132 Infizierte und 11 Tote - Corona-Ausbruch in Bernauer Brandenburgklinik weitet sich aus

Do 23.04.20 | 20:24 Uhr | Von Maximilian Horn
  52
(Die Brandenburg-Klinik in Bernau | Quelle: imago/Jürgen Ritter)
Antenne Brandenburg | 23.04. | Bild: imago/Jürgen Ritter

Nach dem Potsdamer Bergmann-Klinikum hat auch die Bernauer Brandenburgklinik mit einem heftigen Corona-Ausbruch zu kämpfen. Der weitet sich nun auf mehrere Häuser aus. 132 Mitarbeiter und Patienten wurden positiv getestet, elf Infizierte sind verstorben. Von Maximilian Horn

Der Coronavirus-Ausbruch in der Bernauer Brandenburgklinik ist nicht mehr nur auf die Neurologie beschränkt. Wie die Kreisverwaltung Barnim dem rbb auf Anfrage mitteilte, ist nun auch ein Haus der Kardiologie und Orthopädie betroffen.

Nach Angaben der Kreisverwaltung begann der Ausbruch in den Klinikhäusern "Havelland I" und "Havelland II". Diese gehören zum Neurologischen Rehabilitationszentrum. Anfang April seien die ersten Patienten positiv getestet worden, weitere Patienten seien zu dem Zeitpunkt bereits symptomatisch gewesen.

In der Folge wurden Massentests sowohl bei Patienten als auch Mitarbeitern durchgeführt, laut Kreisverwaltung wurden rund 800 Abstriche genommen. Die Tests führten weitere Infektionen zutage. Daraufhin wurden Maßnahmen zur Eindämmung ergriffen, darunter "Maßnahmen der Isolierung, strenges Hygieneregime, strike Personaltrennung", so die Kreisverwaltung.

Nun auch andere Häuser betroffen

Doch wie die Kreisverwaltung dem rbb nun auf Anfrage mitteilte, sind mittlerweile auch das "Haus Berlin" und das "Haus Brandenburg" von der Infektion betroffen. Während ersteres ebenfalls zur Neurologie gehört, sind in zweiterem Patienten der Kardiologie und Orthopädie untergebracht. 

Laut Kreisverwaltung sind im gesamten Klinikum nunmehr 132 Personen positiv auf das SARS-CoV-2-Virus getestet worden - 60 Klinikmitarbeiter und 72 Patienten. Elf der infizierten Patienten seien verstorben, davon fünf in den letzten Tagen. Die Kreisverwaltung weist darauf hin, dass alle verstorbenen Patienten unter schweren, teilweise unheilbaren Vorerkrankungen gelitten hätten. Zumindest sechs der Mitarbeiter sind wieder genesen.

Alle vier betroffenen Häuser der Brandenburgklinik sind mittlerweile geschlossen, so die Kreisverwaltung. Das bedeute, es würden keine Patienten mehr aufgenommen. Und Patienten, die derzeit dort seien, würden nur in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt verlegt oder entlassen. Vonseiten der Kreisverwaltung bestehe "die Forderung, alle Häuser zu kohortieren und die Pläne vorzulegen". Eine rbb-Anfrage an die Klinik zur aktuellen Situation wurde bisher nicht beantwortet.

Mehrere Gründe für den Ausbruch vorstellbar

Der Grund für den Corona-Ausbruch in der Brandenburgklinik ist nach wie vor unklar. In einer früheren Stellungnahme hatte die Klinik einerseits die Möglichkeit infizierter, aber unsymptomatischer Patienten angegeben - oder aber die Infektion von Mitarbeitern im privaten Umfeld. Die Kreisverwaltung weist darauf hin, dass die Klinik im März massiv mit Patienten anderer Krankenhäuser belegt worden sei, die sich auf Covid-19-Erkrankungen hätten vorbereiten müssen.

