Schule und Corona - Abschlussklassen in Brandenburg weiterhin im Präsenzunterricht

Mi 20.01.21 | 18:18 Uhr | Von Isabel Röder
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Schülerinnen einer 12. Klasse sitzen während einer Unterrichtsstunde (Quelle: dpa/Gregor Fischer)
Video: Brandenburg Aktuell | 20.01.2021 | C. Krippahl/P. Manske | Bild: dpa/Gregor Fischer

Im Gegensatz zu allen anderen dürfen die Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen zum Präsenzunterricht in die Schulen kommen. Bei den Beteiligten kommt das gut an. Von Isabel Röder

Für Rita Lange, Schulleiterin am Carl-Friedrich-Gauß Gymnasium in Frankfurt/Oder ist es genau die richtige Entscheidung, die Abschlussklassen in der Schule zu unterrichten: "Da alle anderen zuhause sind, haben wir in der Schule viel Raum und können die Abstände gut einhalten." Am Dienstag haben sich Bund und Länder darauf geeinigt, die Schulen und Kitas bis zum 14. Februar geschlossen zu halten. Brandenburg hält am Präsenzunterricht für die Abschlussklassen aber weiterhin fest.

Unterricht in mehreren Räumen

Die Schüler:innen der 10. und 12. Klasse, die jetzt vor dem Mittleren Schulabschluss beziehungsweise dem Abitur stehen, werden am Gauß-Gymnasium soweit möglich in der Aula oder einem großen Hörsaal unterrichtet. Für die Unterrichtsstunden in normalen Klassenräumen werden sie geteilt. "Im Idealfall gibt es eine Videoverbindung in den anderen Raum oder die Lehrkraft pendelt zwischen den Räumen", sagt Schulleiterin Lange.

Elternsprecher René Henze steht bei jeder Entscheidung zwischen den Stühlen. "Es gibt die Eltern, die mehr Distanzunterricht möchten. Andere möchten mehr Präsenzunterricht, und die dritten sind mit der Klassenteilung und der Videoübertragung nicht zufrieden." Eine Lösung für alle, sei da nicht in Aussicht.

Mehr Auswahl bei Prüfungsaufgaben

Eindeutig positiv sieht hingegen Schulsprecher Marco Hartmann die Ausnahme für die Abschlussklassen. Im Distanzunterricht hatten ihm und seinen Klassenkamerad:innen die Möglichkeit gefehlt, Fragen zu stellen. "Rückfragen zum Stoff mussten wir per E-Mail klären, das hat ewig gedauert. Wenn es einer aus dem Kurs verstanden hatte, wurde er mit Nachrichten überflutet. Das war einfach stressig." Der 12-Klässler schreibt im Frühjahr Abitur.

Für die Prüfungen plant die Landesregierung den Aufgabenpool zu erweitern. Dadurch können Lehrer:innen die Aufgaben gezielter auswählen. "Was wir im letzten Schuljahr im Distanzunterricht durchgenommen haben, ist nicht so fest in unseren Köpfen", sagt Schulsprecher Hartmann. Gut, wenn das aus der Prüfung herausgenommen werden könne.

Stadtverkehr mit regulärem Fahrplan

Da momentan nur wenige Schüler:innen und Berufspendler unterwegs sind, ist auch in Bussen und Bahnen mehr Platz. Die Stadtverkehrsgesellschaft Frankfurt fährt seit 11. Januar wieder den regulären Fahrplan. Obwohl der Lockdown verlängert wurde, will sie das beibehalten. Sprecher Ken Wegener. "So haben die Fahrgäste die Möglichkeit, in den Stoßzeiten auf einen späteren Bus auszuweichen." Verhältnisse wie in Berlin gebe es in Frankfurt nicht. Nur einzelne Linien Richtung Klinikum werden stärker genutzt.

Bisher funktioniert der Präsenzunterricht am Gauß-Gymnasium. Seit Jahresbeginn musste niemand in Quarantäne, teilt Schulleiterin Rita Lange mit. Jetzt hofft sie, mit dem erarbeiteten Konzept erstmals arbeiten zu können. Vor Weihnachten sei es nur chaotisch gewesen, erinnert sich Schulsprecher Marco Hartmann: "Mitten am Tag hat sich ein Lehrer vor die Klasse gestellt und gesagt, ihr geht jetzt nach Hause in Distanzunterricht."

