Geflüchtete in Brandenburg - Etwa 50 ukrainische Geflüchtete haben in Bernauer Klinik Arbeit gefunden

Do 23.02.23 | 16:29 Uhr
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Geflüchtete in Brandenburg-Klinik Bernau
Audio: Antenne Brandenburg | 23.02.2023 | Michael Lietz | Bild: rbb

Sie flohen vor Monaten aus der Ukraine und fanden Zuflucht in der Brandenburg-Klinik in Bernau. Nun arbeiten viele ukrainische Geflüchtete für die Reha-Klinik. Ob sie nach dem Krieg bleiben, ist noch ungewiss - die Klinik bräuchte sie, sagt der Geschäftsführer.

In der Brandenburg-Klinik in Bernau (Barnim) arbeiten fast ein Jahr nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine inzwischen etwa 50 ukrainische Geflüchtete. Einige sind in der Reha-Klinik in der Küche oder in der Reinigung tätig, einige wenige sind auch auf Station, als Assistentinnen in Pflege und Therapie.

"Diese Menschen sind wirklich motiviert, möchten weiter Deutsch lernen und sich qualifizieren, vielleicht sogar eines Tages bis zur Pflegefachkraft, bis zum Physiotherapeuten. Und das motiviert uns auch", sagt der Geschäftsführer der Klinik, Kai-Uwe Michels, dem rbb.

Die Brandenburg-Klinik liegt in der ehemaligen Waldsiedlung der DDR-Führung in Wandlitz. Auf dem Klinikgelände wurden seit Kriegsbeginn insgesamt etwa 300 Geflüchtete aus der Ukraine untergebracht. 200 von ihnen wohnen noch dort.

Sprachbarriere bleibt größtes Problem

Eine von den Ukrainerinnen und Ukrainern, die nun in der Klinik arbeiten, ist Xenia Zholud. Die 33-jährige Journalistin floh aus Kiew. Sie sei glücklich, einen Job in der Verwaltung der Klinik gefunden zu haben, sagte sie dem rbb. Die befasse sich vor allem mit den Arbeitsverträgen für die ukrainischen Beschäftigten, mit Mietverträge, Briefen vom Jobcenter oder vom Sozialamt, so Zholud. "Xenia ist unsere Schnittstelle zu allen ukrainischen Mitarbeitern und Bewohnern", erklärte die Leiterin der Verwaltung, Beate Kindsgrab. "Ohne Xenia wäre das so harmonisch und reibungslos nicht möglich."

Laut der Verwaltungschefin sei die Sprachbarriere das größte Problem der ukrainischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Klinik beschäftige momentan vier Deutschlehrer.

Noch unklar, wer nach dem Krieg bleibt

Geschäftsführer Kai-Uwe Michels sagte, die Klinik profitiere von den Geflüchteten. Er glaube auch nicht, dass nach Kriegsende alle ukrainischen Mitarbeiter sofort in ihre Heimat zurückkehren würden. "Ich habe schon den Eindruck, dass von den um die 50 Menschen, die wir heute hier beschäftigen, dass viele davon auch heute sagen werden: Wir bleiben hier."

Auch Verwaltungsmitarbeiterin Xenia Zholud treibt die Frage um, wie es nach einem eventuellen Kriegsende weitergehen könnte. "Ich kann zurück, ja - aber ich denke, ich kann auch hier bleiben. Jetzt habe ich keine Antwort", so Zholud.

Die Brandenburg-Klinik würde trotzdem erneut Geflüchtete aufnehmen, sagte Geschäftsführer Michels - auch wenn sich der Fachkräftemangel damit wohl nur temporär lösen lasse.

Sendung: Antenne Brandenburg, 22.02.2023, 16:10 Uhr

Mit Material von Michael Lietz

16 Kommentare

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  1. 16.

    Der ukrainische Arzt beherrschte einige OP Techniken nicht.

    Die Ausbildung von Ärzten ist in Deutschland wesentlich besser

    Wenn der ukrainische Facharzt sich weiterbildet, sich das Kassenrecht und deutsche Berufsrecht aneignet und perfekt deutsch spricht und schreibt, kann er sich gerne wieder bewerben. In einer Praxis ist es kaum möglich, Ärzte und MFA aus der Ukraine auszubilden.

    Er muss sich dann auch um die Anerkennung seiner Abschlüsse kümmern.

  2. 15.

    Das Problem ist, dass sowohl Politik, wie auch große Teile der Wirtschaft glauben, im Ausland nach deutschem Standard ausgebildete Fachkräfte finden und abwerben zu können. Für mich hat das eine leicht postkoloniale Komponente. Weil wir hier im Land nicht mehr in der Lage sind, Menschen vernünftig aus- und weiterzubilden, wollen wir anderen Ländern diese Fachkräfte entziehen, die dort genau so dringend gebraucht werden und deren Ausbildung diese Länder viel Geld und Energie gekostet hat. Natürlich sind wir auch auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen, das steht völlig außer Frage. Nur die hochqualifizierten Fachkräfte machen meist einen großen Bogen um Deutschland und unsere Politik und Wirtschaft suchen in Wahrheit meistens Arbeitsbüttel für Tätigkeiten, die hierzulande wegen mieser Bedingungen keiner mehr machen will. Das kann so nicht funktionieren.

  3. 14.