Außerdem hätten sich Ende März infolge des schönen Wetters unverhältnismäßig viele Personen auf dem Klinikgelände aufgehalten. Dort sei es auch zu Kontakten mit Patienten gekommen. Eigentlich gilt in der Brandenburgklinik seit dem 15. März ein Besuchsverbot. Die Kreisverwaltung Barnim teilte aber auch mit, die Identifizierung des Ausbruchsgrundes werde "trotz intensiver Recherche wahrscheinlich nicht möglich sein". 

Korrekturhinweis: In einer ersten Version dieses Beitrags hatten wir berichtet, in der Brandenburgklinik sei auch das Haus der Kardiologie und Onkologie vom Coronavirus betroffen. Das ist nicht korrekt. In dem betroffenen Haus befindet sich neben der Kardiologie die Orthopädie. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.

Was Sie jetzt wissen müssen

Beitrag von Maximilian Horn

52 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 52.

    Vielen Dank für Ihren Kommentar!
    Ich werde heute im Zuge meines Examens zur Physiotherapeutin in Neurologie in Haus Berlin in der Brandenburgklinik geprüft werden.
    Aufgrund dieser Situation sind meine Nerven angespannt und ich wankte auf dem schmalen Grat zwischen irrationaler Panik und gesundem Menschenverstand.
    Dank Ihnen werde ich mit Herz und Köpfchen an die Sache gehen.

  2. 51.

    Sorry, aber bitte veröffentlichen Sie trotzdem - oder auch gerade deshalb - auch viel mehr "leichtere" Verläufe, "andere" Erfahrungsberichte, individuelle Symptome. Konsequente Früherkennung schient unklar. Es gibt Berichte v. Patienten, d. es nach Tagen d. Sedierung am Atemgerät überstanden haben. Diese Leute können berichten. Es heißt, es geht um d. absolute, radiakle, sofortige Ernstnehmen v. allerkleinster Schwächung, die sich angeblich erst scheinbar wie 1 "normale" Erkältung anfühlt & daß derjenige nicht realisert hat, daß er vorher doch schon irgendwie bissel geschwächt, k.o. angeschlagen war./ Es geht (nur) um das Faß, was zum Überlaufen kommt: Alle tragen das Virus in sich. & jeder schleppt es mehr oder weniger hin & her, zusammen mit anderen Erregern. Jeder hat 1 indiv. "Maß", wann d. Erreger-Spiegel, die (Über-) Dosis im Organismus "kippt", wann es zu viel ist. Es geht um d. förderliche Milieu, was begünstigt, daß d. Faß noch schneller überläuft & was die Abwehr stärkt.

  3. 50.

    Die Schuldigen, die es soweit haben kommen lassen und sich aus der Verantwortung entlassen haben ist der Staat.Privatisieren,Privatisieren und nochmals Privatisieren. Keine Kosten mehr, dafür aber ein marodes und heruntergekommenes Gesundheitswesen. Dieser Fehler ist schnellstens zu korrigieren, damit Deutschland wieder ein Gesundheitssystem bekommt, das schon einmal da war.Mit der Privatisierung hätten sich die Verantwortlichen an einer
    Hand abzählen können was danach geschieht. denn die Geldgier dieser Leute geht wie wir sehen können, über Leichen.

  4. 49.

    Oh nein,ich kann auch nur warnen!Für uns ist es leider zu spät!Aber für alle die,die vor der gleichen Situation stehen!!Ab in eine andere Klinik!

  5. 48.

    Nun wird für Brandenburg eine Verdopplung der Neuinfekte sowie ein irrer Anstieg der Toten gemeldet, so plötzlich, von heute auf Morgen... "Am Samstag teilte das Gesundheitsministerium mit, dass innerhalb von 24 Stunden zwölf Patienten in Zusammenhang mit Covid-19 verstorben sind. Das entspricht einem Anstieg von mehr als zehn Prozent auf nun 125 Todesfälle."
    Soso, da sind die Fälle tatsächlich JETZT ERST gemeldet worden! Und nun bekommen wir Brandenburger wieder die Keule, wie Mundschutz und so, dabei sind das Altfälle, die in einer Klinik ohne Krisenmanagement schon über Wochen verstorben sind!!

