich wenig Wasser unterwegs, wobei die Neiße beim Grenzübergang Bad Muskau am Wochenende ziemlich voll aussah, aber war wohl nur der subjektive Eindruck.

  6. 23.

    Ha ha ha - Polen tut was.
    Ja die wollen die Oder vertiefen.
    Heißt, die Strömung wird schärfer und das was noch hier ankommt fließt ergo schneller ab.
    Sie scheinen ja Ahnung zu haben-mal nachlesen bitte was durch die ständige Vertiefung der Elbe in Hamburg passiert.
    Junge Junge !

  7. 22.

    Man könnte zum Beispiel die Maßnahmen umsetzen, die seit langem gefordert sind. Etwa Waldumbau, Wiederverässung von Feuchtgebieten, Stop des Massenhaften abpumpens von Grundwasser für den Tagebau und Verdunsten von Wasser in Kraftwerken. Am besten senkt man auch noch den CO2 Ausstoß.

  8. 21.

    Der RBB sendet heute auf der Teletextseite 181 für Frankfurt/Oder einen Pegelstand von 1,12 Meter. Was ist nun Niedrigwasser, was ist Hochwasser? Gibt es für einen Fluss überhaupt einen normalen Pegelstand. Wie wäre der für FF?

  9. 20.

    Eine Trinkvereinigung mit ca. 10 Mio. Mitgliedern, die gemeinsam in die Oder …

  10. 19.

    Wir habens doch der Bürger soll mit allem sparen auch mit Wasser soll noch Patenschaften für Bäume übernehmen und dort wird Wasser einfach vergäudet die dafür Verantwortlichen müssten gleich bestraft werden sowie die dieses genehmigt haben auch.

  11. 18.

    Vielleicht sollte man das Projekt Donau-Oder-Kanal wiederaufnehmen, um die Wassereinzugsgebiete damit zu verbinden und ausgleichend eingreifen zu können. Der Kanal sollte von Cosel nach Wien gehen und auf dem Weg bei Oderberg einen Stichkanal als Zufluß bekommen.

  12. 17.

    Wie ist denn der Wasserstand im Oderhafen Cosel? Könnte man evtl. durch den Gleiwitzer Kanal ausgleichen? Was bringt denn aktuell die Klodnitz an Zulauf?

  13. 16.

    Bei der Oder? In Deutschland wenig, da brauchen Sie mehr Zufluß in Schlesien und aus den Sudeten (Odergebirge) bzw. eine abgstimmtere Regulierung am Oberlauf und in der Mitte.

  14. 15.

    Gute Frage. In Polen und Tschechien hat man einiges getan, damit bei einem Hochwasser nicht noch einmal über 1000 Deiche brechen und damit flussabwärts die deutsche Seite "entlastet" wird. Deren Angebot aus der Oder "was zu machen" incl. Artenvielfalt scheitert noch an den "Nichtstuern". Wann werden die "aufwachen"? Wenn es zu spät ist?

  15. 13.

    Die Polen haben dazu Vorschläge und warten auf deutsche Beteiligung. Die haben eine "Niedrigwasserampel" ERARBEITET... :-(

  16. 12.

    "Sehr schönes Foto," Eigentlich nicht, da diese Sandbank fast immer da ist. Aber es ist wenig, auch wenn das Photo noch weniger suggeriert. Richtig voll wird die Oder nur noch selten, da sie ja auch im Oberlauf reguliert wird. Oder können Sie sich noch an einen vollen Haaksee bei der Löweninsel in letzter Zeit erinnern?

  17. 11.

    Die Senatoren antworten nie auf E-Mails, weil es sie einen Sch..... interessiert! Alles schon versucht.

  18. 10.

    Es gibt in der Oder mehrere Staustufen. Einfach mal Richtung Odergebirge entlang fahren Richtung Grünberg, Breslau, Oppeln, Ostrau. Frankfurt ist schon am Unterlauf der Oder. Die Oder ist immerhin der viertgrößte Fluß in Deutschland nach der Wassermenge.

Nächster Artikel