Wochenserie | Tagebuch aus dem Home-Schooling - Wie lange soll das noch so weitergehen?

Fr 15.01.21 | 11:27 Uhr
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Anton im Schnee - Home-Schooling
Audio: Antenne Brandenburg | 14.01.2021 | Eva Kirchner | Bild: Eva Kirchner/rbb

Wenn das Kinderzimmer zum Klassenraum wird und die Mama zur Lehrerin, dann beginnt ein neuer Tag im Home-Schooling. Eine nervenaufreibende Zeit. Auch für rbb-Reporterin Eva Kirchner. Sie sitzt derzeit mit ihrem Sohn Anton zu Hause. Ein Erfahrungsbericht.

 

Anton geht in die 6. Klasse einer Fürstenwalder Grundschule. Er muss Mathe, Deutsch, Englisch, Naturwissenschaften und sogar Kunst und Sport noch mindestens zwei Wochen zu Hause machen. rbb-Autorin Eva Kirchner über die Tücken in ihrem Familien-Schul-Alltag.

Der Start in den Schultag, er ist derzeit so ganz anders. Kein Stress und Drängeln, weil wir schon spät dran sind, in Ruhe frühstücken, kein Hetzen auf dem Schulweg und zu spät zum Unterricht kommen, das gibt es auch nicht. Klingt, als ob es bei uns jetzt sehr harmonisch zuginge. Doch weit gefehlt. Vor allem in den Morgenstunden muss ich viel Überzeugungsarbeit leisten. Es fällt mir zunehmend schwerer, Anton aus dem Bett zu kriegen. Das Druckmittel "Schulbeginn" zieht nicht und jeden Morgen bettelt er um ein paar Minuten länger im Bett. Deswegen versuche ich den Tag einigermaßen durchzustrukturieren. Und das fängt nun mal mit dem zeitigen Aufstehen an. Nicht so früh wie sonst, aber so, dass wir spätestens halb neun am Schreibtisch sitzen.

Klare Strukturen sind wichtig. Nicht nur für Anton, sondern auch für mich. Diese Erfahrung habe ich bereits in der ersten Home-Schooling-Phase im letzten Frühjahr gemacht. Unterricht zu Hause soll sich wenigstens ein bisschen so anfühlen wie in der Schule. Deshalb arbeitet Anton auch nach seinem normalen Stundenplan.

Das heißt, meistens machen wir sechs Unterrichtsstunden, manchmal auch nur fünf. Allerdings bin ich kläglich daran gescheitert, einen 45-Minuten-Rhythmus einzuhalten. Das funktioniert nicht. In manchen Fächern sitzen wir schon mal eineinhalb Stunden, weil Anton sich Themen erst einmal erarbeiten muss, bevor er die dazugehörigen Aufgaben lösen kann. Andere Hausaufgaben erledigt er in zwanzig Minuten.

Dazwischen legen wir kurze und auch lange Pausen ein. Wenn das Wetter es zulässt, verbringen wir die im Garten oder gehen spazieren. Heute sorgte der frisch gefallene Schnee für viel Spaß inklusive Schneeballschlacht. Unsere "große" Hofpause ging länger als geplant, doch die Bewegung an der frischen Winterluft macht den Kopf frei. Nicht nur Antons, sondern auch meinen. Denn obwohl dieser Schule-Zuhause-Alltag so gut es geht durchstrukturiert ist, bleiben Sorgen und Fragen. Wie lange soll das noch so weiter gehen? Eine Woche, zwei Wochen oder noch länger? Was macht dieses ständige Zuhausesein mit meinem Kind? Anton ist unausgeglichen und ihm fehlen seine Freunde, das spüre ich deutlich. Ich frage mich, wie lange halten wir Zwei das noch durch?

Vor allem die Planungsunsicherheit beschäftigt mich zunehmend. Wann kann ich wieder richtig und normal arbeiten – zu normalen Zeiten? Neue Themen bearbeiten, recherchieren und umzusetzen, das ist im Moment kaum möglich. Viel Spielraum habe ich nicht. Vielleicht mal schnell zwischendurch oder abends, wenn Anton im Bett ist. Aber eine Dauerlösung ist das auf keinen Fall.

Antworten auf meine Fragen, die kann mir im Moment niemand geben und so bleibt dieses Gefühl, irgendwie in der Luft zu hängen. Aber versuche das Beste aus der Situation zu machen und freue mich auf morgen. Dann ist nämlich Freitag, der letzte Schultag in dieser Woche.

