Nach Corona-Ausbruch am Werbellinsee - Staatsanwaltschaft prüft erste Strafanzeige gegen Altenheim

Mi 03.11.21 | 17:22 Uhr
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Blick auf ein Pflegeheim am Werbellinsee. (Bild: rbb)
Audio: Antenne Brandenburg | 03.11.2021 | Martina Rolke | Bild: rbb

Bei der Brandenburger Polizei ist am Mittwoch eine erste Strafanzeige im Zusammenhang mit dem Corona-Ausbruch in einem Altenheim am Werbellinsee (Barnim) eingegangen. Das bestätigte die Polizeidirektion Ost dem rbb auf Nachfrage.

Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) sei die Anzeige eines Bürgers bei der Internetwache der Polizei erstattet worden und lautet auf versuchte Körperverletzung mit Todesfolge. Die Staatsanwaltschaft werde den Sachverhalt nun prüfen.

Keine weiteren Fälle am Mittwoch

In dem Heim im Nordwesten Brandenburgs sind nach einem Corona-Ausbruch zwölf Bewohner im Zusammenhang mit einer Ansteckung gestorben. 44 Bewohner und 17 Mitarbeitende waren laut dem Landkreis Barnim positiv auf das Virus getestet worden. Neue Fälle wurden am Mittwoch nicht gemeldet. Weitere PCR-Testergebnisse werden bis spätestens Donnerstag erwartet.

Gegenüber dem rbb sagte der Sprecher des Landkreis Barnim, Robert Bachmann, dass die Ursache des Ausbruchs wohl nicht zu ermitteln sei. Gemeinsam mit dem Land hatte das Amt am vergangenen Donnerstag in dem Heim kontrolliert, ob die Hygienemaßnahmen eingehalten wurden. Verstöße wurden dabei nicht festgestellt. Jedoch habe der Leiter der Einrichtung nach einem positiven Testergebnis das Heim nochmals betreten. Gegen ihn läuft ein Bußgeldverfahren. Die Ursache für den Ausbruch war dieser Verstoß gegen die Quarantäneauflage allerdings nicht, denn zu dem Zeitpunkt waren schon mehrere Bewohner und Mitarbeiter infiziert.

Nach Kreis-Angaben liegt die Impfquote der Mitarbeitenden laut Amtsärztin Heike Zander bei 50 Prozent.

Bürgermeister von Schorfheide: "Ich bin baff und entsetzt"

Das Personal in dem Heim werde seit Bekanntwerden des Ausbruchs täglich auf das Virus getestet. Das Kabinett hatte am Dienstag eine tägliche Testpflicht für nicht geimpfte oder nicht genesene Pflegekräfte ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 100 beschlossen. Dies gelte unabhängig von der Inzidenz auch bei akuten Corona-Ausbrüchen.

Wie viele der erkrankten Bewohner aktuell im Krankenhaus behandelt werden müssen, ist bislang offen. Zu Beginn der Ansteckungen seien zwei Bewohner ins Krankenhaus gekommen, sagte Kreissprecher Robert Bachmann. Die Hausärzte der Bewohner entschieden über die Einweisung.

Der Bürgermeister von Schorfheide Wilhelm Westerkamp äußerte sich am Mittwoch mit Blick auf das Geschehen in dem Heim. Er sagte: "Ich bin baff und entsetzt".

Sendung: Antenne Brandenburg, 03.11.2021, 16:30 Uhr

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6 Kommentare

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  1. 6.

    Warum kommt es vermehrt in stark renditeorierten Betreibern zu solchen verheerenden Ausbrüchen? So von wegen "der sich nicht an die Regeln gehalten hat" und so.

    Jedes Tierheim wird genauer kontrolliert ob es die Vorschriften einhält. Wir brauchen ein Umdenken der Gesellschaft im Umgang mit unseren Alten, Schwächsten und Schutzbefohlenen.

  2. 5.

    Verletzung der Fürsorgepflicht, Grundanforderung an diesen profitorientierten Betrieb. Es gibt Gesetze in unserem Land, lesen Sie das BGB, auch Betreuungsrecht, steht alles gut leserlich geschrieben. Jeder Patient hat übrigens das Recht auf eine gesundheitsfördernde Pflege. Dazu gehört auch der Infektionsschutz. Alles im Vertrag mit der Einrichtung festgehalten.



  3. 4.

    Ja genau,dass die Bewohner wieder eingesperrt werden und wieder keine Besuche empfangen dürfen,finde ich absolut unmenschlich! Diese Bewohner sind weiß Gott alt genug, um selber Entscheiden zu können,welches Risiko sie eingehen möchten!Auch als eine 98 Jährige Bewohnerin vor kurzem dort im Heim im Sterben lag und es nicht zugelassen wurde,dass die Enkelin sie noch einmal Besuchen darf.Mir fehlen alle Worte,zu diesen Vorgängen!

  4. 3.

    Derjenige, der sich nicht an die Regeln gehalten hat, hat mit dem ausbruchsgeschehen nichts zu tun.
    Sonst hat man sich an alle verpflichtende Regeln gehalten.
    Und nun …. will man wieder die Bewohner einsperren und sie schützen egal ob die das wollen oder nicht ?
    Ist bestimmt besser wenn man jeden zu Wort kommen lässt, bis auf die betroffenen/Bewohner.
    Sarkasmus off

  5. 2.

    Wieviel von den positiven 44 Bewohnern und 17 Mitarbeitern waren denn geimpft? Das muss doch nun rauszukriegen sein.

  6. 1.

    Richtig so, das muss aufgeklärt und ggf hart bestraft werden!

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