30 Todesfälle - Steigende Vogelgrippe-Infektionen bei Katzen in Polen

Mi 19.07.23 | 19:52 Uhr
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Ein schwarzer Kater ist auf der Jagd nach Vögeln in einem Garten auf einen Baum mit einem Nistkasten zu sehen. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 19.07.2023 | Magdalena Dercz | Bild: dpa/Patrick Pleul

In Polen sterben derzeit mehr und mehr Katzen an der Vogelgrippe. 100 km vor der Landesgrenze zu Brandenburg wurde nun auch der erste Fall identifziert. Die Ursache der Infektionen und somit das Risiko einer Ansteckung ist bislang unklar.

Auch in Westpolen ist nun der erste Fall einer mit Vogelgrippe infizierten Katze registriert worden. Das bestätigte Tierarzt Michal Kromp aus Słubice dem rbb am Mittwoch. Dabei handelt es sich um einen Fall in Sulechow, etwa hundert Kilometer von Frankfurt (Oder) entfernt.

Nach Anordnungen polnischer Tierärzte sollen alle Katzen im Land bis auf weiteres zu Hause bleiben. Mittlerweile sind mindestens 30 Katzen in Polen an dem Vogelgrippevirus H5N1 erkrankt.

Noch am Dienstag meldete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Tod von mehr als 20 polnischen Katzen nach einer Infektion mit der Vogelgrippe. Die Ursache sei die vermehrte Erkrankung von Wildvögeln, die oft von Katzen gefressen werden. In Deutschland gibt es nach Angaben des für Tiergesundheit zuständigen Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) bislang keine H5N1-Nachweise bei Haustieren.

Geflügelfleisch als mögliche Quelle

Neben infizierten Wildvögeln könnte nach Angaben polnischer Virologen auch verarbeitetes Geflügelfleisch in mindestens einem Fall Quelle einer Ansteckung sein. Doch bislang sei unklar, wie der H5N1 Virus in das Geflügelfleisch gelangen konnte, sagte Virologe Krzysytof Pyrc dem rbb.

Derzeit sei bekannt, dass das mit dem Virus infizierte Geflügelfleisch aus einem Haushalt mit mehreren Katzen stammte. Zudem vermute der Virologe, dass Katzen sich auch gegenseitig anstecken können. "Zwar schwer und selten, aber auch dieser Weg ist nicht ausgeschlossen."

Kein Grund für erhöhte Alarmbereitschaft in Deutschland

Nach aktuellem Informationsstand des Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit gibt es derzeit jedoch keinen Hinweis darauf, dass sich Katzen gegenseitig anstecken können. Das teilte Sprecherin Elke Reinking dem rbb am Mittwoch mit.

Zudem sei es unwahrscheinlich, dass infiziertes Geflügelfleisch aus betroffenen Betrieben in den Verkauf gelangen würde. Denn gerade bei Masthähnchen wäre eine Infektion einfach festzustellen, so Reinking weiter. Demnach gebe es in Deutschland derzeit keinen Grund zur erhöhten Alarmbereitschaft. Auch Vorsichtsmaßnahmen, wie Katzen den Austritt ins Freie zu verbieten, hält Reinking in Deutschland erstmals nicht für notwendig.

Viren deuten auf einheitliche Infektionsquelle

Analysen der Viren infizierter Katzen würden daraufhin deuten, dass die Viren alle eng miteinander verwandt sind. "Das spricht auch dafür, dass es eine einheitliche Infektionsquelle gibt oder gegeben hat", sagte Reinking weiter.

Obwohl es das Virus H5N1 schon den zweiten Sommer in Deutschland gibt, seien die Fälle in Polen eine Besonderheit. "Weil es eine regionale Häufung von Fällen bei Säugetieren gibt. Das hat man so bisher in Europa noch nicht gesehen", so Reinking weiter.

Eine weitere eher ungewöhnliche Entwicklung sei, dass das Virus seit zwei Jahren nicht mehr saisonalabhängig sei. "Das heißt, über den Sommer ist das Virus meistens verschwunden. Aber das haben wir nicht mehr. Das Virus hat sich so weit an Wildvögel angepasst, dass es dort die ganze Zeit zirkuliert."

Finnland droht infizierte Nerze zu schlachten

Laut Angaben des Loeffler-Institus wurden in Deutschland in den letzten Jahren insgesamt 17 wild lebende Füchse mit dem Virus indentifiziert. Zudem wurden ein Otter, ein Nasenbär in einem Zoo und drei Seehunde positiv auf das Virus getestet.

In Finnland sollen sich derzeit insbesondere Nerze und Füchse mit dem Vogelgrippevirus anstecken. Demnach erwäge das Land sogar, die Tiere zu schlachten, sagte Virologe Krzysytof Pyrc. Denn das Virus könne schnell mutieren und sich an andere Säugetiere anpassen.

Katzenhalter sollten derzeit Geflügelfleisch vermeiden

Säugetiere seien generell empfänglich für das Virus und demnach sehe das Institut auch kein erhöhtes Gefahrenpotenzial. Dennoch: "Man kann überlegen, wenn man in einem Gebiet wohnt, wo sehr viel Fälle sind bei Wildvögeln, dass man ein bisschen auf seine Freigängerkatze aufpasst", so Heinking. Zudem sollten Katzenhalter möglichst kein rohes Geflügelfleisch füttern - auch aufgrund anderer Erreger.

Auch Tierarzt Kromp aus Slubice rät davon ab, Katzen derzeit mit Geflügelfutter zu füttern. Auch die Kleidung zu wechseln und Schuhe zu säubern soll helfen, denn auch der Mensch könne das Virus ins Haus tragen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 19.07.23, 16:42

Mit Material von Magdalena Dercz

3 Kommentare

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  1. 3.

    Manche Katzen schnappen sich tote Hühner aus Großzuchtanlagen. Die liegen da manchmal herum.
    Bekanntermaßen ist H5N1 ein Virus, der vor allem in Mastanlagen Verbreitung findet.
    Diese Vermutung gab es bereits beim Massentod diverse Zugvogelpopulationen an der Nordseeküste... dass sich da Möwen tote Hühner, Enten was auch immer, geschnappt haben können.

  2. 2.

    "Die Ursache der Infektionen und somit das Risiko einer Ansteckung ist bislang unklar.2
    Nanu, im Artikel ist doch schon gut beschrieben dann, woher der Virus kommt: Von Wildvögeln.
    Und Katzen sind... Wildjäger! Die fliegen zwar den Vögeln nicht hinterher, aber ab und erwischen sie doch mal einen Jungvogel. Viele Kazten sind ja auch freilaufend auf dem Grundstück und Frauchen / Herrchen wissen nicht immer, was die Katerchens auf der Pirsch so alles anstellen.

  3. 1.

    Ich hoffe sehr, dass nicht noch weitere Tiere mit dem Virus angesteckt werden. Es ist traurig für die bereits erkrankten Katzen.
    Mein alter Kater Fridolin geht zwar aufgrund des Alters nicht mehr auf die Jagd, aber er wünscht allen anderen Katzen und Katern ganz viel Gesundheit.

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