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    Wie lange soll das noch so weitergehen?

    Wenn das Kinderzimmer zum Klassenraum wird und die Mama zur Lehrerin, dann beginnt ein neuer Tag im Home-Schooling. Eine nervenaufreibende Zeit. Auch für rbb-Reporterin Eva Kirchner. Sie sitzt derzeit mit ihrem Sohn Anton zu Hause. Ein Erfahrungsbericht.

     

  • Home-Schooling Wochenserie Anton und Eva Kirchner
    Eva Kirchner/rbb

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    rbb / Eva Kirchner-Rätsch

    Wochenserie | Tagebuch aus dem Home-Schooling 

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    Wochenserie | Tagebuch aus dem Home-Schooling 

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    rbb/Eva Kirchner-Rätsch

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9 Kommentare

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  1. 9.

    Gab es nicht 300€/Kind als Kinderbonus vom Staat für diese Dinge?
    Und das Hochladen und nur das erforderliche Drucken kann man ab Klasse 6 den Kindern beibringen, sollte man auch, und die wollen das lernen. Wenn Sie die Termine überwachen ist das sehr gut, auch wenn es keine Pandemie mehr gibt.

  2. 8.

    Ich wusste gar nicht, dass es bereits in der Vergangenheit eine weltweite Pandemie mit geschlossenen Schulen und Kitas gab?

    Sie können sicher praxisnahe Tipps,aus Ihrer Zeit im homeoffice mit paralleler Kinderbetreuung/ Unterricht zu Hause, mit uns teilen? Ich bin immer dankbar, von Organisationstalenten wie Ihnen zu lernen. Man lernt ja von den Besten!
    Gabs damls eigentlich schon Computer?

  3. 6.

    Ich kann das alles nachvollziehen. Ich bin Mama von 3 Söhnen. 8. Klasse, 6. Klasse und 2. Klasse. Zwischen der Leistung als Lehrerin in verschiedenen Fächern, Haushalt, Arbeit und Animation, essen mir meine Kinder auch noch die Haare vom Kopf. Der Kühlschrank ist ständig leer. Alle zwei Tage müssen wir einkaufen. Und ein Ende des Homeschooling ist nicht absehbar. Nebenbei bin auch noch Sekretärin meiner Kinder. Drucken und Hochladen von bearbeiteten Hausaufgaben zu bestimmten Terminen. Wir haben zum Glück die technischen Voraussetzungen, aber in vielen Familien fehlt es an allen Ecken und Enden und die Senatsverwaltung lässt die Schulen Tablets nur an BerlinPass-Inhaber aushändigen, obwohl es viele Familien gibt, die gerade so über die Runden kommen. An unserer Oberstufe z. B. gibt es 130 Tablets, es gibt aber nur 30 "Berechtigte". D. h. 100 Tablets liegen ungenutzt in der Schule. Es wurde wieder perfekt durchdacht.

  4. 5.

    Ist es nicht so, dass in erster Linie die Eltern für ihre Kinder zuständig sind und die Verantwortung haben und nicht alles auf Kitas, Schulen und die Politik abwälzen. Siehe andere Ländes, selbst in Europa. Ich musste auch Beruf und Kindererziehung unter einen Hut bringen und nein, ich habe nicht gleich einen Burnout bekommen.

  5. 4.

    Das geht noch mindestens bis zu den Osternferien so ohne Rücksicht auf Verluste bei den Kindern!
    Ich macht mir große Sorgen um die Zukunft meiner Kinder.

  6. 3.

    Das geht noch mindestens bis zu den Osternferien so ohne Rücksicht auf Verluste bei den Kindern!
    Ich macht mir große Sorgen um die Zukunft meiner Kinder.

  7. 2.

    ich verstehe nicht warum immer die frage gestellt wird wielange das noch geht. das wird noch so lange gehen wie die fallzahlen so hoch sind. ich kann mir nicht vorstellen das die politiker mit den entscheidungen glücklich sind. wenn ich aber immer wieder lese wie die maßnahmen unterwandert werden, fürchte ich wird es noch sehr lange so gehen mit den einschränkungen.

  8. 1.

    Ich kann alle Aussagen nur bestätigen. Bei uns ist es 1:1. Unser Sohn ist aber erst 9 und in einer 4. Klasse. Halten Sie durch.

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