Quarantäneregeln entfallen - Medizinisches Personal aus Polen darf wieder pendeln

Mi 20.05.20 | 14:35 Uhr
Pawel Borsztynowicz ist polnische Pflegekraft in Frankfurt (Oder).
Video: Brandenburg Aktuell | 19.05.2020 | Michael Lietz | Bild: rbb / Brandenburg Aktuell

Polnische Pendler, die in der Medizin und Pflege arbeiten, dürfen nun wieder ohne 14-tägige Quarantäne nach Polen zurückreisen. Die betroffenen Pendler sind erleichtert, machen der polnischen Regierung aber auch Vorwürfe. Von Michael Lietz

Endlich wieder morgens mit dem Fahrrad über die Frankfurter Stadtbrücke, von zu Hause in Słubice zur Arbeit nach Frankfurt (Oder) und abends zurück. Pawel Borsztynowicz war bald zwei lange Monate nicht bei seiner Familie und damit getrennt von seiner Frau und seinem sieben Monate alten Sohn.

Der 33-Jährige arbeitet als Pfleger im Heim des Arbeiter-Samariter-Bundes in Frankfurt. Borsztynowicz führt aus: "Ich dachte, dass die Situation vielleicht kurz andauern wird, ein oder zwei Wochen. Dann aber war das viel länger. Und die Trennung von Frau und Kind wurde jeden Tag schlimmer. Am Ende war es ganz schwierig, es psychisch auszuhalten."

Pendlerwohnungen fallen weg

Mehrere Wochen konnte das medizinische Personal aus Polen nicht ohne Probleme die Grenze überschreiten. Für sie galt auch nach den ersten Lockerungen Quarantänepflicht. Erst am Sonntag hat Polen die Regelung erweitert.

Borsztynowiczs Arbeitgeber Lars Kleedehn suchte eine Lösung für dieses Problem - er stellte den polnischen Mitarbeitern Wohnungen in Frankfurt. Drei der fünf Pflegekräfte nahmen das Angebot an. Kleedehn ist dankbar für die Bereitschaft der Arbeitskräfte, "dass sie das Opfer auf sich genommen haben, um von ihren Familien getrennt zu sein." Jetzt ist es wieder möglich die Wohnungen für die Pendler abzumelden und in voller Besetzung zu arbeiten.

"Schikane gegenüber dem Pflegepersonal"

Für hunderte polnische Fachkräfte kehrt damit Normalität zurück. Auch für Radoslaw Skorczewski. Der Kardiologe arbeitet im Klinikum in Schwedt und wohnt in Stettin. Sauer ist er nach wie vor darüber, dass ausgerechnet das medizinische Personal in Polen in den letzten Wochen wenig Anerkennung erfahren habe: "Die ganze Situation, die aktuell in Polen abläuft, macht uns überhaupt nicht glücklich. Die letzten Wochen haben wir als Schikane gegenüber dem Pflegepersonal empfunden."

Dass die Quarantäne-Lockerungen dauerhaft Bestand haben, daran wollen derzeit noch nicht so viele Pendler glauben. Pfleger Pawel Borsztynowicz hat seinen Koffer jedenfalls noch nicht wieder mit nach Hause genommen.

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