Umweltkatastrophe an der Oder - Deutschland und Polen veröffentlichen keinen gemeinsamen Bericht zum Fischsterben

Mi 28.09.22 | 19:45 Uhr
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Hunderte Freiwillige sammeln am 13.08.2022 verendete Fische aus der Oder. (Quelle: rbb/Franz Paul Helms)
Audio: Antenne Brandenburg | 28.09.2022 | Dilan Polat | Bild: rbb/Franz Paul Helms

Nach dem Fischsterben im Grenzfluss Oder soll es - anders als zuvor vereinbart - keinen gemeinsamen Bericht von polnischen und deutschen Experten geben. Das hat Brandenburgs Umweltminister Vogel (Grüne) am Mittwoch im Umweltausschuss des Landtags bekanntgegeben.

Zu den Gründen wollte sich Vogel nicht äußern. Diese würden mit der Veröffentlichung des Berichtes durch das Bundesumweltministerium in den kommenden Tagen genannt werden, sagte er. Dem wolle er nicht vorgreifen, bedauere aber, dass es nicht gelungen sei, ein gemeinsames Papier zu erarbeiten.

Zuerst hatte das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" am Mittwoch darüber berichtet.

Eklat kurz vor Veröffentlichung

Demnach soll nun jeweils ein polnischer und ein deutscher Bericht mit je eigener Sicht vorgelegt werden. Laut "Spiegel"-Informationen soll es nicht einmal ein gemeinsames Vorwort geben.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hatte sich zunächst mit ihrer polnischen Amtskollegin Anna Moskwa auf einen gemeinsamen Bericht geeinigt. Dieser hätte, schreibt der "Spiegel", am kommenden Freitag von polnischen sowie deutschen Expertinnen und Experten aus Landes- und Bundesbehörden veröffentlicht werden sollen. Kurz vor der Veröffentlichung sei es aber zum Eklat gekommen. Die Stimmung, so werde übereinstimmend berichtet, sei schlecht und nicht mehr kollegial.

Bislang Alge als Ursache ausgemacht

An der Oder hatte es im August ein Fischsterben großen Ausmaßes gegeben, das sich nach und nach bis zur Mündung des Flusses ins Stettiner Haff ausbreitete. Wissenschaftler des Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) stellten bei Untersuchungen eine giftige Goldalge (Prymnesium parvum) fest. Diese habe sich in einem bislang noch unbekannten Ausmaß im Fluss ausgebreitet, hieß es Anfang September. Dafür machten Experten unter anderem einen hohen Salzgehalt verantwortlich.

Während der Untersuchungen hatte es mehrfach Verstimmungen zwischen den Ländern gegeben. Von deutscher Seite wurde Polen vor allem vorgeworfen, die Meldekette für solche Vorfälle nicht eingehalten und Deutschland zu spät informiert zu haben. Polens Umweltministerin Anna Moskwa warnte im Zusammenhang mit dem Fischsterben in der Oder vor Falschmeldungen ("fake news") aus Deutschland. Zudem wurde der schon länger währende Streit über einen Ausbau der Oder angefacht: Polen pocht auf einen Ausbau, Deutschland will eher einen Stopp.

Neue Förderrichtlinie soll Fischerreibetriebe unterstützen

Das Brandenburger Umweltministerium gehe weiter davon aus, dass Brackwasseralgen, begünstigt durch hohe Salzfrachten, hohe Temperaturen und einen niedrigen Wasserstand, zum Fischsterben geführt hätten, sagte Umweltminister Vogel am Mittwoch. Der Landesfischereiverband habe einen Rückgang der Fischzahlen um etwa die Hälfte gemeldet. Noch dramatischer sei der Verlust bei den Muscheln gewesen, bei denen einige Arten gänzlich abgestorben seien.

Das Umweltministerium prüfe weiter mögliche Entschädigungen. Zwölf Fischereibetriebe seien in Brandenburg betroffen, fünf davon existenziell. Mit Hilfe einer neuen Förderrichtlinie, die gerade vorbereitet würde, könne ihnen geholfen werden.

