Corona-Pandemie - Polnische Fahrer fehlen im Warenverkehr

Do 02.04.20 | 08:34 Uhr
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Spediteur Micheal Lange steht vor einem seiner türkisen LKWs
Audio: Antenne Brandenburg | 02.04.2020 | Bild: rbb/Michel Nowak

Aufgrund der Reisebeschränkungen fehlen auch in Brandenburger Speditionen die polnischen Arbeitskräfte. Noch können einheimische Fahrer Lücken schließen. Die Lage könnte sich jedoch zuspitzen, heißt es aus einem Frankfurter Unternehmen.

Polen hat die Bestimmungen für die Pendler zwischen Brandenburg und dem Nachbarland noch einmal verschärft. Jetzt sollen Einreisende, die beispielsweise aus Deutschland kommen, nicht nur 14 Tage in häuslicher Quarantäne bleiben, sondern in der eigenen Wohnung auch mit anderen Familienmitgliedern nicht in Kontakt kommen. Polnische Arbeitnehmer stehen daher vielerorts vor der Frage, ob sie überhaupt noch in Deutschland zur Arbeit gehen.

Viele polnische Fahrer bleiben zu Hause

Bei der Spedition "T&P Transport Logistik Service" aus Frankfurt (Oder) kommen die meisten der polnischen Kollegen darum erst einmal nicht zur Arbeit. Selbst wenn ihnen ein Hotelaufenthalt bezahlt werde und sie extra Tagegeld bekommen, bleiben die Mitarbeiter aus Polen lieber zu Hause, sagt Geschäftsführer Michael Lange. Er habe seinen Kollegen entsprechende Angebote unterbreitet, sagt er - die polnischen Fahrer entschieden sich in den meisten Fälle jedoch dagegen. Viele von ihnen hätten Familien mit Kindern und müssten deren Betreuung gewährleisten. Eine zufriedenstellende Lösung habe der Betrieb noch nicht gefunden.

Einheimische Fahrer bewältigen gesunkenes Volumen

Für die Frankfurter Spedition sei dies zunächst kein großes Problem. Noch gäbe es genug Mitarbeiter aus Ostbrandenburg, die die Laster fuhren. Solange auch das Volumen der Transportgüter zurückgeht, sei die derzeitige Situation zu bewältigen, bilanziert Michael Lange. Fielen allerdings weitere Kollegen krankheitsbedingt oder aus anderen Gründen aus, könne es kritisch werden.

Derzeit gebe es weniger Fahrten für die Zulieferindustrie, sagt der Geschäftsführer des Frankfurter Logistikunternehmens. Er merke vor allem in industriellen Bereichen, in dem das Transportunternehmen die Zulieferung für große Betriebe mache, Rückläufe. Und auch bei Paketdiensten gäbe es sinkende Tendenzen.

Um mehr als 20 Prozent sei die Auftragslage zurückgegangen, weil zum Beispiel Autozulieferer nicht mehr produzieren. Zwar würden aktuell etwas mehr Paket-Bestellungen von Privatpersonen aufgegeben; Michael Lange zufolge laufen aber die Zulieferketten der Industrie nicht mehr rund. 70 Prozent der Fahrten würden für Geschäftskunden getätigt. Diese hätten ihre Geschäfte jedoch geschlossen und bestellten darum kaum noch Ware. Wenn es Bestellungen gibt, wird jetzt direkt über den Versender an den Kunden geliefert und nicht erst bei den Geschäften abgegeben, erklärt Lange.

Internationaler Transit ohne Quarantäne

Im Umkehrschluss bedeutete das für Speditionen, die für die Industrie fahren, aktuell weniger Arbeit. Im internationalen Transitverkehr dürften polnische Spediteure hingegen weiterhin unterwegs sein, wie auch die Deutsche Vertretung in Polen auf ihrer Internetseite [polen.diplo.de] bestätigt. Auch mit den verschärften Corona-Regeln gabe es für Fahrer im Personen- und Güterverkehr Ausnahmen von der Isolationsregelung.

Sendung: Antenne Brandenburg, 02.04.2020

1 Kommentar

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  1. 1.

    Im engem Schulterschluss mit der deutschen Regierung, haben Spediteure deutsche LKW Fahrer auf die Straße gesetzt! Im weiteren wurden, um Steuern zu sparen und harte TÜV Bedingungen zu umgehen, die LKW Flotten in östlichen EU Ländern zugelassen. Nun haben wir, wegen der geschlossenen Grenzen, einen Engpass! Ist eigentlich wie mit dem ganzen Rest der deutschen Industrie. Auch bei den Reedereien sieht es so aus.

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