Corona-Pandemie in Polen - Erleichterungen für Grenzpendler, aber härterer Lockdown ab Samstag

Do 25.03.21 | 18:12 Uhr
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Polnische Pendler stehen in Frankfurt (Oder) am deutsch-polnischen Grenzübergang Stadtbrücke und warten auf einen Corona-Test. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Bild: dpa/Patrick Pleul

Die Test-Pflicht an der deutsch-polnischen Grenze löst seit Montag Verwirrung aus. Lockerungen sollen die Situation für Pendler und Schüler erleichtern. Doch mit der weltweit fünfthöchsten Inzidenz geht Polen ab dem Wochenende in einen härteren Lockdown.

Die Stadt Frankfurt (Oder) hat per Allgemeinverfügung Erleichterungen für Grenzpendler erlassen. Das teilte die Verwaltung am Donnerstag in einer gemeinsamen Erklärung mit der polnischen Nachbarstadt Slubice mit. Deutschland hatte am vergangenen Wochenende Polen aufgrund der hohen Corona-Inzidenz zum Hochrisikogebiet erklärt.

Laut der neuen Frankfurter Regelung müssten Familien nach dem Besuch ihrer Angehörigen anschließend nicht in Quarantäne. Auch könnten Pendler die zwei vorgeschriebenen Testungen pro Woche zeitlich flexibel gestalten. Darüber hinaus müssten die negativen Testergebnisse nicht bereits bei Grenzübertritt vorliegen, sondern könnten nachgeholt werden. Sie bräuchten zudem einen aktuellen Beschäftigungsnachweis ihres Arbeitgebers und müssen sich dann am Arbeitsort oder auf dem Weg dorthin testen lassen.

Auf die Ausnehmeregeln für polnische Berufspendler, die in Brandenburg arbeiten, hatte das Brandenburger Innenministerium bereits am Montag hingewiesen.

Schulen dürfen polnische Schüler testen

Ähnliches gelte auch für polnische Schüler, die in Frankfurt zur Schule gehen. Zuvor hieß es aus einigen Einrichtungen, dass sie die Schüler nicht testen dürften, beziehungsweise dass Selbsttests von Schülern nicht ausreichten. Stattdessen müsse eine der Teststellen an der Grenze das Ergebnis absegnen.

Dem widersprach das Brandenburger Bildungsministerium am Mittwochabend auf Anfrage des rbb. Eine Sprecherin ließ verlauten: "Die Testungen können an Schulen vorgenommen werden. Eine Bescheinigung der Schule über das Ergebnis kann erfolgen und ist nach Information des Brandenburger Innenministeriums ausreichend."

Der Test müsse aber in der Schule erfolgen, so die Sprecherin weiter. Schulen, die noch nicht ausreichend Tests zur Verfügung hätten, würden von anderen Schulen unterstützt. Weitere Lieferungen seien unterwegs.

Die Stadt Frankfurt teilte mit, sie setze sich nun dafür ein, in Ausnahmefällen Selbsttests mit offiziellen Bestätigungen beispielsweise für Schüler anerkennen zu lassen.

Gratis-Tests für Brandenburg-Pendler

Nach der Einstufung Polens waren zum Wochenbeginn an der deutsch-polnischen Grenze drei mobile Teststationen in Betrieb genommen worden. Sie befinden sich an der Stadtbrücke Frankfurt (Oder), am Zollparkplatz der Autobahn A12 und in einem Industriegebiet in Guben (Spree-Neiße). Dort kam es zeitweise zu langen Warteschlangen. Am Donnerstag zeigte sich die Lage deutlich entspannter.

Ebensfalls am Donnerstag hieß es dann, dass auch Pendler aus Polen zukünftig zwei Tests die Woche umsonst bekommen sollen. Das bestätigte Joanna Józefiak von Brandmed in Slubice. Sie organisiert die Schnelltest-Zentren entlang der Grenze. Voraussetzung sei auch hier eine aktuelle Bescheinigung des Arbeitsgebers. Wer auf Durchreise etwa nach Berlin ist, muss die Kosten selber tragen.

Polnisches Gesundheitssystem vor dem Kollaps

Auf Polen kommen demnächst härtere Zeiten zu. Angesichts einer drastisch steigenden Zahl an Corona-Neuinfektionen verschärft das Nabchbarland den Lockdown weiter. Ab Samstag würden Möbelgeschäfte und Baumärkte mit großer Verkaufsfläche für einen Zeitraum von zwei Wochen geschlossen, sagte Gesundheitsminister Adam Niedzielski am Donnerstag. Das gleiche gelte für Friseursalons und Kosmetikstudios. Auch Kindergärten und Krippen müssen schließen, Ausnahmen gelten nur für die Betreuung von Kindern des medizinischen Personals und der Ordnungskräfte. Auch bei Gottesdiensten gelten neue Einschränkungen: Erlaubt ist künftig ein Besucher auf 20 Quadratmeter.

