Bewerbung für Zukunftszentrum - Jetzt geht es für Frankfurt in die entscheidende Phase

Fr 20.01.23 | 16:23 Uhr
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Frankfurt stellte die eigene Bewerbung für das Zukunftszentrum vor. (Foto: rbb)
Audio: Antenne Brandenburg | 20.01.2023 | Fred Pilarski | Bild: rbb

Stadt der Brückenbauer – an diesen Slogan wird man vermutlich nicht vorbeikommen bei der Bewerbung Frankfurts um das Zukunftszentrum für deutsche Einheit und Europäische Transformation. Jetzt geht es in die Schlussphase.

Achtung Frankfurt - jetzt wird es ernst! Schnell noch die Kehrmaschinen über die Bürgersteige gejagt: Am Dienstag kommt die Jury für den Standortwettbewerb um das Zukunftszentrum für deutsche Einheit und europäische Transformation in die Oderstadt.

Frankfurt hübscht sich für Jurytermin nicht extra auf

Frankfurts Oberbürgermeister Rene Wilke will sich allerdings keine große Mühe geben, seine Stadt noch extra aufzuhübschen. "Es ist wie bei uns Menschen: Wir haben unsere Verletzungen und unsere tollen Erinnerungen und all das, was wir erlebt haben, formt uns", hob der Linkspolitiker hervor. "Und Frankfurt (Oder) ist eine Stadt mit Kontrasten und Ambivalenzen. Man sieht, wie viel noch zu tun ist. Man sieht aber auch, wie viel sich schon bewegt hat und nach vorne gekommen ist. Und daher gibt es keine Ecke, die ich nicht vorzeigen würde. Aber es gibt ein festes Besuchsprogramm", so Wilke.

Und dazu gehört das große Nichts vor der Stadtbrücke nach Slubice. Der leere Platz soll, wenn es funktioniert, Baugrund für einen architektonischen Leuchtturm werden, der die deutsche Einheit und den Wandel in Europa angemessen widerspiegelt. 200 Millionen würde der Bund bereitstellen.

Schüle sieht einen architektonisch spannenden Ort für Wissenschaft und Begegnung

Und was soll drinnen passieren? Unter anderem exzellente Forschung. "Aber nicht im Sinne eines Elfenbeinturms, sondern im Sinne eines Austausches, im Sinne von Gesprächen, Lesungen, Kunst, Kultur und Begegnung", sagte Brandenburgs Kulturministerin und gebürtige Frankfurterin Manja Schüle am Donnerstag auf einer Präsentationveranstaltung der Frankfurter Pläne in der Landesvertretung Brandenburgs in Berlin.

"Wir wollen Menschen zu Wort kommen lassen, wollen uns einander vorstellen und kennenlernen. Darum geht es bei der Vollendung der Deutschen Einheit und beim Verständnis der europäischen Transformation. Und das wäre genau meine Vorstellung: Ein Stimmengewirr aus vielen unterschiedlichen Sprachen – aber ein gemeinsames Verständnis, wie wir leben wollen zu entwickeln, und zwar in Frieden", so Schüle weiter. Die SPD-Politikerin verspricht sich einen architektonisch spannenden Ort für Wissenschaft, Kultur und Begegnung.

Frankfurter Wissenschaftler sehen Großes

Die Viadrina forscht seit langem zu Osteuropa und zu Grenzregionen, zu Diktatur- und Demokratieerfahrungen. Das Zukunftszentrum könnte das noch viel besser erlebbar machen, sagt Professor Jan Claas Behrends. "Wenn man sich vorstellt, dass Schülerinnen und Schüler aus Baden-Württemberg und/oder aus Bayern kommen und dann sehen: Was ist die Oder? Was ist die deutsch-polnische Grenze? Was ist die Geschichte hier? Ich glaube, das wäre eine Bereicherung für das ganze Land, auch diese Perspektiven zu öffnen", so Behrends.

