Neue Verordnung in Brandenburg - Reeder kritisieren verschärfte Maskenpflicht auf Ausflugsschiffen
Nach der neuen Corona-Verordnung in Brandenburg müssen Passagiere auf Ausflugsschiffen auch auf dem Freideck Mund und Nase bedecken. Vorher war das nur unter Deck vorgeschrieben. Den Reedereien macht das zu schaffen. Von J.-A. Döring
Während in Brandenburg zuletzt weitere Corona-Verordnungen gelockert wurden und vieles wieder erlaubt ist, gelten für die Ausflugsschiffe auf Brandenburger Gewässern jetzt wieder strengere Regeln.
Verschärfung statt Lockerung
Seit dem 25. Mai dürfen die Schiffe wieder fahren, doch galt neben dem Sicherheitsabstand von 1,5 Metern eine Maskenpflicht bislang nur unter Deck, in den Gängen oder beim Ein- und Aussteigen. Auf Verordnung der Landesregierung vom 12. Juni [www.landesrecht.brandenburg.de] müssen seit vergangenem Dienstag Passagiere und Besatzungsmitglieder nun auch an der Luft auf dem Außendeck den Mund-Nasen-Schutz tragen. Die neue Verordnung fasst Schiffsausflüge, Busreisen, Stadtrundfahrten und vergleichbare touristische Angebote in einer Kategorie zusammen, womit dort für alle Fortbewegungsmittel die gleichen Hygieneregeln gelten.
Mund-Nase-Schutz nur in Brandenburg
Das Gesundheitsministerium bestätigte dem rbb am Donnerstag, dass auf Ausflugsschiffen in Brandenburg Maskenpflicht besteht. Zum Essen und Trinken dürfe die Maske jedoch abgenommen werden.
In Berlin greifen die Vorgaben für die Maskenpflicht hingegen nicht. Auf den dortigen Gewässern können Passagiere den Mund-Nase-Schutz dann abnehmen.
IHK kritisiert Vorgaben
Tourismusexpertin Manuela Neumann von der Brandenburger Industrie- und Handelskammer (IHK) kritisiert die verschärften Regeln: "Die Schiffe sind nur halb voll und dann müssen die Gäste auch bei über 20 Grad eine Maske tragen. Das will doch keiner tun", zeigte sie sich überzeugt.
Auch Michael Kutzker von der Reederei Kutzker in Grünheide (Oder-Spree) zeigte für die Verordnung am Donnerstag gegenüber dem rbb wenig Verständnis. Das belaste ihn und andere Anbieter von Fahrgastschifffahrten schwer. Kutzker sagte: "Viele Kunden rufen an und fragen, ob das mein Ernst ist."
Aufruf an die Politik
Dem Unternehmer zufolge tauschen sich die Reederei in Brandenburg derzeit über die neue Situation aus und wollen gegebenenfalls gemeinsam gegen die Verordnung angehen. Mehrfach habe Kutzker bereits mit Rolf Lindemann (SPD), dem Landrat des Kreises Oder-Spree, gesprochen. Auch dieser sehe die Vorgaben kritisch und habe eine Zusage für Ausnahmereglungen gegeben. "Das hat der Landrat von Oder-Spree gesagt - nutzt aber den anderen 25 bis 30 Firmen in Brandenburg, wie etwa der Weißen Flotte in Potsdam, nichts", so Kutzker weiter.
Deshalb hätten er und andere Betreiber über das Bürgertelefon Kontakt zum Gesundheitsministerium des Landes aufgenommen, um die Rückkehr zur alten Regelung zu bewirken. Notfalls wollen die Reedereien sogar juristische Schritte einleiten.
Sendung: 18.06.2020, 15:42 Uhr