Brandenburg - Forstminister: Waldumbau kommt nur schleppend voran

Di 25.04.23 | 16:56 Uhr
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Umweltminister Axel Vogel (Grüne, l.) sieht sich Moorbirken in der Schorfheide an. (Foto: Riccardo Wittig/rbb)
Audio: Antenne Brandenburg | 25.04.2023 | Forstminister Axel Vogel | Bild: Riccardo Wittig/rbb

Brandenburgs Forstminister Axel Vogel kritisiert, dass der Waldumbau nicht schnell genug vorankomme. Der Grünen-Politiker sagte Antenne Brandenburg vom rbb, seit 1990 seien dafür 300 Millionen Euro eingesetzt worden. Dennoch sei der Umbau erst auf knapp 20 Prozent der betroffenen Fläche realisiert.

Brandenburgs Wälder sind auf großen Flächen von Monokulturen geprägt - rund drei Viertel der Bäume sind Kiefern. Für den Waldbrandschutz gelten der Waldumbau von Kiefern- zu Mischwäldern als ein zentraler Schritt. Mehr als die Hälfte der Wälder in Brandenburg ist in Privatbesitz.

Klimawandel macht Brandenburger Wäldern zu schaffen

Zum "Tag des Baumes" wies Vogel zudem darauf hin, dass der Klimawandel den Wäldern erheblich zu schaffen mache. Besonders groß seien die Schäden durch die Dürre. "Seit mehreren Jahren haben wir in 1,80 Meter Tiefe knochentrockenen Boden. Das ist genau die Tiefe, in der die meisten Bäume wurzeln. Und wenn die Bäume kein Wasser mehr über ihre Wurzeln bekommen, dann fangen sie an zu leiden und irgendwann auch zu sterben." Der Dürremonitor des Helmholtz-Instituts könne diese These stützen, so Vogel weiter.

Bei Groß Schönebeck (Barnim) übernahm Vogel am Dienstagvormittag zudem eine Patenschaft für eine Fläche mit Moorbirken, dem "Baum des Jahres 2023". Diese Baumart ist in Brandenburg sehr selten geworden und droht ganz aus der Landschaft zu verschwinden.

Hintergrund ist, dass vielen Moorlandschaften das Wasser fehlt. Aufgrund landwirtschaftlicher Nutzung wurden viele Moorflächen über Jahrzehnte hinweg entwässert. Von insgesamt 243.432 Hektar Moorfläche in Brandenburg sind nach Angaben von Umweltverbänden nur noch 6.000 Hektar intakt. Laut Vogel sind Moorbirken ein Indikator, wie es um Moorlandschaften wirklich bestellt ist. Wenn Brandenburger Moore wieder ein Stück renaturiert, also wieder vernässt würden, könnte es - dort wo es möglich ist - auch wieder wachsende Moore geben. Das wäre ein Achtungszeichen, auch weil es dann wieder mehr Moorbirken geben könnte, hieß es.

Stiftung Naturlandschaften verbessert Waldbrandschutz

Unterdessen teilte die Stiftung Naturlandschaften Brandenburg mit, dass in Vorbereitung der bevorstehenden Waldbrandsaison, in diesem Jahr vier neue Löschbrunnen gebohrt und 56 Kilometer Waldbrandschutzschneisen instandgesetzt wurden.

Wie alle Wälder Brandenburgs litten auch Wildnisgebiete unter zunehmend heißen und trockenen Sommern, so die Stiftung. Ehemalige militärisch genutzte Flächen seien überdies oft noch mit alten Kampfmitteln belastet, die nur teilweise beseitigt werden könnten. Die Wildnisstiftung setzt Waldbrandschutzkonzepte den Angaben zufolge in Zusammenarbeit mit Landkreisen, Feuerwehr, Forstverwaltung und Naturschützern um. Ziel sei es, die umliegenden Gebiete maximal zu schützen und dabei möglichst wenig in naturbelassene Flächen mit hohem Naturschutzwert einzugreifen.

Die Wildnisstiftung ist nach eigenen Angaben eine der größten privaten Eigentümerinnen von Wildnisgebieten in Deutschland. So sichert sie beispielsweise vier ehemalige Truppenübungsplätze für den Naturschutz, unter anderem eine 3.150 Hektar große Fläche in der Lieberoser Heide. Auch in Jüterbog wurde bis 1992 ein Truppenübungsplatz militärisch genutzt. Dort hatte es wiederholt große Waldbrände gegeben.

