Spielhallen wegen Corona geschlossen - Experten befürchten Abwanderung von Spielsüchtigen ins Internet

Di 19.01.21 | 15:33 Uhr
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Online-Casino auf einem Laptop-Bildschirm. (Quelle: dpa/J. Domb)
Audio: Antenne Brandenburg | 19.01.2021 | Georg-Stefan Russew/Torsten Glauche | Bild: dpa/J. Domb

Die Corona-Pandemie birgt für Spielsüchtige Chancen und Risiken. Durch die Schließung von Spielhallen und Casinos können Betroffene in der realen Welt nicht mehr zocken. Zum anderen befürchten Experten, dass Spielsüchtige vermehrt ins Internet abwandern könnten.

Von drückenden Beats unterlegt schreit Elektro-Ikone H. P. Baxxter einen seiner größten Hits momentan regelmäßig den Fernsehzuschauern zu. Doch statt eines neuen Videos seiner Band Scooter, lockt der blondierte Frontmann ins Online-Casino - für einen Werbedeal mit einem Glücksspiel-Anbieter.

Mehr Werbung in der Krise

Der Baxxter-Spot sei nur einer von derzeit vielen, sagt Andrea Hardeling von der Brandenburger Landesstelle für Suchtfragen. Ihr zufolge haben die Anbieter von Online-Glücksspielen und Sportwetten gerade in der Corona-Krise ihre Werbeaktivitäten im Internet und Fernsehen massiv verstärkt. "Auf einen Schlag waren Online-Glücksspielangebote sehr viel präsenter", unterstrich die Geschäftsführerin der Landesstelle. "Wenn sie in Zeiten von Home-Office nach dem Starten ihres Computers als erstes auf Werbung von Glücksspiel-Anbieter stoßen, ist das natürlich für Menschen, die ein Problem mit Glücksspielen haben, besonders schwierig."

Der Baxxter-Spot ist nur einer von derzeit vielen, sagt Andrea Hardeling von der Brandenburger Landesstelle für Suchtfragen. Ihr zufolge haben die Anbieter von Online-Glücksspielen und Sportwetten gerade in der Corona-Krise ihre Werbeaktivitäten im Internet und Fernsehen massiv verstärkt. "Auf einen Schlag waren Online-Glücksspielangebote sehr viel präsenter", unterstrich die Geschäftsführerin der Landesstelle. "Wenn sie in Zeiten von Home-Office nach dem Starten ihres Computers als erstes auf Werbung von Glücksspiels-Anbieter stoßen, ist das natürlich für Menschen, die ein Problem mit Glücksspielen haben, besonders schwierig."
Der Baxxter-Spot ist nur einer von derzeit vielen, sagt Andrea Hardeling von der Brandenburger Landesstelle für Suchtfragen. Ihr zufolge haben die Anbieter von Online-Glücksspielen und Sportwetten gerade in der Corona-Krise ihre Werbeaktivitäten im Internet und Fernsehen massiv verstärkt. "Auf einen Schlag waren Online-Glücksspielangebote sehr viel präsenter", unterstrich die Geschäftsführerin der Landesstelle. "Wenn sie in Zeiten von Home-Office nach dem Starten ihres Computers als erstes auf Werbung von Glücksspiels-Anbieter stoßen, ist das natürlich für Menschen, die ein Problem mit Glücksspielen haben, besonders schwierig."

Hardeling vermutet, dass die zum Teil aggressive Werbung verfänglich sein könnte. Die Suchtbeauftragte zieht Analogien zum Alkoholkonsum heran. Abhängige gerieten in größeren Stresssituationen vermehrt in den Sog ihres Suchtmittels. So eine komplizierte Situation könne die Corona-Krise bei Betroffenen ausgelöst haben und sie in der Folge der Versuchung erliegen lassen. Das Spielen werde zum Katalysator, besser mit der Lage klarzukommen. "Wir wissen auch, dass Menschen, die eh schon riskant konsumieren, in solchen Situationen möglichweise noch mehr konsumieren", betont Hardeling.

Sucht mit langem Vorlauf

Aktuelle Zahlen liege der Landesstelle nicht vor. Hardeling betonte auch, dass man aktuell noch nicht abschätzen könne, wie sich die Pandemie auf die Zahl der Glücksspiel-Süchtigen auswirke. Man müsse derzeit auf Erfahrungswerte zurückgreifen, weil es eine sehr lange Vorlaufzeit benötige, bis sich Betroffene mit ihren Problemen tatsächlich zu erkennen geben.