Dagmara Jajesniak-Quast, ebenfalls Professorin an der Viadrina, scheut sich nicht, für die Wirkung des Zukunftszentrums einen großen Vergleich zu bemühen. "Die Architektur wie zum Beispiel die Elbphilharmonie in Hamburg stelle ich mir als Oder-Philharmonie in Frankfurt mit dem Zukunftszentrum vor. Das könnte tatsächlich ein Magnet sein, warum die Leute nach Frankfurt und Slubice kommen", erklärte die Professorin.

Ob sich Frankfurt dann gegen die Mitkonkurrenten Leipzig, Plauen, Jena, Eisenach und Halle durchsetzt kann, bleibt offen. Voraussichtlich am 14. Februar wird über die Standortwahl entscheiden.

Sendung: Antenne Brandenburg, 20.01.2023, 15:10 Uhr

Mit Material von Fred Pilarski

 

6 Kommentare

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  1. 6.

    "mit der polnischen Stadt Zasiecki" Dieser Stadtteil von Forst ist so unbedeutend, daß er wohl nicht wirklich ausschlaggebend für die Entscheidung sein wird. Die Zusammenarbeit ist gut, aber bringt in dieser Sache wohl nicht wirklich viele Punkte.

  2. 5.

    Die Vorstellungen von Prof. Behrends finde ich als wesentliches Ziel unsinnig. Was an Forschung nun wirklich stattfinden soll, ist auch mehr als schwammig definiert. Mal sehen, ob man damit was gewinnen kann. Wenn es kommt, wird man erst später sehen, wie es sich wirklich entwickelt - da würde ich erstmal offen abwarten.

  3. 4.

    Neben der "Zahlungsfähigkeit der Polen", spielte auch mit, daß Kupferdiebstahl befürchtet wurde und es wohl darauf hinausgelaufen wäre, daß Ffo die gesamten Kosten trägt - so kam es zumindest am Schluß an. Außerdem gab es ja früher eine Straßenbahn bis zum Ostmarkstadion, es wäre also einer Wiedererrichtung gewesen. Außerdem war die neue Stadtbrücke wohl ein Problem für die Schienenführung über diese - war wohl in der Planung keinem in den Sinn gekommen.

  4. 3.

    Ich persönlich würde mich sehr freuen, wenn Ff/O. mit der polnischen Stadt Zasiecki das "Rennen" gewinnen würde. Schon, weil die Zusammenarbeit über/hinüber/mit:) der Oder vorbildlich ist. Ich freue mich persönlich sehr über die Oderbrücke zu gehen und finde das mittlerweile sehr normal. Schon allein deshalb, weil man täglich "zwischen den Welten wandeln kann" und weiß, dass wir gemeinsame Ziele in diesen Städten haben, die keiner Jahrzehnte zuvor für möglich hielt: Schon das allein wäre eine Begründung. Dennoch ist bei aller Begeisterung immer noch nicht klar, was dieses Zentrum für... eigentlich konkret leisten soll. Leider habe ich selbst als interessierter Bürger, kaum eine fassbare Vorstellung. Das sollte bitte mal konkret erläutert werden, liebes rbb24-Team, echt jetzt.

  5. 2.

    Ich sehe den Willen zum Brückenbau in Frankfurt / Oder nicht unbedingt. Immerhin entschieden sich vor etlichen Jahren 82 % gegen eine innerstädtische Schienenverbindung zwischen beiden Teilen der Gesamtstadt, als die es ja begriffen werden sollte. Ein handfestes Misstrauen ggü. einer Zahlungswilligkeit der Polen bei Defiziten spielte dabei die entscheidende Rolle.

    Dennoch auch jetzt: ein achtenswerter Versuch - neben anderen.
    Mir ist die fast schon volksfestähnliche Stimmung in Odernähe 2004 noch sehr lebhaft im Gedächtnis.

  6. 1.

    Den Frankfurtern viel Glück. Die Konkurrenz ist stark. Deshalb ist allein die Beteiligung um eine Großinvestition nicht nur werbewirksam.
    Aber, warum das viele Geld? Wo und wann können wir einen Nutzen messen? Da es unser Geld ist, muss doch eine Erklärung möglich sein, die ein durchschnittlich gebildeter Mitteleuropäer auch versteht ;-)

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