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Polen erreichte den zweiten Tag in Folge einen Rekordwert. Innerhalb von 24 Stunden kamen 34.151 neue Fälle hinzu, die meisten davon (5.430) in Schlesien, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Im gleichen Zeitraum starben 520 Menschen in Zusammenhang mit dem Virus.

Der bisherige Rekord bei den gemeldeten Neuinfektionen war mit 29.978 erst am Mittwoch erreicht worden.

Das polnische Gesundheitssystem sei an der Grenze des Kollapses, sagte am Donnerstag Premierminister Mateusz Morawiecki. Es sei die schlimmste Entwicklung seit 13 Monaten.

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Sendung: 24.03.2021, 16:40 Uhr

6 Kommentare

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  1. 6.

    Ehrlich gesagt, wenn ich so etwas lese,verschlägt es einem die Sprache. Polen tat nichts, um einzudämmen??? Woher kommt so eine Info? Geht ja wohl garnicht. Wenn man bei uns alle so konsequent sich an die Regeln halten würden, wie die Menschen in Polen. Ich habe in Sulecin eine Zweitwohnung und sehe schon ab Oktober 2020 ganz etwas anderes, nämlich, wie dort ein Lockdown abläuft ( Maskenpflicht auch draussen,unterschiedliche Einkaufszeiten,für Senioren und Berufstätige, Einkaufen ohne Geschubse und Schlange stehen an der Kasse, Schulen Kinder bis 4.Klasse unterschiedliche Zeiten und kein Durcheinander und Gewimmel in den Pausen, da jeder Lehrer mit seiner Klasse unterschiedliche Pausenzeiten hat. Die Kinder werden von den Eltern zur Schule gebracht und auch wieder persönlich von ihnen abgeholt, nix mit vollen Schulbussen. Ich könnte noch viel mehr aufzählen, z.B. das Massenimpfen der Bürger ohne Priorisierung. Und die Menschen verhalten sich alle sehr diszipliniert. Das ist Nichts Tun?

  2. 5.

    Wenn die Werte so hoch sind, Müssen entweder die Grenzen geschlossen werden oder generell getestet werden. Der Test müsste in Polen gemacht werden bevor sie nach Deutschland kommen. So wird das Virus hin und her getragen und kein Land schafft es. Fragt doch mal die Virologen ! Polen tat nichts um einzudämmen.
    Jeder schimpft auf Flugreisen de und nun müssen sie sich testen lassen, was ich gut finde dann aber auch besonders an den Grenzen mit so hohen Werten. Macht es endlich mal durchgängig damit wir wieder einigermaßen normal leben können.

  3. 4.

    Wird sich alles erledigen, wenn erstmal 90% der Firmen ihre Mitarbeiter testen, 2x pro Woche, und das Ergebnis schriftlich zertifizieren. Also das EWK Spandau (Krankenhaus der jsd)macht es nicht. Blöd, dass in Falkensee/HVL, fast 50.000 Einwohner, das Testzentrum nur Mo-Fr von 8-12Uhr geöffnet hat. Naja, Potsdam mit über 183.000 Einwohnern kommt ja auch mit nur 3 Testzentren klar.

    Schön wäre, wenn Menschen ihre Arbeitgeber melden würden, wenn sie keinen Test bekommen. Zur Not anonyme Info an das jeweilige Gesundheitsamt.

  4. 3.

    Das lässt sich kaum wieder trennen. Nicht nur der deutsche Außenminister auch polnische Bürger aus zentralen Gegenden sind sehr beeindruckt über den deutsch-polnischen Alltag in FF und Slubice. Wenn nur die schwierige Sprache nicht wär. Für beide Seiten schwierig.

  5. 2.

    Ich denke, es sollte alles vermieden werden, was Frankfurt (Oder) und sein historisches Gegenüber trennt. Es ist letztlich ja eine einzige Stadt aufgeteilt auf zwei Nationen, wobei die Nationen nicht über dem einheitlichen Stadtgedanken stehen sollten, sondern darunter angesiedelt.

    Nichtsdestotrotz gibt es unterschiedliche Regelungen in Deutschland und in Polen. Und eine jeweils andere Regierung mit anderer Prioritätensetzung. In Polen leider, pardon, dass ich das so sagen muss, eine, die von stärkerer Dickköpfigkeit geprägt ist. Das Virus lässt sich nur dummerweise von der P I S nicht zwingen.

  6. 1.

    Ich kann mich noch gut erinnern, dass Polen vor ein paar Wochen groß angekündigt Skigebiet geöffnet hatte. Alles hat seine Preis.

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