Überwinterung - Warmer Herbst gefährdet einheimische Insekten

Fr 04.11.22 | 11:15 Uhr
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Archivbild: Siebenpunktmarienkaefer überwintern im Laub. (Quelle: dpa/F. Hecker)
Audio: Antenne Brandenburg | 03.11.2022 | Isabel Röder | Bild: dpa/F. Hecker

Die überdurchschnittlich hohen Temperaturen in diesem Herbst können zum Problem für heimische Insekten werden. Aufgrund der warmen Wetterlage verbrauchen derzeit viele Insekten mehr Energie für ihre Aktivitäten, sagte Harmut Kretschmer, stellvertretender Vorsitzender des Naturschutzbundes Brandenburg (Nabu), dem rbb.

Heimische Schmetterlinge beispielsweise hätten sich im Normalfall zu dieser Zeit zurückgezogen. Doch jetzt blieben sie wach oder wachten wieder auf, weil das Wetter Frühlingstemperaturen ähnele. Die Chancen, ausreichend Energie bis zum Frühjahr zu haben und damit den Winter zu überstehen, würden dadurch geringer.

Dennoch gebe es weitere Insektenarten wie die Gottesanbeterin, die von den Temperaturen nicht beeinträchtigt würden. Arten, die in den letzten Jahren eingewandert sind, profitieren laut dem Experten von längeren Wärmeperioden im Herbst. Denn im Gegensatz zu den heimischen Arten müssten sie kein Kälteschutzmittel produzieren, sagte Kretschmer dem rbb.

Nach Angaben der Planet-Schule des Südwestrundfunks kann das körpereigene Froschutzmittel Glycerin beispielsweise Marienkäfer vor dem Kältetod retten. "Physikalisch betrachtet, senkt Glycerin den Gefrierpunkt von Wasser" und so würde auch bei Minusgraden die Körperflüssigkeit von Marienkäfern nicht frieren, so die Experten.

Laub kann als Winterschutz für Insekten dienen

Viele Käfer wie zum Beispiel der Marienkäfer, Ameisen und Florfliegen verbringen den Winter in geschützten Orten wie Hohlräumen, Mauerritzen und Dachsparren. Nach Angaben des Nabu finden die Käfer in Gärten oft in Laubhaufen Schutz. Einige Insekten verstecken sich auch in trockenen Stängeln, sagte Kretschmer dem rbb.

Der Insektenforscher rät deswegen Menschen mit eigenen Gärten, die womöglich am Rande eine Hecke oder Wildsträucher stehen haben, das Laub dort liegen zu lassen. Dies sei ein guter Winterschutz für die Wurzeln der Gehölze vor Austrocknung und Frost. Doch man könne auch vielen Insekten in einer dicken Schicht Laub helfen zu überwintern, so Kretschmer.

Schmetterlinge andererseits suchen sich bei kälteren Temperaturen geschützte Nischen, wie zum Beispiel in einem Schuppen, sagte Kretschmer. Er empfiehlt, solange es noch warm ist, die kleinen Öffnungen nicht zu verschließen. "Sie suchen sich dann in solchen geschützten Räumen, wo sie nicht ständig durch Regen nass werden, ihr Winterquartier."

Sendung: Antenne Brandenburg, 03.11.22, 14 Uhr

8 Kommentare

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  1. 8.

    Das sind gute Nachrichten, dann wird meine Frontscheibe nächstes Jahr nicht so dreckig, wenn ich mit meinem Auto durch Brandenburg fahre.

  2. 6.

    Naja, in Berlin werden wohl alle Insekten weniger.. im Umland ist es vielleicht noch was anderes.

    Wir haben auch viele Spatzen bei uns zu Tisch, leider wenige Kohl- und fast gar keine Blaumeisen. Bei meiner Tante im Garten sieht es schon vielfältiger aus.

  3. 5.

    Wir hatten dieses Jahr wieder sehr viele Marienkäfer und Wespen. Beides willkommen und nützlich. Die Populationsschwankungen über die Jahre sind schon mit kräftigen Ausschlägen verbunden. Stellen Sie das auch fest? Das macht es ja so schwierig, solide Bewertungen abzuleiten... Ein Beispiel: Wenn man nichts macht, an den Seen und Teichen, dann gibt es mehr Raubtiere und weniger Singvögel, aber mehr Insekten?

    P.S. Die Ortsansässigen wissen besser, wann man an Ufern Schilf schneidet und wieviel, als so manch "grünlicher Anweiser", der an eine "Nichtstuer Ideologie" so glaubt, als wäre der Mensch nicht Teil der Natur. Und da haben wir Faule und Fleißige noch nicht einmal getrennt...

  4. 4.

    Da wir seit Menschengedenken noch nie einen warmen Herbst hatten ist das nun völlig entsetzlich. Die Klimaschützer sehen sich bestätigt, die Umweltschützer weinen um jeden Schmetterling und das Wetter macht was es will, wie schon immer.

  5. 3.

    Im vorigen Jahr gab es an unseren Fenstern viele Marienkäfer. die reim wollten. Wir haben sie dann in unser Marienkäferüberwinterungshaus auf dem Fensterbrett (mit Laub ausgepolstert)"bugsiert".
    Leider war in diesem Jahr kein einziger Käfer an den Fensterscheiben... auch draußen in der Natur haben wir kaum einen gesehen, sehr, sehr schade!

  6. 2.

    Wollte das Laub am WE entsorgen, werde irgendwie einen Korb oder so aufstellen mit nem Laubhaufen, stört mich ja nicht und hilft vielleicht ein bisschen weiter zum Überwintern.

  7. 1.

    Wenn es den warmen Herbst nicht gegeben hätte, dann wüste man Garnichts darüber zu schreiben?
    Ein wichtiger Hinweis fehlt: Laub nur da liegenlassen, wo der Wind das Zusammenfegen nicht boykottieren kann. "Am Rande eine Hecke oder Wildsträucher" kann das eventuell gegeben sein. Das kann man aber jedes Jahr schreiben.

    P.S. Ob die Experten vielleicht die Natur und die Anpassungsfähigkeit unterschätzen? In den Gärten ist man schon erstaunt, wie überlebt wird...

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