Bis zu 30.000 Euro pro Betrieb könnten so theoretisch entschädigt werden. Das Land habe 100.000 Euro im Haushalt dafür eingeplant.

 

Sendung: Antenne Brandenburg, 28.09.2022, 14:30 Uhr

8 Kommentare

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  1. 8.

    Mein Smartphone-Deutsch-ohne Kommentar, aber inhaltlich muss es natürlich heißen:
    Im Gegensatz zu allen daran beteiligten POLNISCHEN "Wissenschaftlern", werden als Auslöseursache der Salzgehalt, der niedrige Wasserstand und die hohen Wassertemperaturen genannt.

  2. 7.

    Alle sind sich offenbar einig, dass die Mikro-Alge Prymnesium parvum Schuld am Fischsterben war. Im Gegensatz zu allen daran beteiligten nichtpolnischen Wissenschaftlern werden als Auslöseursache der Salzgehalt, der niedrige Wasserstand und die hohen Wassertemperaturen genannt. Für die Polen ist die Mikro-Alge selbst die Auslöseursache.
    Finde den 1. Fehler.

    Das UFZ Magdeburg skizziert den Oder-Schaden und zeigt einsichtige (aber klimastationäre) Maßnahmen zur Wiederherstellung des Biotops auf. Allerdings geht das UFZ in der Erläuterung der Widerherstellungsrandbedingungen mit keinem Wort auf die eigens selbst propagierten Auslöseursachen: niedriger Wasserstand und hohe Wassertemperaturen ein.
    Finde den 2. Fehler.

    In Summe diffundieren alle Aussagen, wie erwartet, politisch ins Nirvana. Und wir machen so weiter (also das gleiche Experiment) und hoffen auf ein anderes Ergebnis.

  3. 6.

    Das Polen keinen gemeinsamen Berichz will überrascht mich gar nicht
    Eigene polnische Umweltschützer haben die Verantwortlichen bei Wroclaw selbst verifiziert. Es ist nicht unsete Schuld sprich die Polnische Seite. Bei uns gibt es Warnsxsteme .Aber bei unseren Nachbarn können viele Menschen und Betriebe Ihren Abfall einfach in den Grenzfluss ableiten , denn sonst wäre ja das Marie

  4. 5.

    "Deutschland will eher einen Stopp" des Oder-Ausbaus. Falls mit "Deutschland" die Bundesregierung gemeint ist, die hält an der 2015 getätigten Übereinkunft am Odeerausbau fest.

  5. 4.

    Mit Sorge sehe ich auf diverse Nachrichten in Sachen gegenseitiger Akzeptanz, Zusammenarbeit der Behörden und Politik betrachtet, dass die Kooperation zwischen Deutschland und Polen nach und nach schwindet. Genauer gesagt, setzt für mich Polen auf seine erstarkende Industrie, in Sachen Umweltschutz nur auf Minimalismus. Das Aufstacheln der polnischen Bevölkerung durch die dortige Regierung gegen Deutschland, wegen der Entschädigung zu Kriegsreparationszahlungen des 2. WK's, tut ihr übriges.

  6. 3.

    Viel schlimmer ist, dass man nicht daraus lernt und jährlich grüßt das Murmeltier.
    Wenn man an die Zukunft denkt, kann einem bei der Lernkurve nur noch schlecht werden.

  7. 2.

    Stimmung sei schlecht zwischen deutscher und polnischer Seite....
    Die Wahrheit über das Fischsterben werden wir nie erfahren

  8. 1.

    Wenn polnische Animositäten auf deutsche "Besserwisser*innen" stoßen, kann das geschehen: Die Polen halten sich an den Vertrag von 2015 und bauen aus. Stück für Stück. Dtl. kann dann nur noch, ohne Gestaltung reagieren. Mal sehen wer noch mehr "Öl ins Feuer" gießt? Da gibt es einen Verdacht... der üblichen (Nicht)Diplomaten.

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