Neue Grenzregelungen - Polnische Schüler können zum Unterricht nach Deutschland

Mo 04.05.20 | 12:21 Uhr | Von Stefan Kunze, Studio Frankfurt
Polnische Schülerinnen und Schüler ziehen am 3. Mai 2020 ins Internat nach Frankfurt (Oder) (Quelle: rbb/Stefan Kunze)
Audio: Inforadio | 04.05.2020 | Stefan Kunze | Bild: rbb/Stefan Kunze

Schüler, Studierende und bestimmte Arbeitnehmer aus Polen müssen jetzt nicht mehr für 14 Tage in Quarantäne, wenn sie in Deutschland waren. Für viele eine Erleichterung - gerade weil auch auf deutscher Seite wieder mehr Klassen beschult werden. Von Stefan Kunze

Für polnische Bürger, die in Deutschland arbeiten, studieren oder zur Schule gehen, gelten seit Montag neue Regeln: Laut einer Verordnung der polnischen Regierung müssen Pendler bei ihrer Rückkehr nach Polen nicht mehr wie bislang für 14 Tage in Quarantäne.

Abiturienten wohnen im Internat

Weil bislang diese strenge Regelung galt, waren seit zwei Wochen bereits 21 polnische Abiturienten in Frankfurt (Oder) für die Dauer der Klausur-Prüfungszeit in einem Internat untergebracht. Sie besuchen das Frankfurter Karl-Liebknecht-Gymnasium.

Am Montag begann dort nun aber auch wieder der Unterricht für die Jahrgangsstufen 9 bis 11 - und damit für weitere rund 70 polnische Schülerinnen und Schüler. Die Zehntklässlerin Nele aus Lebus findet es "schön, sich wiederzusehen und traurig, dass man sich nicht umarmen kann", sagt sie. Seit zwei Monaten hatten sich die Schüler nicht gesehen.

Schüler überquerten sonst täglich die Grenze

"So lange in der Quarantäne, das wurde schon etwas langweilig und ich vermisse auch langsam die Leute aus der Schule", sagt auch der 17-jährige Julian, der in Frankfurt (Oder) in die 11. Klasse geht. Er stammt aus Warschau, andere kommen aus Posen oder Gorzów. Sie wohnen - normalerweise - während der Schulzeit in Slubice im Internat und überquert dann täglich die Grenze. Bis vor zwei Monaten.

Weil wegen der Corona-Pandemie sowohl auf deutscher als auch auf polnischer Seite die Schulen geschlossen waren, wurden in den vergangenen Wochen die insgesamt 72 polnischen Schüler der Jahrgangstufen 9 bis 11 und ihre deutschen Mitschüler online unterrichtet, sagt der Frankfurter Schuldirektor Torsten Kleefeld. "Das ersetzt aber nicht den Unterricht, den man in der Schule durchführt 1:1", sagt er. Es gebe - gerade in der gymnasialen Oberstufe - wichtige Dinge, die in der Gemeinschaft besprochen werden müssten. "Und ganz wichtig: Wir brauchen auch ein Bild über das Leistungsvermögen. Sprich, wir müssen Leistungsbewertungen durchführen." Das sei im Home-Schooling überhaupt nicht möglich.

Stadt Frankfurt stellt Wohnheime zur Verfügung

Nun werden die Corona-Auflagen auf beiden Seiten der Grenze gelockert - Probleme gibt es dennoch. "In Polen sind die Schulen immer noch geschlossen", sagt Julian. Somit sei auch das Internat auf polnischer Seite geschlossen. "Die, die sowieso in Slubice wohnen, haben kein Problem", schildert Julian - diese Schüler könnten nun ja jeden Tag die Brücke überqueren, wenn sie die Grenze öffnen. Er als Warschauer braucht eine andere Unterkunft.

Die Stadt Frankfurt stellt daher - finanziell unterstützt vom Land Brandenburg - bis zu den Sommerferien zwei weitere Wohnheime als Internatsunterbringung zur Verfügung. Julian aus Warschau zieht jetzt ins Gästehaus des Überbetrieblichen Ausbildungszentrums. Das Angebot, auf deutscher Seite ins Internat zu ziehen, sei auch Schülern aus der unmittelbaren Grenzregion angeboten worden, sagt Schuldirektor Torsten Kleefeld. Stand jetzt werden etwa 45 der rund 70 polnischen Schüler wohl bis zu den Sommerferien in Frankfurt wohnen.

Eine offene Grenze sieht dennoch anders aus. Für Freizeit- und Einkaufspendelnde gelten die Lockerungen nicht; nur wer aus beruflichen, dienstlichen oder gewerblichen Zwecken in das polnische Staatsgebiet reist, ist von der Quarantäne-Pflicht weitgehend befreit. Für medizinisches Personal und Menschen, die in Sozialhilfeeinrichtungen arbeiten, gilt sie weiterhin. Und die derzeitigen Grenzkontrollen erfallen mit der neuen polnischen Verordnung auch nicht - sie sollen voraussichtlich noch bis zum 13. Mai beibehalten werden.

Was Sie jetzt wissen müssen

Sendung:  Inforadio, 04.05.2020, 10:30 Uhr

Beitrag von Stefan Kunze, Studio Frankfurt

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