 

Was Sie jetzt wissen müssen

Sendung: Antenne Brandenburg, 21.01.2021, 07:30 Uhr

Beitrag von Isabel Röder

37 Kommentare

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  1. 37.

    Ich, Lehrer, habe meine Schüler der 10. regelmäßig nach ihrer Einschätzung zum Thema befragt: größte Zufriedenheit, wollen lieber weiter Präsenzunterricht und fühlen sich privilegiert. Begründen das auch sehr gut, nämlich mit weit höherem Lerneffekt. Ich unterrichte an einer Oberschule.

  2. 36.

    Sie sprechen mir aus dem Herzen. Ich bin ein solcher Lehrer, der mittlerweile am Ende seiner Kraft angelangt ist. Und wenn Frau Dr.Lange an ihrer Schule Videoübertragung hat, dann heißt das nichts für andere Schulen in FF- die können davon nur träumen! So ist das halt, wenn die Ministerin keine Ahnung hat(und nicht haben will?), wie und ob immer neue Regelungen in der Praxis überhaupt funktionieren!

  3. 35.

    Sie sprechen mir aus dem Herzen. Ich bin ein solcher Lehrer, der mittlerweile am Ende seiner Kraft angelangt ist. Und wenn Frau Dr.Lange an ihrer Schule Videoübertragung hat, dann heißt das nichts für andere Schulen in FF- die können davon nur träumen! So ist das halt, wenn die Ministerin keine Ahnung hat(und nicht haben will?), wie und ob immer neue Regelungen in der Praxis überhaupt funktionieren!

  4. 34.

    Frau Panda, das ist sehr gut zusammengefasst!
    Schüler, Lehrer und Eltern können nicht nachvollziehen warum jetzt 10. Klassen in den Unterreicht gehen müssen. Die Schulen sollten im Sommer Konzepte (wie zum Beispiel Wechselunterricht) ausarbeiten die funktionieren würden und dürfen die jetzt aber nicht umsetzen. Stattdessen wird einfach nur Präsenzpflicht vorgegeben. Es wäre sinnvoll sich wenigstens auf tatsächlich prüfungsrelevante Fächer zu beziehen! Dort wäre dann auch genügend Abstand möglich. Stattdessen muss alles präsent unterrichtet werden. Sport draußen ist per Ministeriumsvorgabe durchaus auch bei Minustemperaturen zulässig? Musik, Darstellendes Spiel etc. wird in klassenübergreifenden Lerngruppen unterrichtet? Infektionsschutz ist so nicht möglich und Prüfungsvorbereitung bedeutet nicht in einem Klassenraum zu sitzen und jede zweite Stunde einen Lehrer zu sehen. Frau Ernst, lassen Sie doch wenigstens zu, daß die Schulen Ihre gut überlegten Konzepte umsetzen können!

  5. 33.

    Ich verstehe nicht, warum man in der besonderen Situation nicht auch besondere Wege gehen kann. Man könnte es jedem Schüler in jedem Jahrgang, besonders in den Abschlussklassen, selbst überlassen, ob er das Jahr wiederholt und dies ohne Nachteile (z. B. beim Bafög, bei der Rente). Dies sollte man auch kurzfristig beschließen., um den Druck raus zu nehmen. Wer seine Prüfungen schreiben will, kann es tun, die Anderen eben nicht und wiederholen das Jahr, ohne offiziell als Sitzenbleiber deklariert zu sein.
    Aber Brandenburg war auch letztes Jahr das einzige Bundesland, das so tat als wäre alles normal. Keine Verschiebung der Abiturprüfungen wie in allen anderen Bundesländern. Es fehlte den Schülern die wichtige Zeit, um beispielsweise in Biologie sämtliche Experimente nochmals durchzugehen und das, obwohl es in Brandenburg die meisten Leistungskurse gab. Stattdessen gab es wochenlange Unsicherheit, ob das Abitur überhaupt geschrieben wird. Nicht gerade motivierend!

  6. 32.

    Tja, wenn man in Deutschland die Schule für die weitere Karriere nicht so drastisch überbewerten würde, es kein dreigliedriges Schulsystem und keinen NC gäbe und es in den Oberstufen klar wäre, dass man auch mit verpasster Stochastik Vertiefung Mathematik studieren kann, könnte man das alles erheblich lockerer sehen. Irgendwann kräht eh kein Hahn mehr nach der Schule.

  7. 31.