Das bestätigt auch Bernd Kramarczyk von der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Fürstenwalde (Landkreis Oder-Spree). Meist gingen viele Jahre ins Land bis der Leidensdruck so groß werde, bis Betroffene sich bei ihm meldeten und nach Hilfe verlangten. "Wir können potenziell gefährdeten Menschen nur empfehlen, wenn sie selbst das Gefühl haben, dass ihr Verhalten im Moment nicht mehr funktioniert, Kontakt mit uns aufzunehmen. Wir werden im Einzelfall gucken, wie wir ganz konkret verfahren", sagt Kramarczyk.

Zocken als Ausweg mit Folgen?

70 bis 80 Prozent seiner Klienten spiele noch ganz analog an Spielautomaten. "Da hat mir einer neulich gesagt, wie positiv der Lockdown für ihn sei, weil ja alles geschlossen sei und er so nicht mehr in Versuchung gerate", berichtet der Suchtberater. Allerdings habe auch er die verstärkte Werbung für Online-Glücksspiel bemerkt. Wie viele sich diesem Sog dann hingeben, wisse er nicht. Bernd Kramarczyk hofft inständig, dass Online-Casinos keine Alternative zu Spielautomaten werden. Außerdem mahnt er, auch wenn man sich auch durch die Corona-Krise in einer negativen Grundstimmung befindet, dass Zocken oder Online-Wetten keine Antworten sein sollten. Das Glücksspiel führe nur zu weiteren Problemen.

Die Folgen für die Betroffenen seien unabsehbar, sagt auch Andrea Hardeling. Da im Internet keine realen Geldscheine über die Theke gingen, sondern digital gezahlt werde, erscheine der reale Verlust nur noch abstrakt. So hätten Spieler keinen Überblick mehr, wie viel Geld sie schon verzockt haben, weil alles so schnell gehe, betonte sie. So können bereits in kurzer Zeit mehrere hundert Euro verloren gehen.

Online-Glücksspiel bald legal

Online-Glücksspiele sind laut der Bundesdrogenbeauftragten, Daniela Ludwig, in Deutschland aktuell eigentlich nicht legal. Anbieter nutzten aber ein Schlupfloch über Schleswig-Holstein. Das Bundesland habe einer entsprechenden Vereinbarung zum Verbot nicht zugestimmt. Ab Mitte 2021 soll Zocken im Internet auch bundesweit erlaubt sein. Mit dem sogenannten Glücksspielneuregulierungsstaatsvertrag ziehen die anderen Bundesländer im Juli vermutlich nach.

Da Spiel-Anbieter meist in anderen EU-Ländern wie etwa in Malta sitzen, versprechen sich die Glücksspielbehörden durch die Legalisierung auch mehr Kontrolle über den Markt. So sieht der Vertrag strengere Regeln vor. Geplant sind etwa ein Einzahlungslimit von 1.000 Euro pro Monat. Ist das Geld verloren, wird das Benutzerkonto gesperrt. Außerdem sieht das Gesetz vor, dass Veranstalter etwa von Sportwetten oder Online-Casinos automatisierte Früherkennungen von suchtgefährdeten Spielern einsetzen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 19.01.2021, 14:40 Uhr

3 Kommentare

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  1. 3.

    Wenn doch das Online Glücksspiel so verwerflich ist, warum wird es dann bald in ganz D legalisiert? Um eventuell auch Steuereinnahmen zu generieren? Und welchen lenkenden Einfluss hat der Staat bei der anonymen Spielscheinabgabe in den Lotto Annahmestellen? KEINE! Warum wird nicht jede Art von Glücksspiel verboten? Weil Vater Staat teilweise am Glücksspiel auch ganz gut verdient?

  2. 2.

    Die Spielsucht wird uns als Gesellschaft in den nächsten Jahren noch gewaltig beschäftigen, fürchte ich.

    Die Spielhallen nach und nach zu schließen, war und ist ein richtiger Schritt. Dafür aber die Suchtproblematik in die Wohnstuben zu verlagern und obendrein für alle zugänglich zu machen, entspricht leider mindestens zwei Schritten zurück.

    Meine Achtung vor all diesen Baxxters, Häßlers, Kahns und wer da noch fleißig mitwirbt und -verdient, ist - soweit sie jemals vorhanden war - ins Bodenlose gesunken. Schämt euch!

  3. 1.

    Es ist sehr gut, dass dieses Thema endlich einmal angesprochen wird. Leider lesen es nicht die richtigen Leute. Wahrscheinlich ist alles erlaubt, was Geld bringt und Reiche noch reicher macht. Warum darf im gesamten Bundesgebiet Werbung für Internetglücksspiel gemacht werden, wo es doch überall ausser in Schleswig-Hollstein verboten ist. Doch nur, weil es bei den Privatsendern Reiche noch reicher macht.

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