    Unfassbar, wie man betuppt wird, wie Panik geschürt wird mit Daten, die so nicht stimmen.

    Habe es gestern schon versucht, beim Fallzahlen-Artikel zu kommentieren, dass die meisten Fälle in Brandenburg von Altenheimen und Kliniken kommen, wurde leider zensiert und nicht freigeschaltet.

    Freunde, wacht auf, passt auf, hier läuft was, und das ist nicht gut so....

  6. 47.

    Nee, das glaube ich nicht. Bis der letzte Berliner das begreifen will, in ca. 1 -2 Jahre, haben wir schon wieder eine neue Seuche am Hals. Die Betonung liegt auf will! Erst kommen noch mal 1000 Tote, dann wieder Grundrechte, dann wieder 1000 Tote.

  7. 46.

    Hallo Petra, wie schon geschrieben gehört das Herzzentrum nicht zur Rehaklinik. Also den Termin unbedingt wahrnehmen.
    Und alles Gute!

  8. 45.

    Es handelt sich um oben genannten Artikel um die Rehaklinik in Wandlitz. NICHT das Herzzentrum in Bernau. Dies sind 2 völlig unterschiedliche Einrichtungen die in keinster Weise miteinander verglichen werden können und sollten.

    Ich würde den Termin wahrnehmen und das ohne bedenken. Dort sind sie bestens aufgehoben.

  9. 44.

    Nein, davon gehe ich nicht aus. Jedoch sollten wohl in einer Rehaklinik weniger zeitkritische Geschehen vorkommen als in einem Akutkrankenhaus.

  10. 43.

    Es tut mir leid für ihren Freund ,aber wer sagt ihnen nicht das er das Virus mit in die Reha gebracht hat?Die Menschen die betroffen sind mit Verwandten ,Freunden ,Bekannten sind natürlich traurig und besorgt und auch wütend. Aber ich denke man sollte fair bleiben und so viel Anstand haben und nicht die Situation ausnutzen um unsinnige Kommentare und Schuldzuweisungen zu äußern. Denn die Symptome haben erst mit den massiven Neuaufnahmen aus den umliegenden Krankenhäusern begonnen.Aber das woher ist eh egal da das Virus überall ist,vielleicht haben es jetzt auch die letzten begriffen.

  11. 42.

    Der wichtigste Artikel des Tages wurde ganz nach hinten verschoben!
    Die Brandenburger Fallzahlen werden fast ausschließlich von Klinikmitarbeitern, Klinikpatienten und Angehörigen, Seniorenheim-Bewohnern, Seniorenheim-Angestellten und Leihpflegern rekrutiert! Wir tragen jetzt ALLE Mundschutz, AUSSER im KH und in der Pflege!
    Was genau läuft da schief?
    Und woher kommen diese nicht-deutsch-sprechenden Ärzte und Angestellten????

    Unfassbar. Die Zustände dort in den Kliniken und die daraus gezogenen Konsequenzen: das Kujonieren der gesamten Bevölkerung wegen einiger unfähiger Titel-Träger!

  12. 41.

    auch ich bin vorbelastet und habe in der kommenden Woche einen Termin in einer Klinik in Bernau (Herzklinik) Dieser Termin besteht schon vor der Corona Zeit. Bei dem was ich lese kommt die Angst immer mehr hoch.
    Um sicher zu gehen werde ich diesen Termin absagen. Zu großes Risiko mit dem Virus angesteckt zuwerden.

  13. 40.