    Alt-Westberlinerin: was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Soviel zur Grundschule.

    Und dass einige Betriebe und Firmen angekündigt haben keinen Azubi in den nächsten Jahren einstellen zu wollen, ist sehr dramatisch. Jeder Klassenstufe steht ordentlicher Unterricht zu!

  8. 30.

    "...dürfen die Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen zum Präsenzunterricht in die Schulen kommen. Bei den Beteiligten kommt das gut an" @Fr. Röder sehr einseitige Berichterstattung. Ein positives Feedback aus FF/O. spricht nicht für ganz Brandenburg. Die Abschlussklassen "müssen" in den Präsenzunterricht. Die Eltern "dürfen" nicht selbst über die Präsenz entscheiden. Der aktuelle Beschluss der Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten sprach aber eindeutig gegen eine Präsenzpflicht. Brandenburg zieht das aber wohl wieder im Alleingang durch. Die Kommentare hier zeigen, dass die Realität im Präsenzunterricht am Ziel vorbeigeht.

  9. 29.

    Kaum ist eine Krise da, schon zeigen sich die Unzulänglichkeiten dieses Bildungssystems.
    Unfähigkeit der Verantwortlichen und kein Plan wie es weiter gehen soll.
    So ist das wenn man sich zu Tode spart, egal ob in der Bildung oder bei der Gesundheit.
    Wenn das ganze mal vorbei ist wird wieder so weiter gemacht. Die Menschen werden wieder meckern und nichts ändern.
    Jede Schule wurschtelt vor sich hin. Warum gibt es in diesem Land kein einheitliches Bildungssystem? Wahrscheinlich ist nicht überall 1+1=2;-). Jedes Kind braucht wahrscheinlich eine extra Schule und ein anderes Lehrbuch.
    Leider wird sich nichts verbessern, die Entscheider in diesem Land schicken ihren Nachwuchs bestimmt nicht auf eine normale Schule.

  10. 28.

    Frau Ernst ist die Ehefrau vom Scholz, Olaf ...
    Noch Fragen?
    Ach so ... Kinder hat sie auch nicht : D

  11. 27.

    Platz und Hygiene egal - GELERNT wird so nix. Ein zwischen zwei Räumen hin und her hampelnder Lehrer bringt so viel wie eine schlechte Kopie aus einem alten Schulbuch per Mail verschickt. Wie da ein MSA bestanden werden soll ist unklar. Die Schüler wissen nicht einmal, wie die Gruppenprüfungen in der Fremdsprache funktionieren sollen.

    Und nochmal an die GRUNDschulmütter: hier geht's um die 10., 12. und 13. Klasse und NICHT um Grundschüler! In 10 weiteren Schuljahren wird der Stoff sicher nachgeholt.

    Der Abschluss aber nicht!

  12. 26.

    Prüfung wie gewohnt ablegen, um die Qualität zu sichern. Wem das Ergebnis nicht gefällt, darf die Klasse wiederholen, ohne negative Aktenvermerk.
    Wer versetzt werden möchte und von der Schule als fähig bescheinigt wird darf, wer nicht möchte darf wiederholen. Sitzenbleiben ist nicht schlimm und in dieser Krise schon gar nicht.
    Einschulungsstichtag vorziehen, ist erst für nächstes Jahr geplant. Da geht auch was.
    Und für alles andere findet sich eine Lösung.

  13. 25.

    Ich habe mir jetzt auch den kleinen Videobeitrag angeschaut, in welchem Britta Ernst meint, dass in den Schulen nun genug Platz sei und man in zwei Räumen unterrichten könne. Natürlich kann man die Klasse teilen und in zwei Räumen unterrichten. Bei keiner digitalen Ausstattung muss sich jedoch der Lehrer teilen und kann nicht beide Klasse gleich unterrichten. Ich möchte mal ihr didaktisches Konzept sehen, wie sie zwei Klassen situationsflexibel simultan unterrichten würde. Hat die eine Gruppe eine Verständnisfrage, kommt der Lehrer nicht mehr rechtzeitig zur Ergebnissicherung in den anderen Raum. Benötigt die eine Gruppe mehr Zeit, um die Aufgaben zu bearbeiten, ist die andere Gruppe bereits fertig und langweilt sich. Kann das der Lehrer überblicken, wenn er in nur einem Raum ist? Eben!

  14. 24.

