Corona-Hilfe in Brandenburg - Wie Mikro-Stipendien Künstlern helfen können

Mo 08.06.20 | 17:18 Uhr | Von Larissa Mass
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Band O’Sisters nehmen Corona Kredite
Video: Brandenburg Aktuell | 10.06.2020 | Larissa Mass | Bild: Larissa Mass/ rbb

Solo-Selbstständige Künstler ohne Betriebskosten hatten bisher kein Anrecht auf staatliche Corona-Hilfspakete. Betroffene in Brandenburg können allerdings auf ein Instrument zurückgreifen, das ihnen wenigstens ein bisschen Luft verschafft. Von Larissa Mass

Scarlett O’ stimmt in einen Chanson-Gesang mit ihrer Bandkollegin ein. Alles nach Vorschrift mit zwei Metern Abstand. Ihre frischgegründete Band "O’Sisters" üben zusammen an selbstgeschriebenen Songs. Neben den eigenen Auftritten organisiert die Musikerin aus Garzau-Garzin (Märkisch Oderland) auch eine Veranstaltungsreihe. Die heißt "Sinneswandel" und findet bei Scarlett O' daheim auf einer Wohnzimmerbühne und im Garten statt. Auch das fällt nun seit Wochen weg. Für die einkommenslose Zeit musste sie einen Kredit aufnehmen. Denn als Solo-Selbstständige ohne Betriebskosten fiel sie nicht in das Soforthilfeprogramm des Landes Brandenburg.

Unterstützung bei neuen künstlerischen Projekten

Mit ihrem Trio und einem weiteren Musikprojekt zusammen mit ihrem Mann kann sie zurzeit nicht auftreten. Das Mikro-Stipendium des Brandenburgischen Kulturministeriums hilft ihr jedoch dabei, die Projekte weiter auszubauen. Mit der 1.000 Euro-Sofortauszahlung kann sie nun die Arbeit an ihren estehenden Musikprojekten weiter finanzieren. Damit bezahlt sie beispielsweise die Instandhaltung der Instrumente.

Scarlett O' ist eine der rund 4.000 solo-selbstständigen Künstler, die in Brandenburg registriert sind. Mit 1.000 Euro Einmalauszahlung schafft das Land Brandenburg keine Existenzsicherung. Die Hilfen sind dazu gedacht, dass Künstler bei der Weiterentwicklung ihrer Projekte unterstützt werden. Vier Millionen Euro vom Land stehen für frei- und hauptberuflich tätige Künstler bereit. Bisher sind nach Informationen von Stephan Breiding, Pressesprecher des Kulturministeriums, mehr als 500 Anträge für Mikro-Stipendien im Kulturministerium eingegangen, von denen 420 Anträge bewilligt wurden. Nun plant das Kulturministerium, die Stipendienbewerbung zu verlängern.

Die Band "GlasBlasSing" überbrückt mit Corona KreditenDie Band "GlasBlasSing" überbrückt die Zwangspause mit Corona-Krediten

Kompletter Einkommensausfall

Der Grünheider David Möhring war einer der ersten, die das Mikro-Stipendium in Brandenburg erhalten haben. Er ist seit zehn Jahren selbstständiger Musiker und gehört zu der Comedy-Band "GlasBlasSing". Sie machen Musik mit Flaschen und können von ihren normalerweise gut 100 Auftritten im Jahr gut leben. Die bestehenden Corona-Beschränkungen bedeuten für die Band allerdings Auftrittsverbot. Das könnte existenzgefährdend für die Bandmitglieder werden. Aktuell lebt jeder noch von seinen privaten Rücklagen.

Möhring findet, dass zu wenig an die selbstständigen Künstler gedacht wird, die ohne Auftrittsmöglichkeit quasi Berufsverbot haben. Er fühlt sich als solo-selbstständiger Künstler von der Politik im Stich gelassen.

"Wir müssen nur versuchen, uns über Wasser zu halten!"

Seine Band hat Soforthilfe beantragt, doch die ist nur zur Deckung der Betriebskosten gedacht. Möhring führt aus, dass die laufenden Kosten überschaubar sind. "Wir müssen nur versuchen, uns über Wasser zu halten. Wahrscheinlich über Jobs und Arbeitslosengeld II, um dann parallel auch ein Programm zu erarbeiten, damit wir startklar sind, wenn wieder eine Form von Normalität eingetreten ist."

Das Mikro-Stipendium hilft Möhring zumindest, einen Monatszuschuss zu bekommen, um darüber hinaus Spritkosten für die Proben zu bezahlen, Mikrofone zu erneuern und die Flaschen-Instrumente weiter auszubauen. Möhring sagt klar: "Natürlich habe ich auch Existenzängste, wie viele meiner Kollegen. Es wird kein geringer Teil sein, der nach der ganzen Nummer hier auf ALG-II angewiesen ist."

Ungewisse Zukunft

Scarlett O' und David Möhring wollen mit ihren Musikprojekten im Herbst wieder auftreten. Allerdings haben beide Zweifel, ob das bis dahin wirklich wieder möglich ist. Scarlett O' führt aus: "Wir machen uns nichts vor, es wird vorläufig nichts sein ohne Abstandsregelung. Und ob da solche Konzerte, wie wir die machen, überhaupt möglich sind, ist die Frage."

Auch wenn für die Musiker vieles noch unklar bleibt, nutzen Scarlett O' und David Möhring ihre Energien und den Zuschuss des Mirko-Stipendiums. Damit können sie wenigstens ihre Projekte am Laufen halten, damit sie bald auch wieder finanziell von ihrer Kunst leben können.

Sendung: Inforadio, 08.06.2020, 15:55 Uhr

Beitrag von Larissa Mass

1 Kommentar

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    Klingt so vielversprechend die Überschrift, aber der Inhalt ist ja voll peinlich. 1000€ Hilfe vom Staat. Wieder so eine Lachnummer. Altmaier und Co haben 50 Milliarden Hilfe vor knapp 3 Monaten angekündigt. Davon wurden gerade mal 13 bislang an die unter Berufsverbot stehenden Soloselbstständigen weitergeleitet.

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