In Brandenburg gab es im Jahr 2022 laut Innenministerium mehr als 500 Waldbrände. Fünf davon galten als Großschadenslagen. Stark betroffen waren die Landkreise Elbe-Elster und Potsdam-Mittelmark, wo mehrere Hundert Hektar Wald brannten.

Sendung: Antenne Brandenburg, 25.04.2023, 09:00 Uhr

19 Kommentare

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  1. 19.

    Genau das redet man den Menschen ein. Das schlimme Kohlendioxid. Aber das ist nur ein Grund uns es würde durch mehr und gesunde Wälder weitgehend vertilgt.

  2. 18.

    Die Stiftung Naturlandschaften könnte auch mal ihr Käferholz beseitigen! Dann würden die, halbwegs gesunden, Nachbarliegenschaften nicht ebenso in Mittleidenschaft gezogen werden. Wenn der Privatwaldbesitzer die Beseitigung vom Käferholz nicht schnell genug bewerkstelligen kann, bekommt derjenige kostenpflichtige Maßnahmen. Die Stiftung natürlich nicht. Der Käferaspekt wird vom Vogel immer ignoriert, der fordert nur! Und vergesst nicht auch noch das ganz Wild zu beseitigen, damit alle Bäume hochkommen können.

  3. 17.

    Nein, das Verbrennen von fossilem Kohlendioxid und der damit einhergehende Anstieg der CO2 Konzentration in der Atmosphäre verursacht den Klimawandel. Daran ist natürlich der Mensch schuld, aber mit Fichtenmonokulturen hat das relativ wenig zu tun.

  4. 16.

    Dafür, dass Sie angeblich aus Brandenburg stammen Willen, haben Sie erschreckend wenig Ahnung von der Größe der Forste und naturnaher Wälder. Dass zudem jeder Eingriff auch in forstindustriell genutzte Gebiete ausgeglichen werden muss, hat such auch noch nicht bis zu Ihnen herum gesprochen.

  5. 15.

    Steppenartige Zustände sind hier aber eher typisch für Kaltzeiten in dem aktuell noch laufenden Eiszeitalter und nicht so typisch für die Klimaoptima (letztes war war vor rund 8000-10000 Jahren, seit dem wurde es bis jetzt tendenziell kälter). Außerhalb der Eiszeitalter stand Europa sowieso in weiten Teilen unter Wasser als Schärenküste Asiens.

  6. 14.

    Strafarbeit soll ja einen Bezug zur Tat haben... von daher kann Berlin wohl gern 3-4 Millionen Arbeitsstunden für Brandenburger Forste beitragen !

    Morgens um 7 Beginn, und Arbeit im Wald in Brandenburg ! Mehr Würde (für die Sache) geht kaum !

  7. 13.

    Da ist er wieder, der Generalschuldige. Vielleicht ist es umgekehrt? Vielleicht kommt der Klimawandel daher, dass die Wälder zerstört werden? Das ist wahrscheinlicher, denn Wälder kühlen, erzeugen Regen, speichern Wasser und verbrauchen Unmengen Kohlendioxid, wenn er intakt, gesund und vielfältig ist. Sie verwechseln Ursache und Wirkung. Ist ja auch einfacher und gut und leicht nachgeplappelt. Aber leider falsch. An der Waldzerstörung ist nicht der Klimawandel schuld, der Mensch ist schuld und befördert damit den Klimawandel.

  8. 12.

    Warum sollte man den Wald umbauen, wenn man die Flächen für Industrie und Windmühlen/Solar braucht ?

  9. 11.

    Wenn es dem Minister ernst ist mit dem Waldschutz, sollte er als Erstes das Forstgesetz ändern, und die ganzjährig mögliche Abholzung selbst in der Brustperiode stoppen.

  10. 10.

    Der Wald wird schon zügig umgebaut. Nur halt nicht vom Menschen, sondern vom Klimawandel. Und am Ende ist da wahrscheinlich kein Wald mehr, sondern mehr Steppe, wenn man sich die Regenprognosen so ansieht. Aber immerhin kostet das die armen Waldbesitzer auf diese Weise nichts.

  11. 9.