    Der Beitrag ist sehr einseitig gestaltet. Es ist aber wirklich schön, dass die Schule bisher noch keinen Fall hatte. Ich hoffe für sie, dass dies auch so bleibt. An unserer Schule waren schon einige Fälle und vor allem Klassen und Lehrer in Quarantäne. Auch bei nachgewiesener Krankheit mussten auch die KuK weiterhin Aufgaben versenden, weil die SuS ja unterrichtet werden sollen. Ohne Frage ist dies richtig, dass die SuS ein Recht auf Bildung haben. Ich sehe jedenfalls auch die Seite der Lehrer, die vor lauter Stress (Schulleitung, Eltern, KULTUSMINISTERIUM) nicht mehr ein und aus wissen. Distanzlernen ist für die Abschlussklassen definitiv besser. Sie sitzen nicht in der Schule dicht aufeinander, sie können dem ganzen Unterrichtsstoff beiwohnen (und nicht nur 50%, wie es in den Kommentaren erwähnt wurde) und sie bleiben gesund und werden keine Überträger. Ich bin fassungslos von dieser Regierung!

  15. 23.

    Sachsen macht auch diesen Blödsinn. Von überall her werden die LehrerInnen und SchülerInnen in die Kreisschulen gekarrt. Egal ob Lehrer mit Vorerkrankungen oder 65J. Oder Schüler mit gefährdeten Eltern. Test nur einmal und freiwillig. Und da wundert man sich über die überfüllten Krankenhäuser und vielen Toten. Einfach unverantwortlich.

  16. 22.

    Ich sehe das sehr sekptisch was Herr Woidtke dort veranstaltet . Durch die Regelungen die wir hier momentan haben , Präsensunterricht für Abschlussklassen. Werden in anderen Bereichen wie Übertriebliche Ausbildung genutzt.
    Das kann nicht sein wenn man eine Pademie bekämpfen will. Das dies vollzogen werden kann wöchtenlich reisen Jugendliche an . Aus allen Landkreisen mit hohen Fallzahlen selbst aus Berlin .

  17. 21.

    Zum Kinder machen hat’s gereicht, aber Kindern im Alter der Grundschule etwas beibringen, das geht dann plötzlich nicht mehr. Ich wünschte es gäbe endlich einen Elternführerschein. Dieses Gejammer ist untragbar und die Kinder werden durch die Eltern für immer geschädigt.

  18. 20.

    @Mutter, fassungslos bin ich schon lange,was welchen Stellenwert Familien und Kinder in diesem Land haben, aber wie sollten denn alle Jahrgänge das Jahr wiederholen? Wo kommen die Lehrer und die Räume her für die Kinder, die im Sommer eingeschult und was ist mit den Kindern, die in die Kita eingewöhnt werden sollen? In Schulen und Kitas wird rotiert, Lehrer geben Abschlussklassen ab und bekommen wieder eine neue Klasse, wenn aber keine Klasse geht wie soll das gehen???

  19. 19.

    Wahljahr ! Ich bin enttäuscht von unserer Landesregierung, sie müssen ja ihr eigene Süppchen auf Kosten der Bevölkerung kochen.

  20. 18.

    Die Lehrer kommen aus Cottbus mit dem Zug oder Berlin mit der S-Bahn. Die Schüler zum Großteil mit der S-Bahn. Ob Eltern wegen Vorerkrankungen gefährdet sind, spielt keine Rolle. Verteilt auf zwei Klassenzimmer bleibt meist nur das Ausfüllen von Übungsblättern, weil sich der Lehrer ja nicht teilen kann. Dafür aber wird auch jedes Nebenfach unterrichtet, das bei der MSA-Prüfung gar nicht geprüft wird. Vor allem in den 10. Klassen ist das ein solcher gesundheitspolitischer Unfug, auf den Menschen, die die Bekämpfung der Pandemie ernst nehmen, nur den Kopf schütteln können.

    Warum lässt Woidke, warum lassen CDU und Grüne den gefährlichen Unfug von Britta Ernst zu? Wenn der Nachbar Berlin den Präsenzunterricht genauso aussetzt wie die anderen Bundesländer auch, dann scheinen ja fast alle anderen Kabinette der Länder eine andere Meinung als Allein- und Besserwisserin Ernst! Wer stoppt sie. Im Namen der Gesundheit von Lehrern, Schülern und Eltern? Bevor die mutierten Viren in Brandenburgs Schulen zuschlagen?

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