    @Randberlinerin: Sie gehen also davon aus, dass es in Reha-Kliniken nicht zu "zeitkritischen Geschehen" kommen kann? (oder verstehe ich Ihren Kommentar falsch?) ... Natürlich kommt es sowohl in der Frühreha als auch allen anderen Klinikbereichen (nicht nur) bei Senioren zu Stürzen, schwankenden Vitalwerten etc. ... Eigentlich müssten wir alle (Pflegenden, Ersthelfer bei Unfällen ...) im Umgang mit allen Menschen zunächst "so tun", als ob wir selbst oder die anderen Menschen alle Corona-Positiv sind (uns so verhalten, mit allen Hygiene- und Abstandsregeln).... denn KEINER weiß, ob ein anderer Mensch, mit dem er zu tun hat (oder tagsüber in der Freizeit zu tun hatte), bereits symptomlos infiziert ist, oder nicht ... DAS ist der Feind, nicht WIR (Menschen)! DESHALB bin ich (noch lange) gegen Lockerungen der Abstandsregeln und Öffnung von "Menschenansammlungen" ...

  14. 39.

    Umso mehr hätte man die Patienten auf Krankenhäuser verteilen müssen!

  15. 38.

    Die Brandenburgklinik ist KEIN Akutkrankenhaus.

    Neurologische Patienten werden also aus Akutkrankenhäusern dorthin zur FRÜHREHA gebracht, um sie wieder fiter zu machen.
    Somit dürfte eine NotfallEinlieferung nur im absoluten Ausnahmefall erfolgen.
    Ansonsten ist die weitere Klinik ... sind ja mehrere Häuser... eine Rehaklinik. Somit sollten alle ... auch neuen ... Patienten und Personal schon vor Wochen auf Corona getestet worden sein. Wie immer geht's ums Geld und das kostet in diesem Fall Menschenleben.

  16. 37.

    Persönlich bin ich schon auf die Kommentare gespannt, wenn es auch an weiteren, bisher "als gut" bekannten Kliniken zu gehäuften Corona-Infizierungen kommt ....... ÜBERALL, wo viele Menschen ein- und ausgehen, wo geschwächte Menschen zusammen sind, wo "weniger" oder "gar nicht" auf ABSTANDSREGELN geachtet werden KANN (in vielen Bereichen der Pflege, Versorgung und Betreuung ist es schlicht unmöglich, 1,5 m Abstand zu halten!), ist die Gefahr von höheren Infektionszahlen zu rechnen. Umso weniger können Hygieneregeln wirklich eingehalten werden, je höher der Zeitfaktor als Stress vorhanden ist ... dies ist bei Notfällen aller Art der Fall! Kreislaufzusammenbrüche, ausfallende Vitalwerte etc. führen auch auf Intensivstationen zu zeitkritischen Geschehen, in denen es NICHT immer möglich ist, sich kurzfristig gesamt zu "verkleiden" ... und es ist auch keinem Menschen möglich, die ganze Nacht über (8 Std Schichten und mehr), in Handschuhen, Maske und ISO-Kittel zu verbringen.

  17. 36.

    Das hat nichts mit dem DDR Regime zutun. Ich persönlich kann nur vom Haus Havelland I und II berichten. 99% der Ärzte und des Pflegepersonals verstehen kaum deutsch, bei manchen Ärzten/ innen fragt man sich wo und wie diese zu ihrem Titel gekommen sind. Diese Abteilungen glänzen mit Ignoranz und Inkompetenz wie man es sich kaum vorstellen kann. Der Träger ist privat also geht es um Kohle und möglichst wenig Ausgaben. Mehr braucht man nicht zu sagen denke ich

  18. 35.

    Weil in Brandenburg immer noch nach den alten DDR Machenschaften gearbeitet wird. Täuschen, tarnen und verpissen!

  19. 34.

    Warum immer wieder Brandenburg??????????
    Weil es Tatsache ist, dass hier völlig falsch und viel zu spät reagiert wurde, ansonsten wären keine Todesfälle zu verzeichnen.

  20. 33.

    Genau dieser Meinung bin ich auch. Mein Freund ist nach einer Herz OP dort zur Reha gekommen und liegt nun im Krankenhaus Bernau, weil er nun auch den Virus hat und aufgrund seiner Vorerkrankungen ist es mehr als wahrscheinlich, dass er es nicht übersteht.

Das könnte Sie auch interessieren