    Zustimmung, es sollte vernünftig abgewogen werden. Auch mit einem Mischwald kann man Geld verdienen und gelichzeitig auch andere Funktionen positiv beeinflussen. I. Allg. wird aber solch ein Wald langsammer wachsen, also später eine Ernte anfallen - das muß beim Übergang beachtet werden. Auch ist der Holzhunger im Markt ungebrochen, das müßte über vermehrte Importe gedeckt werden - da ergibt sich wieder die Frage nach dem Herkunftsgebiet und den Bedingungen dort.

  12. 8.

    Wahnsinn, diese Moral. Der UM Vogel kritisiert etwas, was andere machen und bezahlen sollen. Fehlt bloß noch, terminierte "Vollzugsmeldungen" und dann in den Medien: "WIR haben umgebaut, Brandenburg KÖNNTE Vorreiter sein."

  13. 7.

    Da haben Sie erstmal recht. Es darf aber beim Wald nicht nur um den Ertrag gehen. Der Wald hat viele Funktionen und positive Einflüsse auf die Umwelt. Das ist zu berücksichtigen. Und wer unbedingt auf hohen Ertrag setzt, der sollte sich dann nicht über die selbsterursachten Ausfälle beklagen, denn das begünstigt Borkenkäferbefall, Trockenschäden und Waldbrände. Der Wald muss von der Plantage mit hohem Risiko zum funktionierenden Biotop mit positiven Einflüssen auf unser aller Umwelt umgebaut werden. Dessen sollten sich Waldbesitzer bewusst werden.

  14. 6.

    Da haben Sie erstmal recht. Es darf aber beim Wald nicht nur um den Ertrag gehen. Der Wald hat viele Funktionen und positive Einflüsse auf die Umwelt. Das ist zu berücksichtigen. Und wer unbedingt auf hohen Ertrag setzt, der sollte sich dann nicht über die selbsterursachten Ausfälle beklagen, denn das begünstigt Borkenkäferbefall, Trockenschäden und Waldbrände. Der Wald muss von der Plantage mit hohem Risiko zum funktionierenden Biotop mit positiven Einflüssen auf unser aller Umwelt umgebaut werden. Dessen sollten sich Waldbesitzer bewusst werden.

  15. 5.

    Ich sehe etwas anderes mit eigenen Augen. Zurzeit wird ab- und ausgeholzt ohne Rücksicht, weil Holz gutes Geld bringt. Es wird auch aufgeforstet. Die Kiefern- und Fichtenmonokulturen werden ersetzt durch Lärchen- und Douglasienmonokulturen. Ist das nicht alles Waldumbau? Vielleicht sollte man den Förstern und Waldbesitzern mal erklären, was man mit Waldumbau meint. Ich bin sehr viel draußen. Von dem beabsichtigten Waldumbau ist mir nichts aufgefallen.

  16. 4.

    na wenn die Forste abgebrannt sind, gibt es ja auch keinen finanziellen Ertrag

  17. 3.

    Wie soll das auch klappen?. Es gibt kaum genug anerkanntes Saat- und Pflanzgut. Über 3000 ha sind im vergangen Jahr durch verschiedene Ursachen vernichtet worden und müssen wieder aufgeforstet werden. Der Altersdurchschnitt der Waldbesitzer ist hoch, alleine können Sie keinen Waldumbau bewältigen. Die Förderregularien sind kompliziert und der Waldbesitzer muss immer in Vorkasse gehen. Die Preise für Pflanzen und Zaunmaterial steigen. Durch Baumaßnhmen wird wird Wald umgewandelt und muss an anderer Stelle neu aufgeforstet werden. Idealerweise sollte die Saat erfolgen, aber auch diese Waldflächen müssen vor Wildverbiß geschützt werden.

  18. 2.

    " in diesem Jahr vier neue Löschbrunnen gebohrt und 56 Kilometer Waldbrandschutzschneisen instandgesetzt wurden." Ohne eine Vergleichsgröße kann man da kaum einschätzen, ob das viel oder wenig ist.

  19. 1.

    " Für den Waldbrandschutz gelten der Waldumbau von Kiefern- zu Mischwäldern als ein zentraler Schritt." Das ist ein Punkt. Aber ist der wirtschaftliche Ertrag danach auch auchgegeben? Brandenburger Wälder sind ja zu einem großen Teil Forste und keine natürlichen Wälder.

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