    Ja, wenn Sie auf nach deutschem Wissensstand ausgebildete Fachärzte aus dem Ausland warten, werden Sie nie jemanden finden. Die Gesundheitssysteme aller Länder unterscheiden sich deutlich, auch in den westeuropäischen. Allein schon Namen von Medikamenten unterscheiden sich genau so wie die Erwartungshaltung von Patienten, wie und womit sie behandelt werden wollen. Zur Beschäftigung ausländischer Fachkräfte gehört immer auch eine Ausbildung. Das ist nicht nur im Gesundheitssystem so. Wenn die Fachkräfte bemüht und bereit sind, sich dieses Wissen und die hiesigen Besonderheiten anzueignen, sind sie nach relativ kurzer Zeit auch ein Gewinn für die Firma.

  4. 13.

    Das Ukrainer gut ausgebildet sind, stimmt leider nicht

    Ich unternahm in meiner Praxis den Versuch, Ukrainer einzustellen.

    An der Rezeption und als Facharzt

    Die Bewerberinnen für die Rezeption hatten trotz Sprachkurs so schlechte Sprachkenntnisse, dass eine Weiterbeschäftigung nicht zumutbar war.

    Der ukrainische Facharzt besaß ebenso schlechte Sprachkenntnisse. Außerdem liegt er trotz Facharztausbildung deutlich hinter deutschem Wissenstand zurück. Viele Medikamente ect sind unbekannt.

  5. 12.

    Hoffentlich beherrschen diese Mitarbeiter die deutsche Sprache in Wort und Schrift und ohne Dialekt.

    Gerade die Aussprache ist sehr oft das Problem.

  6. 11.

    Kriegsflüchtlinge dürfen nur 3 Jahre bleiben. Daher kann sich kein Ukrainer dauerhaft in Deutschland aufhalten. Sobald der Krieg zuende ist, müssen die zurück. Ein Recht auf Asyl oder dauerhaften Aufenthalt haben Ukrainer nicht

  7. 10.

    Das Problem ist die Sprache. Selbst nach einem Sprachkurs ist vom Beherrschen der deutschen Sprache kein reden. Dazu kommt die grauenvolle Aussprache.

    Und genau das sind sehr oft Hinderungsgründe.

    Gerade bei Ärzten oder bei Pflegepersonal muss die deutsche Sprache genauso beherrscht werden wie es ein Deutscher kann

  8. 9.

    50 von fast 1 Million Ukrainer

  9. 8.

    Ich finde das klasse und zeigt eben genau welche Einwanderung wir brauchen und welche nicht! Ob und wann die Menschen zurück gehen wird sich erst zeigen wenn der Krieg vorbei ist, was leider keiner weiß wann. Wir brauchen aber genauso solche Menschen und keinen überwiegend männlichen Jugendlichen für die wir ein lebenslang dann alles bezahlen und die unseren Staat verachten. Die Herkunft spielt dabei eine klare Rolle , europäische Werte sind die Basis. Das fehlt anderen illegalen Migranten hier

  10. 7.

    " auch wenn sich der Fachkräftemangel damit wohl nur temporär lösen lasse. "

    klar, besser temporär als gar nicht. Aber das Problem bleibt

  11. 5.

    Gut und sehr gut ausgebildete Menschen, die sich fast geräuschlos in unsere Gesellschaft integrieren und gern arbeiten möchten. Wir könnten zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, wenn unser Politiker nicht nur immer leeres Stroh dreschen würden. Diese Menschen haben bei uns im Land Aufnahme gefunden, sind qualifiziert und arbeitsbereit. Was liegt näher, als ihnen dafür beste Bedingungen zu bieten und dringend benötigte Fachkräfte, die ohnehin im Land sind, dadurch zu gewinnen. Die bedauerliche Realitätzeigt uns jedoch täglich, daß wir nicht einmal für einheimische Bürger die Grundvoraussetzungen geschaffen haben - ausreichend Wohnraum, Kinderbetreuung, Schulen, Gesundheitswesen. Wir können es uns leisten, daß eine zunehmendeZahl, gut und sehr gut ausgebildeter Menschen unser Land verläßt, weil die Bedingungen anderswo besser sind, haben fast eine Million gut ausgebildete ukrainische Flüchtlinge, die arbeiten wollen und Herr Heil fährt nach Afrika, um dort für Deutschland zu werben.

  12. 4.

    Hoffe, dass der Krieg bald zu Ende ist und wer will, auch in seine Heimat zurückkehren kann. Wer aber bleiben will, ist herzlich willkommen.

  13. 3.

    Warum sollen sie hierbleiben? Sie müssen nach dem Krieg ihr Land wieder aufbauen, wenn dort keiner mehr zurückkehren wird dann kann man sich auch die Unterstützung für die Ukraine sparen.

  14. 2.

    Ja da ist sehr gut. Ich hoffe auch, dass mehr und mehr Geflüchtete in Deutschland beschäftigt werden und hier bleiben. Eine gute Durchdringung in allen Bereichen unterstützt die Integration und fördert sicherlich die Akzeptanz gegenüber weiteren Flüchtlingen aus anderen Ländern.

  15. 1.

    Das ist eine positive Entwicklung und es freut mich sehr, dass diese Menschen sich so schnell eingelebt haben. Viel Erfolg und alles Gute für alle Ukrainer:innen.

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