Coronavirus - Warum es in Frankfurt (Oder) so wenige Infektionen gibt

Di 07.04.20 | 10:27 Uhr | Von Tony Schönberg
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Mitarbeiter in der Teststelle bei der Einweisung (Bild: rbb/Tony Schönberg)
Audio: Antenne Brandenburg | 06.04.2020 | Bild: rbb/Tony Schönberg

Im Brandenburg-Vergleich zählt Frankfurt (Oder) bislang nur wenige Infektionen mit dem Coronavirus. 14 sind es derzeit. Und trotzdem gibt es auch in der Oderstadt Probleme mit Schutzausrüstungen und Desinfektionsmitteln. Ein Lagebericht von Tony Schönberg

Vergleichsweise wenige Coronavirus-Patienten zählt derzeit die Stadt Frankfurt (Oder): Vor zwei Wochen wurden dort sechs neue Infizierte ermittelt, in der vergangenen Woche waren es acht weitere. Damit liegt die Gesmtzahl der bestätigten Coronavirus-Fälle in der Oderstadt derzeit bei 14 (Stand 7. April, 10 Uhr). Eine niedrige Zahl für eine Stadt mit nahzu 60.000 Einwohnern.

Auch die Lage im Klinikum Markendorf ist vergleichsweise entspannt: Dort liegen derzeit drei Betroffene, einer davon wird intensivmedizinisch betreut. Weitere 14 Intensivbetten stehen zur Verfügung. Die anderen Infizierten sind in häuslicher Isolation. Im Vergleich zum Rest Brandenburgs seien diese Zahlen sehr überschaubar, bestätigt der Mediziner Steffen Gerecke vom Zentralen Testzentrum in Frankfurt (Oder).  

Die Nachfrage nach Corona-Testungen hat dort nach anfänglicher Auslastung stark nachgelassen. Waren es Anfang März noch 50 Personen pro Tag, hätten zuletzt nur noch etwa zwölf Menschen einen Test durchführen lassen, hieß es aus dem Zentrum auf Anfrage des rbb. Darum haben die Betreiber, die Kassenärztlichen Vereinigung und die Stadt Frankfurt, entschieden, die Öffnungszeiten auf zwei Stunden am Nachmittag zu reduziert. 

Frühes Eingreifen ein Grund für niedrige Zahlen

Oberbürgermeister René Wilke sieht die Gründe für die niedrige Erkrankungsrate in "glücklichen Umständen", wie er in einer Pressemitteilung [frankfurt-oder.de] schrieb. Für das Frankfurter Gebiet kamen seiner Einschätzung nach die Maßnahmen der Bundesregierung rechtzeitig. Auch die Einwohner hätten sich zum allergrößten Teil vorbildlich an die Ausgangs- und Abstandbeschränkungen gehalten.

Auch Arzt Steffen Gerecke betont, der Kontakt zu Infizierten habe schon in einer frühen Phase minimiert werden können. Seit Anfang April gilt außerdem ein neuer Bußgeldkatalog, der Verstöße gegen die landesweiten Beschränkungen ahndet. Er sieht Strafen zwischen 50 und 10.000 Euro vor.  

Außednelle für Corona Test Frankfurt von außen
Bild: Tony Schönberg/ rbb

Auch weniger Studierende sind ein Faktor

Zudem sei ein nicht unerheblicher Faktor, dass momentan nur wenige Studierende und Berufspendler unterwegs seien. So kämen aus Städten und Gebieten mit höheren Fallzahlen weniger Infizierte nach Frankfurt.

Einen weiteren Grund sieht Steffen Gerecke in den Winterferien, die in diesem Jahr sehr früh begannen. Zu der Zeit sei das Risiko in Österreich und Südtirol noch überschaubar gewesen, so der Allgemeinmediziner. Hinzu komme, dass in der Oderstadt viele ältere Menschen leben, die weniger mobil seien und deshalb öfter zu Hause blieben. Auffallend sei außerdem, dass es in Frankfurt (Oder) derzeit auch nur wenige Erkältungen im Umlauf seien, vermutet Gerecke.

Kein Grund nachzulassen

Trotz der niedrigen Fallzahlen in Frankfurt (Oder) warnt der Mediziner Gerecke davor, schon jetzt die Beschränkungen zu lockern. Besonders Alten- und Pflegeheime seien akut gefährdet: "Pflegeheime und Kliniken benötigen zwingend Schutzausrüstungen und Desinfektionsmittel. Die Materiallage im Testzentrum ist gut. Masken sind genügend vorhanden und Schutzanzüge wurden von einer Firma zur Kampfmittelräumung gespendet. In anderen Einrichtungen ist die Lage aber weitaus prekärer", betont Gerecke. Vergangene Woche sei Schutzausrüstung in Frankfurt eingetroffen. Diese sei an Pflegeeinrichtungen verteilt worden, reiche jedoch nicht annähernd für deren Bedarf.

Anlaufstellen für potentiell Betroffene

Menschen, die bei sich eine Infektion vermuten, sollten sich an die Nummer 116 117 wenden. Für Fragen oder Hinweise in Frankfurt (Oder) und Umgebung wurde von der Stadtverwaltung eine Corona-Hotline eingerichtet. Zu erreichen ist die unter 0335-5521234 oder unter der Mailadresse hotline@frankfurt-oder.de.

Eine polnischsprachige Beratung ist ebenfalls möglich.

Wer sich testen lassen möchte, braucht eine Überweisung vom Hausarzt oder von dort eine schriftliche Anmeldung aus der Praxis. Die zentrale Corona-Abklärungsstelle am Karl-Ritter-Platz hat Montag bis Freitag von 14 bis 16 Uhr geöffnet.

Sendung: Antenne Brandenburg, 06.04.2020, 17:30 Uhr

Beitrag von Tony Schönberg

4 Kommentare

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  1. 4.

    Korrekt, Adrian.
    Der Virus wäre ausgerottet und die Bevölkerung ebenso.
    Guter Vorschlag, aber das geht natürlich nicht. Ohne Verbraucher stagniert die Wirtschaft.

  2. 3.

    Wenn tatsächlich ALLE drei oder vier Wochen zuhause bleiben könnten wäre der Virus anschließend ausgerottet. Das geht aber natürlich nicht.

  3. 2.

    Wie wäre es denn, wenn man hier mal flächendeckend alle Einwohner testen würde?
    Bei 60.000 ist das ja überschaubar. Man hätte dann mal eine Möglichkeit, zu schauen, wieviel Prozent der Bevölkerung ohne Symptome trotzdem Corona haben.

  4. 1.

    Wenn man die Öffnungszeiten noch weiter reduziert, haben wir bald überhaupt keinen Infizierten mehr ?!?

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